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Zwischenstopp Malaysia 🇲🇾

Veröffentlicht: 20.12.2017

Als ich meine Reise zu planen begann, wusste ich, dass ich nach der Zeit in Indien nach Indonesien wollte. Da die Flüge innerhalb Südostasiens aber so super billig waren, dachte ich mir ich kann einen Zwischenstopp für eine Woche in Kuala Lumpur einlegen und das hat sich wirklich gelohnt!

Erst einmal war es für mich eine große Umstellung von dem verrückten und konservativen Mumbai auf die moderne Großstadt Kuala Lumpur. Ich fragte eine Freundin, ob ich hier kurze Hosen tragen könne und da hat sie nur lachend geantwortet: sure you can, we are not in India :D (klar kannst du das, wir sind hier nicht in Indien) Das Klima ist auch sehr anders. Hier sind zwar die selben Temperaturen wie in Indien, jedoch ist die Luft viel feuchter und das Wetter total schwül. Hier ist gerade Regenzeit, jeden Tag regnet es einmal heftig, wie aus Eimern für etwa 20 Minuten und dann ist es auch schon vorbei. Durch die Wärme ist alles in kürze getrocknet und es ist, als wäre nichts passiert. Auch die asiatischen Gesichter waren mir zunächst sehr fremd im Gegensatz zu den nun bekannten indischen.

Der Gesamteindruck Malaysias ist toll. Man merkt wie viele internationale Einflüsse auf die Kultur wirken und gewirkt haben. Vor allem sind diese aus China und Indien. Es gibt sogar rein chinesische Schulen.

Nun hieß es für mich: ab jetzt bist du ganz auf dich allein gestellt und hast nur dich selbst und dein ganzes Leben in einem Rucksack. Ich hatte vorher großen Respekt davor und auch viele Zweifel ob ich das alles so hinbekomme. Diese waren aber wirklich unberechtigt! Es ist unglaublich einfach sich um Unterkunft, Essen und Transport zu kümmern. Auch wenn es sehr anstrengend ist alles allein zu planen und zu organisieren, fühle ich mich damit sehr wohl. Ich genieße die Freiheit, alles machen zu können worauf ich Lust habe.

Die ersten 3 Tage habe ich in Kuala Lumpur verbracht. Über Chouchsurfing habe ich eine junge Frau aus Indonesien namens Eza kennengelernt. Es war auch für sie ihr erster Trip alleine und so hat sich das gut getroffen. Wir sind zu den großen Batu Höhlen Kuala Lumpur’s gefahren, haben uns die berühmten Petronas Twintowers angesehen, sind über viele Märkte geschlendert und hatten traumhaftes malaysisches Essen!

Die Petronas Twintowers, leuchten in der Nacht so wunderschön! Es ist wirklich ganz anders wenn man davor steht, als wenn man nur die Bilder sieht. Ich hätte sie stundenlang angucken können.

Die Batu Caves (Batu Höhlen)



Eza und ich 

Nasi Lemak: Reis, Hühnchen, eine süße Soyasoße, ein Stück Tofu und scharfe Aubergine. Am Ende sah meine Box aus wie ein Schlachtfeld. So eine Sauerei! 

Das für mich aufregendste waren aber die Besuche in der Moschee. Da Eza Muslimin ist, musste sie pünktlich zum Sonnenuntergang zum Gebet. Sie hat mich mit herein genommen und ihr durfte gespannt zuschauen. 

Eza beim Beten. Um rein zu sein, muss sie sich bedecken, sodass nur noch das Gesicht frei war.

Sie hat mir danach unglaublich viel über ihre Religion erklärt und ich war erstaunt, wie wenig ich eigentlich über den Islam wusste. Sie hat mir vieles gezeigt, was genau das Gegenteil beweisen hat, wie wir Deutschen über den Islam denken. Ich war wirklich sehr erstaunt darüber und musste mich schämen, als ich ihr erzählte, wie in Deutschland mit dem Islam umgegangen wird. 

 Hier in Malaysia ist das anders. Es gibt viele Muslime, aber mindestens genauso viele Christen und auch Buddhisten. Jeder lebt seinen Glauben aus, beschimpft aber keine andere oder fühlt sich von anderen angegriffen. Bereits in Indien hat mich das sehr fasziniert, wie die vielen Religionen ausgelebt werden. Sicherlich hat Religion hier aber auch einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Sie hat mir vieles von ihrem Leben erzählt und auch, dass sie selbst entscheiden hat diesen Glauben für sich anzunehmen. Mit 15 hat sie selbst entscheiden den Hijab zu tragen. Wie sich das auf ihren Alltag ausübt ist spannend zu sehen, da sie Probleme hat, an die ich nicht einmal denken muss. Sie schlief zum Beispiel mit in meinem Hostel, allerdings nicht wie ich in einem gemischten Zimmer, sondern selbstverständlich in einem Zimmer wo nur Frauen waren. Sie benötigte vorm Rausgehen auch unbedingt ein Bügeleisen. Ihr Kopftuch war ganz zerknittert und somit habe ich ihr es gebügelt, damit sie nicht ohne Hijab in die Lobby kommen musste.

