Äquator, Bonität und schwarzer Regen

Das Frühstück gab es heute für uns in Bodenmais. Die Wettervorhersage war nicht ganz eindeutig, da entschieden wir, mit dem Auto nach Bodenmais zu fahren. Dort starteten wir in Joskas Glasparadies mit Frühstück. Wir trinken beide unseren Kaffee schwarz, aber im Urlaub trinken wir manchmal Cappuccino mit Zucker - dazu gab es eine bayrische Butterbrezn. Wir sind uns noch nicht sicher, ob jetzt die schwäbische Butterbrezel oder die bayrische Brezn toller ist. Die Bayrische ist durchgehend gleich dick, wird daher komplett aufgeschnitten und mit Butter geschmiert. Unsere Schwäbische hat den dicken Bauch, in den viel Butter passt und diese leckeren, knusprigen, dünnen Ärmchen.

Wir schlendern, schauen und shoppen noch eine Weile bei den vielen bunten und edlen Gläsern, dann geht es weiter nach Zwiesel.

Für eine wunderbare Unterhaltung sorgte heute der Wirt von der Dampfbierbrauerei in Zwiesel. Er macht seinen Job mit Freude. Hat für jeden Gast lustige Sprüche, so weist er uns bei der Ankunft gleich darauf hin, dass wir uns vom Tisch fernhalten sollen, weil er erst alles gründlich sterilisieren will, denn die beiden, die vor uns da saßen, hätten so krank ausgesehen.

Zu 2 Damen, die nach uns kommen und freundlich fragen, ob sie sich an einen gerade frei gewordenen Tisch setzen dürfen, ruft er laut herüber, dass sie warten müssen, er müsse erst die Bonität prüfen. Die beiden verstehen nicht gleich, da fragt er, ob sie denn genug Geld dabei hätten. Nachdem sie das bejahen, dürfen sie Platz nehmen. Bisher konnten wir in Bayern noch nirgends per App einchecken, sondern hier wird noch Anwesenheit mit Zettel und Stift erfasst. Zu weiteren Gästen sagt der Wirt, sie sollen bitte nicht nur Name und Telefonnummer angeben, sondern die vollständige Adresse. Er habe russische Freunde, die sich auf Haushaltsauflösungen spezialisiert hätten, falls hier etwas schieflaufe.

So genießen wir guter Stimmung unser Mittagessen. Danach noch ein Spaziergang durch die Stadt. Das Wetter ist so wunderbar, dass wir kurz nach Zwiesel auf einem Parkplatz kurz die Hosen runterlassen - um die Radlerhosen anzuziehen. Es war noch eine Fahrradtour zum Äquator geplant. Diese einmalige Chance wollten wir auf jeden Fall nutzen – so nah waren wir noch nie dran! Es geht um den Weißwurstäquator. Dieser liegt direkt am Ortseingang von Zwiesel. Ich (Mario) dachte bislang, dieser liege an der Mainlinie, doch das war wohl nur umgangssprachlich so überliefert. Der hier Festgelegte liegt exakt auf dem 49. Nördlichen Breitengrad. Nördlich dieser Linie ist die Weißwurst ebenso wenig beheimatet wie der Matjes in Bayern, auch wenn die Discounter dieses Grundgesetz missachten. Nach unserer genauen Recherche mussten wir feststellen, dass unser Heimatort Althütte auf dem 48.9137654 ten nördlichen Breitengrad und damit unterhalb der imaginären Weißwurstgrenze liegt. Jetzt wird uns klar, weshalb uns die Weißwürste einiger Metzger in unserer Heimat so gut schmecken. Kein Wunder, denn diese wurden und werden ja dann völlig legal hergestellt. Leider waren wir noch vom Mittagessen pappsatt und es war schon deutlich nach 12:00 Uhr, weshalb uns die Verkostung der Weißwürste direkt am Äquator nicht möglich war.

Unsere Tour führte uns erst auf Landstraßen von Zwiesel weg, um über eine etwas anspruchsvolle Strecke, es war unter anderem ein Downhilltrail (das macht leider nur den Beteiligten Spaß, die ein Mountainbike haben) dabei, runter zum Schwarzen Regen zu gelangen. Herrlich dieses Wasser. Ein Ortskundiger erklärte uns, dass hier „Fliegenfischen-Gebiet“ sei. Wir sahen große Fische in dem fließenden Gewässer und nahmen ein kurzes Fußbad bevor es entlang des „Schwarzen Regen“ weiter ging. Dort haben wir unter anderem festgestellt, dass nicht nur Wasserbüffel den Sumpf toll finden, sondern auch völlig normale Kühe.

Wir lassen den herrlichen Sommertag, der entgegen der Vorhersagen ganz ohne Gewitter und Regen auskam, ausklingen und planen schon die nächste Tour für Morgen.