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Kuala Lumpur, Malaysia, mit den Petronas Towers

Veröffentlicht: 05.04.2017

Die letzte der großen Städte an der asiatischen Küste auf meiner Liste wurde eine große und schöne Überraschung. Ich wollte schon bei meiner Planung zuhause diesen Ausflug unbedingt machen und hatte hohe Erwartungen, aber diese wurden tatsächlich weit übertroffen. Schon die Anfahrt auf diese Stadt unterschied sich grundlegend, denn wir fuhren über hervorragend angelegte Autobahnen und Straßenführungen inmitten moderner Autos, auch deutschen Fabrikaten.

Das absolute Highlight waren dann die Zwillingstürme, die „Petronas Towers“. Sie sind 452m hoch und in 170m Höhe mit einer „Skybridge“ untereinander verbunden. Als Symbol eines modernen Malaysias wurden sie vom argentinischen Stararchitekten Cesar Pelli 1998 entworfen. Sie bestehen aus anlaufgeschütztem Stahl, der die Hitze reflektiert, sowie laminierten Glasfenstern bis zum Boden. Die Spitzen ähneln Pickelhauben und sollen an ein Minarett erinnern, da Malaysia überwiegend islamisch geprägt ist.

Hoch interessant und bemerkenswert fand ich die Art, wie die Türme gebaut wurden. Die malaysische Regierung beschloss den Auftrag nicht an nur eine einzige Baufirma zu vergeben, sondern entschied sich für die Aufteilung der Türme: Turm eins wurde von Japan gebaut, Turm zwei von Korea. Die Brücke wurde dann zwischen beiden ausgeschrieben und Korea gewann und durfte auch diese bauen. Damit war eine Konkurrenzsituation gegeben, so dass sich beide asiatische Nationalitäten um Einhaltung der Zeitabschnitte, Sicherheitsbedingungen und Effizienz im Wettbewerb mit der anderen Nation anstrengten. Denn nichts ist in Asien problematischer als sein „Gesicht zu verlieren“, d.h. nicht die Vorgaben zu erfüllen und zu versagen. Dieser Wettbewerbscharakter wirkt sich auch bei der Aufrechterhaltung der Bausubstanz aus, denn wenn es irgendwo ein technisches Problem gibt, geht das betreffende Land sofort ohne großen Aufhebens daran, den Fehler oder Schaden zu regulieren, um sein Gesicht zu bewahren und der anderen Nation keine Gelegenheit zu geben, diesen Fehler zu bewerten.

Auf so etwas hätte man auch mal beim Bau des Berliner Flughafens kommen sollen. Ich fand dies jedenfalls genial und typisch, wie anders in Asien die Denk- und Arbeitsweise ist im Gegensatz zu Europa, wo die Verantwortlichkeit manchmal gar nicht geklärt ist.

Die Tower beeindrucken aber nicht nur durch ihr Aussehen und ihre Höhe, sondern auch durch ihre Funktionalität. In der Eingangshalle geht es entweder in die Konzerthalle im 1. Stock oder gleich geradeaus in ein sechsstöckiges, sehr modernes Einkaufszentrum- das KLCC- mit allen möglichen Geschäften und Restaurants, angefangen von den Fast Food-Ketten bis zu einer Filiale von Harrod`s und den großen internationalen Label Marken. Im 4. Stock gibt es eine Kunstgalerie mit Wechselausstellungen und ein interaktives wissenschaftliches Museum für Kinder und Jugendliche. In der Eingangshalle hängen zwei der Formel I-Autos von Petronas, was der Besuchermagnet für die meisten Männer war, die sich darunter gestellt haben und sich fotografieren ließen.

