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Die Tour hat begonnen

Veröffentlicht: 08.01.2017

Jetzt bin ich nicht nur auf dem Schiff, sondern auch im Blog angekommen. Ist mit dem Internet hier gar nicht so einfach, weil man die Internetzugänge als Pakete kaufen muss, und das alles recht kompliziert ist. Es gibt daher einige Internet Manager, die uns Oldies dann in der Library helfen, wenn wir nicht weiter wissen. Also ich bin jetzt mit euch verbunden und komme klar.

Vielen Dank noch einmal an alle für die vielen Anrufe, Sms-Nachrichten, Kurzbesuche und sogar liebevoll gestalteten Geschenke vor meiner Abreise. Super, dass ihr meine Reise so mit Interesse verfolgt. Darüber freue ich mich echt.

Bestimmt habt ihr schon auf ein Lebenszeichen von mir gewartet, aber so seltsam es klingt, die ersten Tage an Bord hatten es ihn sich: da gab es viel Formales zu erledigen: wie schon angesprochen, Internet einrichten, Seenotrettungsübung mit Schwimmweste absolvieren, Ausflüge buchen, Fragen klären, Empfangscocktail der Gästebetreuung mitmachen, und natürlich Koffer auspacken und sich einrichten, was auch bei der Menge lange gedauert hat. Meine 5 Koffer + ein kleinerer für die Hotelübernachtung im Atlantic sind alle unbeschadet angekommen und waren 10 Minuten nach mir in meiner Kabine. Die gesamte Einschiffung war erstklassig organisiert. So schnell und reibungslos bin ich noch nie auf ein Schiff gekommen, trotz genauer Sicherheits- und Passkontrollen. In Hamburg hatten wir auch eine Sail Away-Party, auf der es irre kalt war auf dem Achterdeck. Dort gab es Currywurst, Sekt und warme Decken und ein DJ, der uns mit flotter Musik einheizte. Solveigh hat die Abfahrt am Kai gefilmt und mit Lichtzeichen haben wir uns trotz der Dunkelheit erkennen können.

Jetzt inzwischen haben wir schon Southampton hinter uns gelassen und nehmen Kurs auf den Atlantik mit dem Ziel New York. Bei der Sail Away Party auf dem Achterdeck gestern Abend gab es wieder Musik, Champagner und beim Auslaufen ein tolles Feuerwerk. Es war mit 9 Grad plus angenehm und man musste nicht so frieren wie in Hamburg. Wer wollte, bekam einen Union Jack zum Winken, und als wir den Ponton mit dem Feuerwerk passierten, wurde ganz patriotisch „Rule Britannia“ gespielt. Dem folgte dann Frank Sinatras „New York, New York“, das war schon sehr emotional und brachte eine tolle Stimmung unter den Gästen! 

Ich bin jetzt also echt auf Weltreise oder „World Voyage“- wie die Briten sagen und ich fange an, mich schon etwas wie zu Hause zu fühlen.

Aber kurz der Reihe nach: Der Auftakt im Hotel Atlantic war als Einstimmung sehr gelungen, ein modernes und elegantes Zimmer, nette kleine Gastgeschenke von Cunard und dann das Galadinner im Festsaal. Fotos davon könnt ihr in der Galerie sehen. Udo Lindenberg ist nicht aufgetaucht, aber auf meinem Flur war eines seiner vielen Bilder, die er gemalt und dem Hotel geschenkt hat. Also per Foto doch indirekt mit Udo!

Der Abend war sehr nett, schönes Essen und zwischen den Gängen ein kurzer Gastvortrag über die Geschichte Cunards. Mit einer Videoschaltung begrüßte uns dann die Schiffsleitung, die Kapitänin. Ihr habt richtig gelesen, ist kein Tippfehler, unser Kapitän ist weiblich. Das hat uns alle überrascht, sie ist auch die erste Frau in dieser Funktion bei Cunard, kommt aus Dänemark, eigentlich aus Farör und spricht auch ganz gut Deutsch und ausgezeichnet Englisch. Ich bin schon auf den Kapitänsempfang gespannt. Nette Gespräche und ein kleines Showprogramm aus Musik und Tanz rundeten den Abend ab. Die Sängerin stimmte auf die verschiedenen Stationen der Reise musikalisch ein, allerdings sah sie merkwürdig aus, wie die Biene Maja, fand ich. Mein Nachbar meinte, sie hätte schon unsere Schwimmwesten an. Macht euch auf dem Foto selbst ein Bild.

