Veröffentlicht: 28.07.2021
Mittwoch, unser 6. Tag: heute Nacht hat es geregnet. Heute morgen um 6.26 Uhr werden wir sehr unsanft von unserem Rauchmelder geweckt. Auch aus mindestens einer weiteren Wohnung hören wir den Rauchmelder, und da wir ja jetzt den Radiowecker unserer Nachbarn kennen, können wir das Geräusch auch sofort zweifelsfrei zuordnen. Mario schaut und schnuppert im Treppenhaus, ob er Feuer entdecken kann - nichts! Da unsere Wohnung ebenerdig in den Garten geht, beschließen wir, dass wir uns im Zweifel auf jeden Fall retten können und bleiben noch eine Weile im Bett.
Unsere Fahrräder sind ja normalerweise im Auto, gestern Abend wollten wir sie einfach auf unserer Terrasse mit dem Schloss sichern und uns das Einladen ins Auto sparen. Es ist natürlich wichtig, immer ein gutes Schloss dabei zu haben, um sein Hab und Gut zu sichern. Toll wäre es dazu, wenn uns die Zahlenkombination des Schlosses noch einfallen würde. 00000 und 12345 natürlich auch Geburtstage… wir haben alles probiert, leider ohne Erfolg. Letztendlich haben wir die Räder einfach ins Wohnzimmer gestellt und hoffen weiter auf die Erleuchtung und Erkenntnis der richtigen Zahlen.
Für Sport im Freien ist es und heute zu kalt und nass. Daher ist Kultur angesagt: Das Freilichtmuseum in Finsterau liegt nahe der Grenze zu Tschechien und nur circa 40 Autominuten von unserer Ferienwohnung entfernt. Wir sind früh dran und heute die 3. an der Kasse. Die Häuser und Höfe sind wie in einem Dorf angeordnet. Es ist echt beeindruckend, mit welcher Akribie die Häuser, die allesamt irgendwo in der näheren Umgebung standen, abgetragen, hierher transportiert und wieder aufgebaut wurden. Selbst die Einrichtungen, wenn noch vorhanden, wurden wieder wie im Original aufgebaut. Ansonsten wurden Einrichtungen, Öfen und Gegenstände rekonstruiert. Die Häuser sind mit Möbeln, Kleidung, Haushaltsgegenstände und Werkzeugen ausgestattet und oft fühlen wir uns in diese Zeit zurückversetzt. Die Geschichten zu den Häusern, die als Text, Bild und teilweise auch als kleiner Film die Geschichte der Bewohner beschreiben, sind beeindruckend. Uns interessieren natürlich neben den Häusern und Geschichten die Möbel. Wir inspizieren die Tische und Schränke auf handwerkliche Holzverbindungen und Holzarten. Schwalbenschwanzzinken und Gratleisten zeugen von handwerklicher Fertigung – wir Schreiner freuen uns. Generell war es speziell hier im Bayrischen Wald ein karges, hartes Leben. Apropos karges Leben: Unser Frühstück war heute etwas karg. Eine Tasse Kaffee und eine Wurstsemmel von der Tanke….. es fühlt sich nach einer Pause an. Das Museums-Café hat noch nicht geöffnet. Wir gehen zum Wirtshaus, das in einem ebenfalls hier wieder aufgebauten alten Haus untergebracht ist. Am Eingang des Biergartens sind Tafeln aufgestellt. Auf einer steht, dass wir hier warten sollen, um von dort zum Platz geführt zu werden. Auf einer anderen lesen wir „der Ofen ist heiß und wir sind alle gut drauf“. Naja, wir warten dort einige Zeit wir erkennen 2 Damen im inneren des Gasthauses durchs Fenster, die wiederum uns sehen. Abgeholt werden wir dennoch nicht. Wir gehen an die Türe und rufen ein freundliches „Hallo“ ins Haus. Jetzt kommt eine der Damen raus uns wir fragen, ob offen sei und ob Sie ein Plätzchen für uns hätte. Wow – ziemlich trocken und wortkarg wurde uns ein Tisch angeboten. Um es kurz zu machen: Die bestellte Brotzeit inkl. hausgemachtem, noch warmen Brot war klasse. Der Umgang mit Gästen liegt den beiden Frauen wohl nicht besonders, denn auch andere Gäste wurden entweder ignoriert oder dann ebenfalls wortkarg abgefertigt. Wir zahlen, fragen uns kurz wie es wohl ist wenn die zwei Bedienungen nicht gut drauf sind und setzen unsere Museumstour etwas irritiert aber gestärkt fort.
Nach dem Freilichtmuseum sind wir so im Besichtigungsmodus, dass wir gleich weiter zum Baumwipfelpfad fahren. Dort läuft man über 1,3 km in ca. 20 Metern Höhe über Holzbrücken und kann Wald, Bäume und Aussicht von oben genießen. Am Ende der Strecke geht es den 44 Meter hohen Turm hoch. Ich (Petra) gebe zu, da ist mir dann nicht mehr so ganz wohl, aber ich laufe trotzdem bis oben mit. Gerade oben angelangt, fängt es dann an zu regnen und so geht es zügig die Serpentinen wieder runter.
Glücklicherweise befindet sich unten ein Café und wir schlemmen dort, um das Ende des Regens abzuwarten.
Den Spätnachmittag nutzen wir in der Wohnung zum Ausruhen und Lesen. Am frühen Abend hört es auf zu regnen und ich (Petra) drehe noch eine Runde im Wald. Von diesem Spaziergang zurück, muss ich erst mal dringend duschen, da sich sämtliche Krabbeltiere des Waldes wohl auf mich gestürzt haben.
Morgen wird das Wetter schön und wir wollen wieder Fahrradfahren.