RucksackAufUndLos
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Wualoo.Timo.Boca.Maté

Veröffentlicht: 20.03.2017

Zwei Sachen sind klar...erstens, es ging für mich einmal um den halben Erdball, nur über den Pazifik, nach Südamerika. Ein neuer Kontinent, auch am anderen Ende der Welt von zuhause aus gesehen gelegen, eine neue Sprache und endlich keine westliche Kultur. Zweitens, freute ich mich nach all der überwältigenden Natur endlich auf Abgase, hupende Autos, Staub, viele Menschen und große architektonisch ansprechende Gebäude. Willkommen in Buenos Aires! Habe ich nicht gesagt "keine westliche Kultur"!? Gut, Buenos Aires wird auch das Paris Südamerikas genannt und an vielen Straßenecken wird es seinem Ruf gerecht. Jedoch fällt einem gleich auf, dass man sich nicht in der westlichen Hemisphäre bewegt, sondern auf einem Kontinent angekommen ist, auf dem die Leute langsamer laufen, die Straßen bunter und ungepflegter sind. Spätestens die Sprache und das Temperament lässt jeden noch so kleinen Zweifel, man sei im Westen, im Keim ersticken.
Aber erstmal ein kleiner Sprung zurück in die Vergangenheit. Es ist ein sonniger Spätsommer Abend an der Münchener Freiheit. Ich bin noch für einen Tag hier her gekommen um einen meiner besten Freunde, Timo, zu verabschieden. Timo wird für 6 Monate in die USA für ein Praktikum gehen. Wir beide sitzen mit Bier und Zigarette einfach nur da und beschließen, dass wir uns Anfang des nächstes Jahres, wann und wo ist noch ungewiss, in Südamerika treffen werden. Es sollte sich im Laufe der Monate herausstellen, dass es dann Buenos Aires geworden ist.
Und hier stehe ich nun: alleine, bepackt mit meinem großen und kleine Rucksack, inmitten einer riesigen südamerikanischen Metropole. Der spanischen Sprache nicht mächtig, orientierungslos und müde. Doch ich weiß, dass es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Hostel sind, bis Timo  und ich uns endlich wieder sehen. Im Hostel angekommen, steht auf einmal dieses kahlköpfige, mit wucherndem Bart bekannte Gesicht vor mir und wir fallen uns in die Arme. Das Abenteuer Südamerika fängt jetzt so richtig an!

Was machen zwei deutsche Jungs, wenn sie sich nach sechs Monaten wiedersehen? Richtig, Bier einkaufen und ab auf die Dachterrasse. Reden, reden, trinken und reden, bis die Sonne untergeht. Viel gab es zu erzählen, doch noch mehr zu entdecken in dieser Millionenmetropole. Bewaffnet mit einer Karte machten wir uns, wie immer per Fuß, auf den Weg die Stadt zu entdecken. Wirklich benutzt haben wir die Karte nicht, weil unser Hostel direkt im Zentrum lag. Wir liefen einfach die Avenia de Mayo entlang. Alle paar Meter fiel uns der Pariser Charme auf, plötzlich mischten sich spanische und italienische Gebäude unter das Straßenbild. Die Metrostationen sind denen in Paris nachempfunden. Jugendstil und tiefgrün. Die Fassaden mal grau, wie in Paris, mal verschnörkelt und elegant wie in Italien und dann wieder helle Fassaden, wie in Spanien.

Wirklich zu empfehlen ist die Free Walking Tour, welche am Congreso Nacional, direkt neben unserem Hostel gelegen, startete. Während dieser Tour erklärte uns unser Tourguides genau die eben beschriebene Mischung der Straßen von Buenos Aires. Die wohl prägnanteste Gemeinsamkeit, zwischen Buenos Aires und Paris, bemerkt man am Punkt "Kilometer Null". Von hier aus gehen alle Straßen weg, durch ganz Argentinien und treffen sich hier wieder. Zentralistisch angelegt wie eben in der Hauptstadt Frankreichs. In Paris findet man dies am Arc de Triomphe.
Während der fünf Tage in Buenos Aires gab es zwei absolute Highlights. Das erste war das weltberühmte Stadion der Boca Juniors. La Bombonera. Übersetzt heißt es so viel wie "die Pralinenschachtel".

