Veröffentlicht: 23.10.2021
Inzwischen habe ich ne ganze Menge an unterschiedlichen Sachen erledigt und auch gelernt. Alle werden für alles eingeteilt.
Es wurde Rost frei geschlagen, und mit Salzsäure entfernt. Anschließend neu angestrichen.
Ich hatte meine Sicherheitseinweisung wie Menschen die Wanten zum Mast hochklettern sollen. Tatsächlich mit Klettergeschirr und Sicherheitsleine. Dann bin ich halt auch die Wanten hoch. Super Aussicht da oben. Auf der Avontuur gibt es keinen Mastkorb. Aber sowas wie zwei Querbalken auf denen die arbeiten verrichtet werden. Ich weiß nich mehr wie die heißen.
Hier gibt es so viele neue Begriffe, selbst für mich als Person die sich schon so mit Segelsport, Schiffen und auch ein wenig mit Segelschiff-Historie beschäftigt, ist es doch immer noch ne ganze Menge. Aber das legt sich.
Ebenso durfte ich Rost von der Außenwand entfernen, das war gut. Ich hab dann so einen Bosune-chair bekommen. Das ist basically ein Brett mit Seilen, das wird festgemacht und dann Sitz ich drauf.
Ich hab ne Dusche aufgebaut, Tampen mit nem Talking versehen. Da wird eine Schnur um das Ende von einem Tampen gewickelt damit das nicht aufdrösselt.
Nich zu vergessen, wir haben ein neues Segel bekommen. Das würde dann auch erstmal angeschlagen, super anstrengend sowas. Als das Segel dann angeschlagen war, würde ein Probe Manöver mit der Crew durchgeführt und wir haben das neue Segel gesetzt. Bei dem Wind ging das, war nix los. An diesem Abend hatte ich ein bissl Muskelkater.
Dieses Segel hat mehr Fläche als meine alte Wohnung. Super weird.
So nen Stück Tuch.
Meine alte Wohnung.
Hä?
Ich meinte ja, es gibt viele neue Begriffe. Das ganze ist noch ein Zacken schärfer.
Die offizielle Bordsprache ist Englisch, weil Leute aus der Ganzen Welt mitfahren.
Mein Englisch ist gut. 13p. in der mündlichen Abi-Prüfung.
ABI!!!!! ABI!!!!!ABITUR
Das passt also. Aber die Seefahrersprache ist nicht nur ein Soziolekt, es ist auch eine Fachsprache. Deswegen hat auch alles nen Namen.
"Ne, du tüdderst da nen Sailmaker-Whipping an den Topmast-Tampen und die Beschriftung kommt durch die Kardenen, nicht die Litzen."
10von10, gute Kommunikation, gerne wieder.
Copyright Trademark Charlotte Friedrich.
Naja, ich hab da ja Bock drauf. Aber zurück zum Manöver. Das wurde auf Englisch durchgeführt. Englische Befehle, mit Englischen Begriffen für Seile und Orte am Schiff. Pfruuu. Das ist erstmal ne Menge umdenken und Gewöhnung.
Trotzdem war das Segel irgendwann oben.
Ich bin natürlich nicht der einzige mit den Vokabel Problemen. Die Crew von der Avontuur haben so kleine Vokabel-Hefte angefertigt. Da gibt es alle Segelnamen, wo die Tampen fest gemacht werden und noch weitere generelle Bezeichnungen.
Aber für alle die noch nicht genug haben, neben dem Vokabel-Heft, gibt es noch den Sicherheitsplan. Da sind alle Feuerlöscher, alle Westen, alle Rauchmelder oder Rettungsinseln eingezeichnet.
Der wird wohl auch abgefragt. Ist ja auch wichtig sowas.
Wie am Anfang, kann ich auch nach fünf Tagen, mit teilweise schwerer körperlicher Arbeit, sagen, dass die Zeit sehr angenehm vergangen ist. Es hilft natürlich ständig unterschiedliche Aufgaben zu haben und so ein komplett neues Umfeld ist immer aufregend bis sehr einschüchternd. Ich fühl mich wohl.
Wahtscheinlich hilft der einfache Rhythmus:
Breakfast, Arbeit an einem Projekt was ich gerne untertütze,
Lunch, Arbeit an einem Projekt was ich gerne untertütze,
Diner, Freizeit und pennen gehen.
Repeat.
Ich glaub das kann ich erst mal ein bisschen machen. So ungefähr noch eine Woche. Von dem was ich bisher gehört habe, ist die erste Etappe über den Atlantik sehr entspannt.
Wind von hinten und viel Sonne. Auf See werden alle an Bord in 4 Stunden Watches, Schichten, eingeteilt. Also hab ich zwei Watches am Tag, mit jeweils 8 Stunden dazwischen. Zum Beispiel kann es passieren das ich die 0-4Uhr und die 12-16Uhr Schichten habe. In diesem Zeitraum arbeite ich dann. Sowas wie Segel-Trimm, also die Segel zum Wind einstellen, Ruder gehen, dem Koch helfen, oder Sachen in Schuss halten.
Den eins kann ich sagen, so nen Schiff, das ist extrem viel Maintenance. Das ist nen 24/7 Job. Es gibt immer was zu tun und das ist bei Holz- und Stahlschiffen gleich.
Uuuh. Richtig cool. Zum Mittag kommt es vor das Sam läutet, aber nicht mit ner Glocke. Der pustet in ne fette Muschel. Und dann gibt es so nen Muschelsound, auch gar nicht so leise.