Veröffentlicht: 25.07.2021
Heute war wandern angesagt, Start ohne fahren, direkt von der Ferienwohnung aus. Der Brotjacklriegel ist der Hausberg und von der Donau aus gesehen der erste größere Berg. Naja immerhin 1011 m hoch. Das sonnige Wetter, das laut Vorhersage bis nachmittags anhalten soll, machte die Wanderung an machen Passagen ganz schön schweißtreibend, aber da die Strecke auch viel durch Waldgebiete geht, war es sehr angenehm.
Kurz bevor wir den Aussichtsturm am Brotjacklriegel erreichen, treffen wir auf den DU STEIN.
Dieser soll auch uns Flachlandtirolern erklären und deutlich machen, dass die Menschen ab 1000 Meter ü.NN. sich per Du grüßen. Immerhin liegt der höchste Punkt des Brotjacklriegels ganze 11m darüber.
Den Aussichtsturm, den man natürlich mit 127 Stufen kurz erklimmen kann, besuchen außer uns nur wenige Wanderer, wir vermuten, das liegt an „Geiz ist geil“ denn immerhin kostet es 1€ pro Person. Wir genießen zu zweit alleine die Aussicht von ganz oben und freuen uns, dass die anderen sich den Aufwand sparen. Unten im Turm ist ein kleines Turmstüberl und wir bestellen uns a Tässle Kaffee, für eine Brotzeit ist es noch zu früh, wir sind ja gerade erst 3 km gelaufen.
Die Bedienung gibt uns Rätsel auf. Da sitzen wir nun mit unserem Kaffee und überlegen, warum eine Frau, die im Service arbeitet wohl derart schlecht gelaunt sein kann. Ohne eine freundliche Miene bedient sie widerwillig die Wanderer. Was mag wohl bei ihr schief gelaufen sein? Erwidert Justin Bieber ihre Liebe nicht? Ist heute morgen der Bügel an ihren Push-up-BH gebrochen oder hat sie sich einfach einen Regentag gewünscht, damit sie in Ruhe Netflix schauen kann und jetzt scheint die Sonne? Wir kommen nicht drauf, irgendwann ist der Kaffee leer und wir gehen weiter. Bis hierher war der Weg nett, aber nichts Besonderes. Ab jetzt wird es immer schöner, von Meter zu Meter sind wir begeisterter von dem steilen bergab, bergauf, dem Wald, den Steinen, Blumen und Aussichten. Wir genießen es, Zeit zu haben und halten sehr oft an, um zu fotografieren oder zu stauen. Wir streicheln über Steine, auf denen Moos wächst, und Bäume, die besonders toll aussehen.
Unser Weg hinunter vom Brotjacklriegel führt direkt am Haus von Josef Hättenberger, des Urururururgroßvaters von Papst Benedikt XVI vorbei. Wir hätten gerne jemanden der Vorfahren gefragt wie der emeritierte Papst als Kind so war. Wir fanden leider keinen Klingelknopf und vermuten zudem, dass niemand Zuhause war.
Auf einer besonders schönen Bergwiese fotografieren wir Schmetterlinge und Grashüpfer und lauschen Zikaden. Petra weiß sehr viel über Pflanzen. Ich (Mario) nicht soviel. Irgendwelche Schachtelhalme, Blumen und Büsche, werden quasi Schritt für Schritt von ihr erkannt und sofort laut benannt. Auch Bäume kann sie besser erkennen als ich. Na ja, gesägt und gehobelt habe ich die Nase vorn. Da wir bei unseren Wanderungen immer irgendwelche Dauerbrenner sehen, habe ich mir 2 davon eingeprägt, um nicht ständig mit großen Augen fragend daneben zu stehen. Neben Knabenkraut, das ist eine Orchideenart, ist der rote Fingerhut, lateinisch „Digitalis purpurea“, der Dauerbrenner schlechthin und fast überall vorhanden. Sobald ich ein Knabenkraut oder einen Fingerhut entdecke rufe ich es laut hinaus, bevor Petra mich zum 134 mal abfrägt. Jetzt kommt’s: Fingerhut ist giftig und die Inhaltsstoffe werden in der Medizin für Herzmittel verwendet. Na, das hab ich mir doch gut eingeprägt!
Immer wieder in den Waldpassagen atmen wir den Duft von Sonne auf Nadelwald und freuen uns. Im Nadelwald werden Terpene freigesetzt, laut wissenschaftlichen Erkenntnissen stärken sie das Immunsystem, das ist uns aber egal, denn uns machen sie auf jeden Fall glücklich.
Das Wetter zeigte sich noch sehr gnädig. Bei der Rückkehr reichte es noch für eine gemütliche Brotzeit im Freien und anschließend noch um die Beine auf unserer Terrasse zu bräunen.