Seinen Namen erhielt dieses denkwürdiges Stadion aufgrund seiner Form und Ansicht von Oben. Die Geschichte die hinter diesem Club und Stadion steckt ist wirklich beeindruckend. Blau und Gelb sind die Farben des Vereins. Damals verloren die Bocas ein Spiel und durfte ihre traditionellen Farben Schwarz und Weiß nicht behalten, also machten sie sich auf den Weg zum Hafen und beschlossen, dass die Farbe des nächsten anlegenden Schiffes die ihren werden würden. Ein Schiff aus Schweden legte an, und seither tragen die Boca Juniors Blau Gelb. Als Hannoveraner ist das eine eher schlechte Farbwahl! Auch die Atmosphäre der leidenschaftlichen, wohl eher fanatischen Anhänger, spürt man selbst im leeren Stadion. Selbst die Vereinsfarben prägen einen Großteil der Fassaden im Viertel La Boca.

Highlight Nummer zwei, war unser Abendessen im Restaurant "Parilla Pena". Ein mächtiges, butterzartes Stück Bife de Lomo mit Pommes, Baguette und Sauce landete auf unseren Tellern. Dazu eine Flasche Rotwein und wir waren spätestens jetzt im siebten argentinischen Geschmackshimmel! Nach diesen paar aufregenden Tagen in Argentiniens Hauptstadt ging es mit der Fähre und Bus nach Uruguay. Montevideo, die Hauptstadt dieses für südamerikanische Verhältnisse kleines Land, war unsere nächste Station.
Viel wussten wir von Uruguay und den Menschen nicht, nur dass das Leben hier super entspannt sein soll und die es hier eine der höchsten Lebensqualitäten in Südamerika geben soll. Dann tauchen wir mal ein in diese unbekannte Stadt...

Gleich auf den ersten Blick fiel uns auf, dass hier mehr südamerikanischer Flair zu spüren ist als noch in Buenos Aires. Zweifelsohne liegt es daran, dass Montevideo wahrscheinlich ein Zehntel der Bevölkerung von Buenos Aires hat und der europäische Einfluss hier längst nicht so groß ist. Die Straßen waren oft wie leer gefegt, die Leute entspannt und langsam unterwegs. In unserem Hostel lernten wir einen New Yorker und einen Deutschen kennen, mit denen wir sofort auf Wellenlänge waren. Die Spanier und Südamerikaner, die hier auch wohnten, waren laut und voller Lebensfreude wie immer. Man versammelte sich abends auf der unfassbar bequemen Dachterrasse zum Biertrinken, Rauchen, Musik hören und Lachen. Wirklich viel von Montevideo haben wir nicht gesehen, es gibt aber auch nicht sonderlich viel zu entdecken hier.

Die Altstadt ist aber allemal einen Spaziergang wert und wir mieteten uns ein Fahrrad um rund 15 Kilometer die Küste hoch und runter zu fahren. Freiheit und Schwerelosigkeit ohne Ende am östlichen Ufer Südamerikas.
Jeder Abend brachte etwas Neues, wobei es doch eigentlich immer gleich war: wir tranken Bier und unterhielten uns über alles Mögliche. Gitarrenklänge im Hintergrund. Aber was ist daran schlimm wenn es immer gleich ist? Ich reise ja nicht um schnellstmöglich von A nach B zu kommen, sondern viel mehr um Menschen kennen zu lernen, mich auf sie einzulassen und sich auszutauschen. Man hörte deutsch, französisch, spanisch und englisch. Eine bunte Mischung in einem bunten Hostel. Die Tage in Uruguay gingen super schnell vorbei, wahrscheinlich auch weil wir sie mit den Leuten sehr intensiv genutzt haben. Nächster Stop wird dann das südlichste Ende der bewohnbaren Welt sein: Patagonien und Tierra del Fuego! Es geht alles auf einmal so schnell, aber ich kann es auch kaum erwarten an dieses Stück Erde zu kommen. Hoffentlich werde ich hier mindestens genauso viele schöne Eindrücke und Erinnerungen sammeln wie auf den ersten zwei Stationen des südamerikanischen Kontinents! Bis gleich und hallo Patagonia!


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