Der Besuch der Tower ist strategisch durchorganisiert. Es kommen pro Tag immer nur max. 800 Besucher auf den Turm, d.h. es werden immer nur 30 Leute max. zu einer festgelegten Zeit hochgelassen in den 88. Stock. Es ging zunächst in den 41. Stock auf die 170 m hohe Skybridge. Sie ist in die Tower eingehängt und man fühlt eine leichte Schwingung bei jedem Schritt. Es war natürlich super, dass wir so wenig Leute waren, so dass man Zeit und Platz hatte. Danach ging es in den 88. Stock, wo wir von netten Mitarbeitern, die hervorragend Englisch sprachen, begrüßt wurden und die uns für Erklärungen und Fragen zur Verfügung standen. Dadurch war es mal eine ganz andere Atmosphäre, fast wie in einem Wohnzimmer, denn man konnte an den großen Fenstern auf Sitzpolstern sich setzen und alles in Ruhe genießen. So entspannt und ästhetisch habe ich das noch nirgendwo erlebt. Im Innenraum überall Modelle, Erklärungen und auch virtuelle Spiele mit den Turmspitzen, was per Eintrittskarte gesteuert werden konnte. Das war gar nicht so einfach, mit den Turmspitzen zu kämpfen oder sie sich auf den Kopf zu setzen. Also Genuss und Unterhaltung ohne zeitlichen Druck. So nach insgesamt 45 Minuten kam dann die nächste Gruppe und wir wurden in einen Warte-Lounge-Bereich mit Sternenhimmel geführt, um auf den Fahrstuhl zu warten. Wieder unten angekommen konnte ich dann den herrlichen KLCC-Park bewundern, der als Freizeitanlage um die Tower herumgebaut ist mit Teichen, künstlichem See mit Wasserspielen, Kinderspielplatz und vielen Schatten spendenden Bäumen (es sollen 1900 Stück sein). Alles super gepflegt und einfach schön, auch der Vorplatz vor den Towern war mit einer schönen Springbrunnenanlage „dekoriert“. Geschäftstüchtig sind die Einheimischen auch, denn einige junge Händler verkauften so Aufsatzlinsen für die Smartphones, damit man die hohen Türme in ein Foto insgesamt drauf kriegt. Aber die Verkäufer waren in keinster Weise aufdringlich.

Die anschließende kleine Stadtführung brachte auch weitere schöne Motive, denn Kuala Lumpur ist neben den modernen Gebäuden auch geprägt von den alten Bauten aus der Kolonialzeit, wie z.B. dem alten Sultan Abdul Samad-Building, welches das Hauptquartier der kolonialen Regierung war. Es sieht mit seinen roten und weißen Steinen ein wenig wie ein alter Maharadscha-Palast aus und dient heute der Justizverwaltung. Davor befindet sich der Platz der Unabhängigkeit, welche Malaysia 1957 errang. Mit dem angeblich höchsten Fahnenmast der Welt (100m) wird die Landesfahne präsentiert, die etwas mit ihren Streifen an die amerikanische Flagge erinnert. Die Streifen sollen die 13 Teilstaaten in ihrer Einigung in Malaysia repräsentieren. Vor dem grünen Rasen, auf dem auch schon mal Cricket gespielt wird, liegt der alte und vornehme Royal Selangar Club aus der Kolonialzeit und auch heute ein Treffpunkt der Elite, natürlich nur für Mitglieder. Also dann ist auch wieder alles sehr britisch- traditionell.

Offiziell ist Kuala Lumpur seit 1999 nicht mehr die Hauptstadt von Malaysia, aber das eigentliche Finanz- und Handelszentrum des Landes. Die Hauptstadt-eher eine administrative Hauptstadt - ist Putrajaya.

Also die vielen schönen alten wie neuen Gebäude, vor allem genügend Platz dazwischen und sehr schöne und viele Grünanlagen und Parks gefielen mir außerordentlich gut. Hier sehe ich den größten Unterschied zu den anderen asiatischen Millionenstädten.

Politisch gelingt dem Land tatsächlich eine Kombination aus alt und neu mit Einbindung der islamischen Religion. Die Frauen tragen fast alle Kopftuch, werden aber auch gut ausgebildet und nehmen am öffentlichen Leben teil. Sie waren z.B. auch Gästeführerinnen im Tower oben.

Allerdings unterstützt die Regierung eine Stärkung des Islams, hat auch das Rechtswesen im privaten Bereich (Ehe, Scheidung, Eigentum) an islamische Rechtsprechung abgetreten. Es wird eine Art „civilized Islam“ angestrebt. Das Leben ist ähnlich wie in Singapur, streng geregelt und die Demokratie ist eingeschränkt. Dennoch geht die Regierung den vom ersten Premierminister Mahathir Mohammad ehrgeizigen Plan weiter, die gesamte Nation als eine Wirtschaftsfirma zu sehen, die Großes schafft in Form von Bauwerken, Investoren anlockt und selber auch viel in innovative Technologien steckt, z.B. in Form eines eigenen Autotyps (Proton Saga). Mit den erschlossenen Öl-und Gasvorkommen vor der Küste seit den 60er Jahren hat sich Malaysia eine gute Basis geschaffen und strebt weiterhin das Ziel an, bis 2020 („Vision 2020“) eine homogene und vereinte Identität im Bewusstsein der Bevölkerung zu schaffen. Es bleibt spannend zu sehen, ob dieses gelingen wird.

Auf jeden Fall waren das alles für mich ganz neue und auch unerwartete Eindrücke und insgesamt war Kuala Lumpur ein echtes Erlebnis. Somit ein Tag, der im Logbuch der Reise besonders markiert werden wird.

Liebe Grüße an euch alle !

Eva

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