Vor allem lernte man schon mal einige Mitreisende der Weltreise kennen, interessanterweise viele Alleinreisende, ich bin also keine Ausnahme. Unsere Gespräche gingen natürlich darum, warum man sich für diese Reise entschieden hat. Das konnte bei meinen beiden Tischnachbarn nicht unterschiedlicher Zeit. Mein Herr zu rechten war ein junger Mann so Anfang 30, der so eine Reise als Lebenstraum hat. Da hat er ja etwas mit mir gemeinsam. Er hat 2 Jahre eisern gespart, hat seinen Jahresurlaub aufgespart und jetzt einen Arbeitgeberwechsel so gelegt, dass er auf die 4 Monate Pause kommt. Das hat mich beeindruckt. Der andere Herr links von mir war das andere Extrem, er hat die Reise gar nicht geplant, sondern war auf einer Ausstellung, wo er einen Cunard-Katalog mitgenommen und seinem Sohn gezeigt hat. Der hat ihm gesagt, er soll ruhig mal die Weltreise machen, so dass er innerhalb von zwei Tagen zu dieser Reise kam. Er probiert nun aus, ob das etwas für ihn ist. Das finde ich mit 4 Monaten Fahrt ganz schön mutig. Gestern habe ich ihn getroffen und gefragt, wie es so läuft. Er meinte, er habe sich solchen Stress gar nicht vorgestellt für die ersten Tagen, hat über 2 Stunden ausgepackt und kam in Termindruck mit den Pflichtveranstaltungen. Aber er wirkt bisher ganz lustig.

An meinem Tisch im Restaurant sieht es wieder anders aus, da gibt ein Ehepaar aus Chemnitz, wo der Mann eigentlich gar nichts von der Reise hält und ziemlich brummig wirkt. Seine Frau, eine recht resolute, hat mir erzählt hat, dass er sich erst vor 4 Wochen entschieden habe, die Reise überhaupt zu machen. Als ich ihn fragte, warum ihm keine Kreuzfahrten gefielen, antwortete er mir nicht, so dass seine Frau für ihn die Antwort gab: „Er mag schon Kreuzfahrten, aber nicht mit mir“. Das wird ja bei 4 Monaten heikel bei den beiden! Vielleicht erleb ich den ersten Mord auf der QE2! Wait and see, sagt man ja auf Englisch. Ich bin gespannt.

Dann habe ich Leute aus Hannover getroffen, die schon ihre dritte Kreuzfahrt in Serie mit der Queen Elizabeth machen. Sie scheinen sehr wohl situiert zu sein, da sie ihre Firma verkauft haben und sich nun ein schönes Leben machen. Die kennen eigentlich schon alles, und sehen das Ganze als unterhaltsame Variante ihres Lebens. Auch ein Lebenskonzept!

Also ihr seht, es gibt die unterschiedlichsten Gründe oder Zwänge, hier auf dem Schiff zu sein. Aber es sind schon echt viele, die schon eine Weltreise gemacht haben. Die können einem natürlich super Tipps geben, z.B. weiß ich jetzt, wo ich während der Panama-Kanaldurchfahrt den besten Platz habe.

Ich glaube, ich könnte jetzt schon einen kleinen Roman schreiben von den vielen Gesprächen und amüsanten kleinen Begebenheiten. Es erinnert mich an Günter Jauch, der den Erfolg seiner Quizschow darin sieht, dass „Gottes Zoo“ so vielfältig ist. Heute beim Frühstück erzählte mir eine deutsche Dame, dass sie immer eine Tischdecke dabei habe, wenn sie auf Reisen ginge, weil es ihr ein heimisches Gefühl gäbe und sie die Farbe beruhige. Also, so etwas habe ich nicht dabei, aber es gefällt mir auch ohne heimatliches Requisit hier wirklich gut, alles ist sehr entspannt, aber organisiert und umsichtig, jeder sehr nett im Umgang. Das Personal ist immer freundlich und gut drauf, wenn sie sehen, dass man umherirrt oder unorganisiert wirkt, fragen sie ganz positiv höflich: „Are you fine?“