Wenn ich in wenigen Tagen in Indonesien bin, werde ich sie besuchen und sie möchte mir ihre Stadt zeigen. Darauf freue ich mich schon sehr!

Für mich selbst war es spannend so einen Einblick haben zu dürfen. Ich habe vieles gelernt, was ich vorher nicht wusste. Mich fasziniert der Islam total, wahrscheinlich weil ich so wenig darüber weiß bzw wusste. Der Klang des Gebets hört sich für mich an wie ein schönes Lied und auch der Hijab hat wirklich etwas wunderschönes an sich, denn es legt den Fokus so schön auf das Gesicht. Es war spannend so viel zu erfahren, aber trotzdem kann ich es als Atheistin kaum verstehen, wie man an sowas glauben kann. Aber der Glaube versetzt ja manchmal Berge. Auch als „emanzipierte, feministische Westlerin“ ist es sicherlich schwer zu verstehen wie diese Frauen sich freiwillig fügen. Doch um eine gute Muslime zu sein muss sie das tun, erklärte sie mir, schließlich will sie ja in das Paradies. Die Zeit auf Erden ist nur eine Probe. Das  wahre Leben beginnt erst im Himmel und bis dahin muss sie eben die Regeln des Sunnah (Schrift, die das Verhalten der Muslime vorgibt) befolgen. 

Doch solange sie glücklich mit ihrem Leben ist, das sie so gewählt hat, gibt es doch nichts dagegen einzuwenden. Es waren spannende Tage und ich habe noch mehr gelernt, dass doch jeder an das glauben kann was er will und auch das machen kann was er will, solange er damit glücklich ist :) 

Die Moschee mitten in der Stadt. Die schöne Skyline Kuala Lumpur’s im Hintergrund.

Ein unglaublich schönes Bild von Eza 

Eza, ihre Freundin aus Indonesien und ich in der nationalen Moschee Malaysias

Die Frauen beim Beten, in hinterer Reihe. Bis auf das Gesicht komplett bedeckt. 


Nach so langer Zeit in Großstädten musste ich unbedingt mal raus an die Küste! Ich entschied mich einen Kurztripp nach Melaka zu machen. Ich hinterließ im Hostel meinen großen Rucksack und es ging mit wenig Gepäck los. Zufällig habe ich am Abend bevor es los ging bei einer Kneipentour ein nettes Mädchen namens Sarah aus Frankreich kennen gelernt und sie hat mal eben 2 Uhr in der Nacht das selbe Hostel wie ich gebucht. Mit einem Busticket für 12 Ringit (etwa 2,20€) sind wir nach etwa 2 Stunden fahrt angekommen.

Die Stadt ist wunderschön! Da sie unter der Kolonialherrschaft von Potugal, Groß Britannien, den Niederlanden und auch Japan stand, sieht man den kunterbunten Kulturmix auf den Straßen. Wir sind sehr viel durch die Stadt gelaufen und haben einfach alles auf uns einwirken lassen. 

„Weltkulturerbe Stadt Melaka“



Haben den Sonnenuntergang am Hafen genossen, haben und tolle Gebäude angesehen, köstliches Essen gehabt und uns einen tollen Strandtag gemacht.


 Ein typisches malaysisches Haus

Straßenkunst in mitten Chinatowns. Eines meiner Lieblingsbilder

Ein buddhistischer Tempel 

Sonnenuntergang am Hafen neben einer Moschee 

Pauli in der Moschee

Sarah und ich 

Originale Kokosnussshakes aus Melaka 

Muscheln die ich am Stand gesammelt habe. 

Auch sie hat eine sehr sehr interessante Geschichte. Ihre Mutter ist aus Mali und komplett schwarz. Ihr Vater stammt aus Deutschland und sie haben sich bei einer Reise des Vaters vor vielen Jahren kennengelernt. Ihre Mutter entschied sich mit nach Frankreich zu kommen. Sprachliche Barrieren hab es nicht, da auch in Mali Französisch gesprochen wird. Sie leben Nähe der Grenze zu Deutschland. Sie erzählte mir, das damals vor vielen Jahren viele Menschen aus der Gegend zu Ihnen nach Hause kamen, um eine schwarze Frau zu sehen. Sie war in ihrem Heimatdorf wohl eine Sensation. Ihre Mutter ist Muslime und ihr Vater ist Christ. Beide Elternteile haben sich aber dafür entschieden, ihren Kindern den christlichen Glauben nahe zu bringen, da es so einfacher wird, wenn sie in Frankreich groß werden. Heute glaubt sie selbst aber kaum noch dran und betitelt sich eher als Atheistin.

