Veröffentlicht: 30.01.2023
30.01.23 Ouzoud – Marrakech: Ich will heute mit dem Ende beginnen. Wir haben kurz nach 15 Uhr unseren Campingplatz Le Relais de Marrakech erreicht. Wir hatten gebucht, ansonsten wäre keine Chance gewesen, hier einen Platz zu finden. Aber auch so war das nicht ganz einfach, zumindest nicht für einige unserer Wohnmobile …
Das Dilemma nahm schon an der Pforte seinen Lauf, als uns ein Mann freundlich willkommen hieß und uns die Richtung anwies. Wie sich später herausstellte, war das aber gar kein Mitarbeiter des Campingplatzes. Wir tuckerten also brav auf dem angegebenen Weg, der immer schmaler wurde, nach links führte, nach rechts, vorbei an abgestellten Wohnmobilen, vor denen Camper saßen und Kaffee tranken, Wäsche wuschen oder mit ihren Kindern spielten. Und wir tuckerten weiter, wie eine Karawane auf der Suche nach einer Oase.
Jetzt würde es ins Bild passen, wenn die Sonne untergegangen wäre, aber solange tuckerten wir dann auch nicht. Irgendwann stoppte uns ein wirklicher Mitarbeiter und wies und einen Bereich zu, in dem wir unsere Wohnmobile abstellen konnten. Ricci stieg aus und wies jedem von uns seinen Platz zu. Das war oft nicht ganz einfach, weil es hier eine Menge Bäume und Sträucher gibt. Bis jeder sein Fleckchen Erde gefunden hatte, dauerte es also ein wenig. Hier sollten wir für die nächsten drei Tage stehen – der Erste ließ schon nach drei Minuten seinen Motor wieder an. Und plötzlich kam Bewegung in den ganzen Fuhrpark. Rücklichter gingen an, die Beifahrer waren am Winken und Rufen … Ich stieg aus, weil ich wissen wollte, was da los war. Angelika kam mir entgegen. Ich konnte das Entsetzen in ihren Augen sehen: „Da können wir nicht stehen bleiben, nein, auf keinen Fall. Die großen Dinger da …“ Mit den großen Dingern da meinte sie die Bäume. Ich dachte schon, sie hätte Angst, die könnten umfallen. Gab es etwa eine Sturmwarnung, die ich nicht mitbekommen hatte? „Nein“, sagte Angelika, „wir haben kein Fernsehen!“
Kein Fernsehen. Das war der Grund für die Panik, die sich immer schneller breit machte. Wohin ich auch schaute, drehten sich surrend Dachantennen, rangierten Wohnmobile zehn Zentimeter vor und zurück, oder wechselten gleich unter wütenden Kommentaren den Platz. Am wenigsten Glück hatten Martin und Angelika, die lange suchten, probierten, um am Ende festzustellen, dass es mit dem Fernsehen zumindest heute Abend nichts werden würde. Da kam Volker, kletterte aufs Dach von Martins Wohnmobil verstellte den LNB der Dachantenne um ein paar Millimeter, stieg wieder herunter und ging zum Gemüseschneiden für die Spaghetti Bolognese, die es abends gab. Weil ich zu Volker immer sehr gemein bin, hat er mich eingeladen. Er hoffe, dass ich mich bessere, hat er nebenbei gemeint. Ich habe ihm gesagt, dass da eine Einladung nicht reiche. Übrigens: Martin und Angela können heute Abend fernsehen.
Also: Ende gut, alles gut. Es war eine relaxte Fahrt von Ouzoud nach Marrakech. Die drei Tage Pause haben mir gut getan. Ich sah wieder viel Neues. Wir waren schon um 9 Uhr aufgebrochen, und es waren unwahrscheinlich viele Kinder unterwegs zur Schule. Aber das änderte sich in den nächsten Stunden kaum. Ich frage mich: Wann ist in Marokko Schulbeginn?
Je näher wir Marrakech kommen, umso mehr nimmt der Verkehr zu. Die Häuser werden moderner, ordentlicher, einfach städtischer. Als wir am Ziel aussteigen, merken wir, dass es deutlich wärmer geworden ist. Kein Wunder, meint Ricci, wir sind jetzt nur noch auf einer Meereshöhe von gut 400 Metern. Die letzte Nacht verbrachten wir bei knapp 1000 Metern. In T-Shirts sitzen wir vor unseren Wohnmobilen und genießen den Nachmittags-Kaffee. Morgen geht es mit Taxis zu einer ersten Stippvisite nach Marrakech – das wird spannend!