Super nett ist meine Zimmerfrau oder Steward Shirley, eine Asiatin, die wirklich so ein lachendes Gesicht hat, dass, man sich freuen muss. Lustig war auch, dass ich gestern mit meiner Karte nicht die Tür öffnen konnte, da sprang Shirley gleich zur Hilfe, da sie irgendwie immer im Flur etwas zu tun hat, fragte nach meiner Zimmernummer und probierte es ebenfalls, was auch nicht ging. Dann sagte sie, „here lives the doctor“, was ich zuerst gar nicht verstand und als sie dann meine Bordkarte anschaute, rief sie ganz überrascht, „Oh, you are the doctor“, was immer sie nun für eine Vorstellung hatte oder hat. Auf jeden Fall ist sie äußert akkurat, es gibt nach der morgendlichen Reinigung nochmals beim Aufdeckdienst abends komplett neue Handtücher im gesamten Satz, die ich ja auch noch doppelt kriege wegen der Doppelkabine. Die haben hier eine panische Angst vor Infektionen und achten immens auf Hygiene. Die Desinfektionsmittel werden echt überall vom Personal verteilt, sonst kommt man nicht an denen vorbei oder man wird andauernd dazu aufgefordert, z.B. kein Afternoon Tea oder Restaurantbesuch ohne Handdesinfektion. Die haben mehr Angst, dass wir eine Seuche an Bord kriegen als dass wir untergehen könnten-.

Besonders gekümmert wird sich um die Alleinreisenden. Das war mir gar nicht so klar. Bei dem Empfang im Commodore-Club, das ist die Bar über der Brücke, also toller Ausblick, wurde das Gästebetreuungspersonal vorgestellt, aber nicht wie sonst üblich, dass alle nacheinander vorgestellt werden, sondern alles ganz privat im Rahmen eines Sektempfangs mit leckeren Häppchen. Ich habe erst spät bemerkt, dass sich alle social hosts ihre Leute so vom Alter her rausgepickt haben, sich mit einem Sekt zu ihnen gesetzt und sich „angefreundet“ haben, sie haben dann eine „Kollegin“ vorgestellt, so dass man nun zwei Bezugspersonen hat. Wenn ich meine zweite Social Host, Laura, jetzt treffe, begrüßt sie mich gerade zu überschwänglich und fragt wie es so läuft, was ich mache etc. War ja nun gar nicht so mein Ding, hier so eine Betreuung am Hals zu haben, die ich anrufen kann, die mit mir Einkaufen gehen will in New York etc. oder mich unterhält. Habe es versucht, ohne unhöflich zu sein, denen auch klar zu machen, worauf es hieß: „ Oh, no problem, You can be on your own, but we do not want you to be alone“, - alles klar!!! Also einsam bin ich hier ganz bestimmt nicht.

Also, mein Haupt- social host heißt Jane, die sich dann doch als sehr interessant entpuppte, sie verfügt über eine enorme Alleingemeinbildung, konnte sich wirklich in jedes Thema gut einfinden, auch Geschichte, Politik. Vor allem konnte sie sofort das Gespräch in eine neue Richtung lenken, das war schon bemerkenswert. Sie selber lebt ihr Leben seit mehr als 20 Jahren auf dem Schiff und kennt wirklich jeden Ort, hat man den Eindruck, die könnte gar nicht mehr an Land leben, während meine zweiter social host Laura in Hongkong von Bord geht und sich auf zu Hause echt freut.

Also langweilig, vor allem an Seetagen ist es hier nicht, ob nun mit social host oder ohne. Gestern war ich übrigens noch in der Kunstgalerie zu einem Vortrag über Jack Vettriano, der hochinteressant war. Höchst interessante Biografie, vorgetragen völlig frei und locker-amüsant von Sam, dem Galeristen.

Auch die Briten sind sehr kommunikativ. Ich habe schon mehr Englisch in diesen 3 Tagen gesprochen als im ganzen letzten Jahr. Die besten Gesprächsanlässe ergeben sich im Fahrstuhl. Nach einem solchen Kurzgespräch mit einer Engländerin, fragte diese mich unvermittelt, wie ich mit Vornamen hieße, sie hieße Yvonne. Sie begründete das damit, dass wir uns dann nett begrüßen könnten, wenn wir uns vielleicht auf dem Schiff irgendwann mal treffen würden. Etwas ungewöhnlich, aber eigentlich eine gute Idee!