Sarah hat noch viele Länder die sie bereisen will vor sich. Sie hat sich nach dem Studium der kognitiven Psychologie dafür entschieden eine Weltreise zu machen. Ihr erster Halt war Indien. Mit ihrer dunklen Hautfarbe hatte sie dort aber keine Probleme, denn mit einem Tuch über dem Kopf ist sie kaum aufgefallen. Das wäre unmöglich für mich gewesen. Sie hat mich auch sehr belächelt als ich Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50+ aufgetragen habe um nicht zu verbrennen und sie war nur froh, diese Probleme nicht haben zu müssen. :D (Info am Rande: ICH hatte trotzdem Sonnenbrand, die Sonne ist super intensiv hier. In Deutschland habe ich nie Probleme und brauche auch nie Sonnencreme. Hier habe ich mich allerdings nach 2 Stunden am Strand trotz Sonnencreme verbrannt! Da ich das kaum kannte habe ich mich gewundert was das für ein roter, juckender Ausschlag auf meinen Füßen ist. Google hat dann aber geholfen und erklärt, dass ein Sonnenbrand auch mal jucken kann :D

Melaka war ein schöner Ort um sich zu erholen. Ich war manchmal traurig, denn ich weiß, mit Partner genießt man das sicherlich alles ganz anders. Trotzdem bin ich froh für mich selbst diese Erfahrungen zu machen und zu entscheiden was ich unternehmen will. Ich habe mich auch in den seltenen Momenten in denen ich alleine war immer sicher gefühlt. Es fällt schon sehr auf, wenn ein Mädchen wie ich allein durch die Straßen läuft mit einem Rucksack, der doppelt so groß ist wie ich selbst, aber das stört mich nicht. Viel mehr genieße ich es dann angesprochen zu werden und eine der unzähligen kurzen Unterhaltungen zu haben. Oftmals wird mir der Rucksack dann sogar abgenommen ;) 

Alles in allem war es ein toller Trip. Es ist eben doch anders vor den Twintowern zu stehen, anstatt diese nur auf den Bildern zu sehen. Alles hat so toll geleuchtet und ich hätte den ganzen Abend hinsehen können. Ich habe so viele neue Früchte probiert. Es waren tolle, leckere und süße dabei, aber auch eine namens Durian, die super eklig war. Eza hat mich gefilmt wie ich sie probiert habe und sich gut amüsiert. Die meisten Touristen aus dem Westen finden Durian super eklig, hier ist es aber eine Delikatesse. Ich kann das nicht verstehen :D 

Süße Jackfruit, diese war sehr gut!


Das ich hier in Asien bin ist nicht zu übersehen. „Gangamstyle“ ist hier immer noch ein riesen Hit, Peace ist eine coole Pose auf Bildern, Karaoke gab es an jeder Ecke und auch der ganze HelloKitty-, Pokémon-, Frozen-, und Minionskitsch war nicht zu übersehen. Die Rikschas in Melaka waren grauenhaft meiner Meinung nach!


Insgesamt war ich in dieser Woche einfach nur glücklich. Ich hatte keine Sorgen und habe das gemacht, was mich glücklich macht. Selten habe ich in meinem Leben solche Momente gehabt, in denen ich wirklich keine anderen Sorgen hatte. Es ist erstaunlich wie lange dieses Hochgefühl Anhält, denn zu Hause im alltäglichen Leben gibt es doch oftmals Kleinigkeiten die einen ärgern oder traurig stimmen. Auch ist es anders als wenn man mal für 1-2 Wochen in den Urlaub fährt, denn man hat immer im Hinterkopf welche Sorgen bereits zu Hause auf einen warten. Hier sind es vor allem die Begegnungen mit anderen Menschen, die alles so besonders machen. Ich hätte sie alle wahrscheinlich nie kennengelernt, wäre ich nicht allein unterwegs. Das ist einer der vielen Gründe, warum es so toll ist, allein unterwegs zu sein! 

Das alles lehrt mich: ich muss die verbleibende Zeit nun noch viel intensiver genießen und wirklich das allerbeste daraus machen! Dieses Gefühl kommt so schnell nicht wieder sobald ich zu Hause bin. 

Ich bin überglücklich und genieße die Zeit für mich selbst und alle spannenden Begegnungen. Gerade ist meine Welt wirklich rosarot! :) 

Mein Rucksack bevor es weiter ging nach Indonesien! Meiner ist der wahrscheinlich  größte, mit dem blauen Regenschutz :D

Antworten (1)

Ricardo
Das hast du wieder sehr schön geschrieben. Auch wenn ich so noch nie unterwegs war so glaube ich dir das alles. Ich kann mich gut in dich hineinversetzen und mir würde es wahrscheinlich genau so gehen. LG und bis bald. 😊