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Mit Angelboy ins Paradies

Veröffentlicht: 17.02.2017

Mit diesem Titel habe ich euch hoffentlich neugierig gemacht und bestimmt erste Assoziationen ausgelöst. Bevor ihr aber zu viel spekuliert, schnell zu den Fakten: Die Busse haben auf Samoa Namen und mein sehr, sehr einheimischen Verhältnissen entsprechender Bus hieß tatsächlich „Angelboy Express“ und ins Paradies oder zumindest dem Paradies sehr nahe hat er mich tatsächlich gebracht, denn Samoa ist wirklich traumhaft schön. Herrlich tropische Vegetation, Palmen bis ans Ufer, Lagunen und grün, wohin man schaut.

Mein Ausflug führte mich zu den kleinen Dörfern an der Küste entlang und endete in einem schön angelegten tropischen Garten, wo man sich unter Palmen von der großen Hitze und 80% Luftfeuchtigkeit ausruhen und exotische Früchte genießen konnte. Die Fahrt dorthin ließ meinen Adrenalinspiegel schon ansteigen, denn Angelboys Bremsen quietschten bei den oft abschüssigen Gelände erschreckend laut und er rumpelte über Stock und Stein, natürlich im Linksverkehr, und hätte nie den TÜV bei uns bestanden, aber dafür haben die hier eben großes Gottvertrauen. Ich hätte noch die Alternative gehabt mit dem Bus „One Way Jesus“ zu fahren. An dem religiösen Bezug kann man schon ein sehr typisches Kennzeichen von Samoa erkennen: Die Einheimischen sind hier sehr christlich und grundsätzlich sehr religiös eingestellt. Die Missionare des 19. Jahrhunderts haben hier ganze Arbeit geleistet. Dazu gehörten auch die Deutschen, denn West-Samoa war bis zum 1. Weltkrieg deutsch. Seit 1962 ist West-Samoa nun unabhängig mit der Hauptstadt Apia, wo die QE im Hafen anlegte. Der christliche Einfluss ist geblieben und bestimmt den Alltag. Ich habe allein in Apia auf dem engeren Stadtplan 18 Kirchen gefunden und als uns Angelboy durch das Land fuhr, war bestimmt alle 800 m eine Kirche. So viele Kirchen auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen. Es gibt dabei alle Glaubensrichtungen, von katholischen, protestantischen bis zu anglikanischen Kirchen, aber auch die Methodisten und Mormonen haben hier viele Mitglieder.

Dennoch ist erstaunlich, dass die Bevölkerung ihre alte Kultur fast zu 100% und vor allem auch die Kontrolle über das öffentliche Leben behalten hat. Jeder gehört hier einem Familienclan an und der bestimmt mit dem Häuptling , genannt „Matai“ , das Leben. Es gibt z.B. keine Justiz auf Samoa und nur sehr wenige Polizisten. Das regeln alles die Matais und zwar mit straffer Führung. Bei meiner Rundfahrt durch das Land sah ich zwischen 3-4 Häusern immer eine Art großen Pavillon als Versammlungsort für die Clantreffen. Jeder im Clan hat seine Aufgabe und Funktion, die genau geklärt ist, das Denken konzentriert sich auf das gemeinsame „wir“, nicht auf „ich“ und Selbstverwirklichung. Entsprechung ist die Erziehung auch sehr streng. Als ich meinen Tour guide gefragt habe, ob auch die Ehen im Clan arrangiert werden, verneinte er allerdings und meinte, dass sie „with love“ heirateten. Die Kinder werden von beiden Elternteilen erzogen, bekommen aber mit drei Jahren noch eine weitere enge Bezugsperson neben den Eltern. Alles ist auf Respekt vor dem anderen und besonders gegenüber den Alten aufgebaut. Interessant fand ich so große Schalen vor den Versammlungsorten, die als Gong dienen, denn am Abend, wenn alle von der Arbeit kommen, wird der Gong in Abständen dreimal geschlagen, um zu beten und innezuhalten so für 15 Minuten, dann erst kann jeder machen was er will

Die Menschen wirkten sehr freundlich und fröhlich, halten ihr Häuser und Grundstücke sehr aufgeräumt, kein Müll, kein Schmutz. Der Mülleimer steht 1,50 m erhöht, so dass keine Tiere den Unrat aufwühlen können. Also an alles ist gedacht. Es laufen ebenfalls fröhliche dunkelbraune Schweine frei herum. Jedenfalls so lange, bis sie im Kochtopf landen. Man isst hier überwiegend Schwein und Hühnchen und daher sind der Samoaner auch nicht gerade schlank.

Landschaftlich ist Samoa eine Augenweide, dadurch, dass es nicht bebaut ist, es keine großen Hotels gibt, sondern eher nur B&B und deshalb sich relativ wenig Touristen länger auf der Insel aufhalten.

Der einzige Nachteil ist das sehr belastende Klima, das habe nicht nur ich, sondern hat fast jeder so empfunden. Ich hatte am Nachmittag noch eine Tour zu Fuß in die Stadt entlang der Bucht gemacht, und kam schweißgebadet zurück. Z.Zt. ist Regenzeit, d.h. sehr kräftige Schauer sind immer mal wieder an der Tagesordnung. In Apia zogen am Nachmittag sehr schwarze Wolken auf, aber das Wetter hielt sich und ich wurde nicht nass und konnte meinen Regenschirm, wie alle hier auf Samoa, als Sonnenschirm benutzen. Dafür hat es dann heute den ganzen Vormittag bei 26 Grad über dem Meer geregnet. Aber an einem Seetag und nach dem anstrengenden Tag gestern war darüber niemand böse.

Unser Kapitän hatte heute Morgen die Route nach Tonga so gelegt, dass er direkt wieder auf der Datumsgrenze gefahren ist und damit auf Steuerbord und Backbord zwei verschiedene Tage hatte. Er ist für jeden Spaß bereit. Vor wenigen Tagen hat er einen sehr interessanten Vortrag über das Schiff, Navigation und einige technische Daten gehalten, was mit sehr gefallen hat. Zu Beginn seines Vortrages hat er dann seine weiße Hose von der Kapitänsuniform hochgezogen und seine beiden Strümpfe in rot und grün präsentiert. Er hält sich auch viel im Schiff und auf Deck auf, und ist immer für ein kurzes Gespräch zu haben oder beantwortet Fragen sehr gern.

Heute in der alltäglichen Mittagsansage hat er uns mitgeteilt, dass die Hamburger Passagiere nun 23.520 km gefahren sind. Das kann ich selber mir kaum vorstellen, aber wir sind ja wirklich am anderen Ende der Welt.

Von diesem schicke ich euch nun herzliche Grüße. In der Bordzeitung lese ich immer über das deutsche Wetter, das ja nun langsam besser bei euch wird.

Dann schon mal erste Frühlingsgrüße bis zu nächsten Nachricht aus dem Königreich Tonga.

Eva

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