Ich habe inzwischen das Gefühl, dass ich schon Kilometer auf dem Schiff gelaufen bin, auch, weil ich viele Fotos mache. Daher schicke ich euch zum Schiff meine ersten Bilder. Das Schiff ist ca. 300 m lang und 32 m breit, hat Platz für 2090 Passagiere und ca. 1000 Mann Besatzung. Es ist noch recht neu, 2010 vom Stapel gelaufen, 2014 renoviert, daher ist alles in bestem Zustand. Bei dem Namen hatte die Reederei einige Probleme. Die englische Königin wollte die römische Zahl für die zwei,so wie offiziell in ihrem Namen, während Cunard die arabische Zahl bevorzugte, weil es ja wirklich die 2. von ihnen gebaute Elizabeth ist. Die alte aus den 60er Jahren ist ausgemustert. Da kamen die Schotten, die das Schiff maßgeblich mitbauten, Cunard zur Hilfe: weil es für sie ja wirklich erst die erste Königin Elizabeth ist, einigte man sich dann auf die arabische Schreibweise. Aber die Königin hat es verkraftet und das Schiff im Oktober 2010 selbst getauft und war wohl sehr angetan davon.

Der Stil für die QE2 ist eine Rückbesinnung zum Art Deco der 30er Jahre, die Zeit von New York mit Empire Building und Chrysler-Building und Rockefeller Center. Daher die Muster und wunderschöne Gestaltung mit den verschiedensten Hölzern und Fotos dieser Gebäude und Zeit. Das Treppenhaus, Lobby, die Bars zeigen das. Die Bibliothek ist die größte schwimmende Bibliothek der Welt, mit Wendeltreppe und Globus. Jeden Tag kann man ab neun dort Quizfragen und Kreuzworträtsel abholen, die echt schwer zu lösen sind. Aber es ist auch „very british“, mit Portrait der Queen, Englischem Pub, Ball Room. Das ist das Markenzeichen der Queen-Schiffe.

Zum Schluss – wenn ihr meinen vielen Ausführungen noch folgen mögt, nun noch der Action-Teil zur Motivation:

Auf dem Weg nach Southampton, also noch im Channel beim Abendessen wurde es spektakulär, weil plötzlich totaler Stromausfall im ganzen Schiff war. Es war kurz stockfinster, bis das Notlicht anging und die Leute ihre Handys anmachten zum Leuchten. Dann kam auch schnell die Kapitänin per Lautsprecher , die erst einmal beruhigte und versprach in 10 Minuten wieder zu berichten. Interessant fand ich meinen Tischnachbarn, der wild googelte,und sich leichte Panik bei den beiden zeigte. Googeln nützt ja nun auch nichts, reine Übersprungshandlung, fand ich, aber da kann man sehen, wie abhängig die Leute davon inzwischen sind. Auch nach 10 Minuten hatten die Techniker den Fehler noch nicht gefunden und uns wurde gesagt, wir sollten da bleiben wo wir wären,sollten nicht durchs Schiff laufen. Daraufhin brachen doch einige, besonders viele deutsche Gäste, fluchtartig auf, wahrscheinlich um zu ihrer Schwimmweste zu gelangen. Irre! Kurz danach wurde es dann wieder hell und alles war „restored“, wie uns unsere Kapitänin mitteilte. Sie hatte immer wieder gesagt, „we are in safe condition“, aber die Leute verstehen ja nicht viel Englisch, so dass einige Deutsche in Panik waren und sich schon als nächste Titanic-Opfer sahen. Sie stellten sich vor, das wäre auf dem Atlantik passiert und sahen sich schon auf dem Titanic-Friedhof in Kanada. Der einzige Totalschaden dieses Vorfalls: Die Espresso-Maschinen waren wohl endgültig kaputt, denn die Bestellungen konnten nicht mehr durchgeführt werden und man merkte, dass vor allem die Küche ziemlich aus der Bahn geworfen worden war. Also spannendes Erlebnis und das gleich am 2. Tag.

Vielleicht bekommt ihr einen ersten Eindruck. Ich kann ich jetzt schon zusagen, dass ich viel berichten und massenhaft Fotos für euch haben werde, es gibt echt viele schöne Motive.

In Kürze mehr, da nun alles mit dem Internet klappt, die Bilder zu transferieren braucht sehr lange, kommen aber noch, versprochen!

Macht es gut!

Antworten (1)

Sarah
Wow, klingt schon am Anfang echt toll! Viel Spaß und eine wunderschöne Zeit weiterhin! Liebe Grüße aus Cuxhaven! Sarah

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