Veröffentlicht: 17.03.2018
We did it! Wir sind tatsächlich um Kap Hoorn gefahren. Wären wir Seefahrer, dürften wir jetzt so Einiges! Einen goldenen Ohrring im rechten Ohr tragen (rechts deswegen, weil wir das Kap von der Atlantikseite umfahren haben, wären wir von der anderen Seite gekommen, müsste der Ohrring nach links), ein spezielles Tattoo tragen (nein danke!), einen Fuß beim Dinner auf den Tisch stellen dürfen (beide, sobald wir auch das Kap der Guten Hoffnung umfahren haben), sowie gegen den Wind spucken (naja). Es war auf jeden Fall eine außergewöhnliche Fahrt, denn das Wetter war .... entspannt. Kaum Wind 💨, kein Regen 💦, keine Wellen 🌊, sogar Sonne ☀️ ! Das erlebt man offensichtlich nicht so häufig. Immerhin galt (oder gilt?) diese Passage als gefährlichste der Welt. Ziemlich viele Schiffe sind in den Jahrhunderten hier zerschellt. So standen wir morgens um 7 draußen an der Spitze des Schiffs. Und natürlich war es toll, auch wenn Jutta etwas enttäuscht war, dass nicht mehr Wellen vorhanden waren. Ich fand es ganz ok so, wie es war. Der Kapitän fuhr uns zunächst auf die Seite, wo sich der Leuchtturm und das Denkmal mit dem Albatros (erinnert an die gestorbenen Seeleute) befindet und gab uns allen genügend Zeit, den Sonnenaufgang zu genießen und Fotos zu machen. Dann begann die eigentliche Fahrt um das Kap. Der große Berg auf den Fotos ist das Kap. Der kleine „weiße“ Stein ist aber die südlichste Stelle der Welt. Es ist ein von Vögeln besiedelter Felsen und er ist aufgrund derer Ausscheidungen entsprechend weiß. Hier treffen der atlantische und der pazifische Ozean aufeinander und natürlich betätigte unser Kapitän das Schiffshorn, als wir die magische Stelle passierten. Während der Fahrt erhalten wir von der Reederei auch immer lehrreiche Informationen zu Ort und Kultur. So natürlich auch dieses Mal. So hieß es am Kap:
„Viele Geschichten erzählen von gefährlichen Reisen „ums Hoorn“, viele davon beschreiben die schrecklichen Winde. Charles Darwin schrieb: „Ein Blick auf die Küste ist genug, um eine Landratte eine Woche von Schiffswracks, Tücken und Tod träumen zu lassen.“
In kurzer Entfernung zum Leuchtturm ist ein Denkmal des chilenischen Bildhauers Jose Balcells errichtet. Es ist eine Skulptur eines Schattenbilds eines Albatros. Diese wurde1992 durch die Initiative der chilenischen Brüderschaft von Kap Horn errichtet. Eine Plakette am Fuß der Statue zeigt das Gedicht des chilenischen Schriftstellers Sara Vial zu Ehren der Seeleute, die beim Versuch, das Horn zu umrunden, ums Leben kamen.
Ich bin der Albatros, der am Ende der Welt auf dich wartet.
Ich bin die vergessene Seele der toten Seeleute,
die zum Kap Hoorn segelten, von allen Meeren der Erde.
Aber sie sind nicht gestorben im Toben der Wellen,
denn jetzt fliegen sie auf meinen Schwingen für alle Zeit in die Ewigkeit,
wo am tiefsten Abgrund der antarktische Sturm heult.
Freude hatten wir auch an den Vögeln, die hier in großer Anzahl nisten. Ganz viele Albatrosse und Kormorane waren immer in der Nähe des Schiffs. Und wir haben zwei Gruppen von Seehunden entdecken können, die neben dem Schiff durchs Wasser schwammen und sprangen. Auch wenn die Fotos ein wenig unscharf sind, wollen wir diese trotzdem gerne teilen. Es ist schon besonders, diese tollen Tiere in freier Wildbahn beobachten zu dürfen.
Der Pazifik war uns nicht ganz so zugeneigt, denn seitdem wir auf dieser Seite der Küste waren, schaukelte es deutlich mehr als bisher. Die Wellen waren ungefähr drei Meter hoch, das ging noch. Für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch waren zunächst Wellen von sechs Metern angekündigt, der Kapitän kündigte eine unruhige Nacht an. Am späten Nachmittag war die Wettervorhersage noch schlechter. Es waren Wellen bis zu elf Meter angekündigt, was den Kapitän veranlasste, die Route beziehungsweise den Zeitablauf zu ändern. Wir blieben über Nacht in den ruhigeren Gewässern des Fjords und passierten die stürmische Stelle erst am nächsten Vormittag, als es sich dort dann etwas beruhigt hatte. Es waren immer noch Wellen von sechs Metern, aber dies konnte unser Kapitän gut und sicher bewältigen. Insofern fiel der Stop in Puerto Montt aus und wir nahmen direkt Kurs auf San Antonio, was für uns aber kein wirklicher Nachteil war. In der Region hatten wir ja viel Zeit verbracht und somit alles gesehen. Und Puerto Montt als Stadt hat wirklich gar nichts zu bieten. So fiel für uns lediglich der „Internetstop“ aus, was eindeutig verkraftbar war. Bevor der Sturm loslegte, hatten wir glücklicherweise noch die Gelegenheit, den Amalia Gletscher zu betrachten. Auch dieser gehört natürlich zum südlichen patagonischen Eisfeld und ist wirklich beeindruckend. Auf der Rückseite befindet sich übrigens unser geliebter Nationalpark Torres del Paine🏔. Hach ja. Natürlich sieht man davon nichts, aber der Gedanke daran genügte schon. Als wir uns mit dem Schiff direkt vor der Gletscherzunge befanden, zog der Sturm auf. Faszinierend zu beobachten, wie schnell sich die Lichtverhältnisse veränderten, siehe Fotos. Mir wurde es dann draußen an der Schiffspitze zu gefährlich, denn der Wind nahm innerhalb von Sekunden erheblich zu. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Die Fotos habe ich zum Teil bearbeitet, daher sind sie alle so unterschiedlich in der Farbe.
So hatten wir also fünf Seetage hintereinander, die wir mit Lesen, Filme anschauen, Musik in der Bar von Barry from Boston dot com 😂 hören und an Vorträgen teilnehmen verbrachten. Wir wissen jetzt alles über die Entstehung des Tangos und allem, was dazu gehört, darüber, wie man Mate Tee korrekt zubereitet und wie Vulkanausbrüche und Erdbeben entstehen. Mit unserer Ankunft in San Antonio (Nähe Santiago de Chile) endet der erste Teil der Kreuzfahrt. Weiter geht es uns über Nordchile, Peru, Ecuador nach Panama und durch den Panamakanal.