Voll Bock auf bayrischen Wald
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8-Tausender, Sneakers und Gipfelschnaps

Veröffentlicht: 03.08.2021

Acht-Tausender an einem Tag. Schon zu Beginn des Urlaubs hatte Mario diese Tour bei seinen Recherchen, was wir tun wollen, entdeckt. Ca. 16 Kilometer und über 1000 Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad: schwer.

Ich (Petra) konnte das nicht einschätzen und hoffte die ganze Zeit, dass Mario es sich noch anders überlegt. Aber so ist er nun mal, immer auf der Suche nach Herausforderungen und nicht vom Ziel abzubringen. Also stimmte ich zu. Mario machte mir Mut und sagte, sei ja nicht schlimm, wenn wir statt der angegebenen 7 Stunden länger brauchen.

Er hat ja keine Ahnung, dachte ich mir. Probleme über Probleme, denn mehr als 1,5 Liter wollte ich nicht in den Rucksack packen, weil mir bei unserer letzten großen Wanderung so der Rücken weh tat. Jetzt war aber meine Frage, was es wohl bedeutet, man solle ausreichend Wasser dabei haben. Ich trinke ja an normalen Tagen schon 3 Liter. Und Hunger! Wenn ich Hunger habe, hört der Spaß auf. Wieviel Essen muss ich also einpacken, nicht schwer soll es sein, aber viel, wer weiß, wie lange die Lauferei geht?

Wir starten also früh morgens, denn schon die Anfahrt zum Startpunkt nimmt fast eine Stunde Zeit in Anspruch. Auf dem Parkplatz ein kleines Drama: man benötigt einen Parkschein und wir haben kein Kleingeld, Scheine nimmt der Automat nicht und weit und breit ist niemand zu sehen. Also parken wir illegal, weil wir es nicht ändern können und laufen endlich los. Es regnet heute nicht, aber es ist kalt. Langärmelig geht die Tour einfach immer bergauf. Es ist in der ersten Stunde so kalt, dass man im Schatten des Waldes den Atem sieht. Schnell finden wir unser Tempo und unseren Rhythmus und es macht Spaß, richtig Spaß. Als wir auf dem ersten Berg, dem Mühlriegel stehen, sind auch die Bedenken von Petra weg. Stück für Stück gehen wir die Strecke einfach immer weiter, es ist anstrengend, die Wege sind meist steinig, matschig oder voller Wurzeln oder alles zusammen. Bald schon wechseln wir zu kurzärmelig, denn die Sonne wird wärmer und wir strengen uns ja auch an. Nur wenige Meter auf der Ebene, dann geht es wieder steil rauf oder steil runter. Wir klettern über Felsen rauf auf der anderen Seite runter. Manchmal sehen wir andere Wanderer, kaum einer läuft wie wir ohne Stöcke, die meisten sind trotzdem langsamer als wir. Nach 3 Stunden haben wir noch immer genügend Wasser und eigentlich fast keinen Hunger, machen jedoch eine kurze Rast zum Vespern.

Entlang der Strecke wachsen unendlich viele Heidelbeeren. An unserem 6. Gipfel, dem Enzian, kommen über einen Nebeneinstieg viele Heidelbeersammler mit Eimern, um dort oben zu pflücken. Ein Dame, die uns entgegen kommt, erzählt von paradiesischen Verhältnissen dort oben. Und tatsächlich, da ist alles voll, eine Fläche so groß wie - wir haben ewig überlegt, wie wir es beschreiben sollen - es geht nicht! Also Heidelbeeren soweit das Auge reicht und jeder Busch ist voll und das obwohl die Menschen eimerweise Beeren pflücken. Wir essen während des Laufens immer mal wieder, bis wir blaue Lippen haben.

Zwischendurch ist die Strecke mal ein einem Gebiet, das wohl dauerhaft so matschig ist, dass wieder ein Steg für die Wanderer gebaut wurde. Generell darf man die Wanderwege nicht verlassen, da man ja im Naturschutzgebiet ist, und Pflanzen und Tiere geschützt werden sollen.

Schnell vergeht die Zeit und wir haben schon den Fuß des kleinen Arbers erreicht. Hui, der Anstieg hat es in sich, irgendwo weit vor und somit über uns eine Gruppe mit Kindern, ein Schild erklärt „Weg zur Jugendherberge steil“ tatsächlich, der Weg ist sehr steil. Aber auch das geht irgendwie, einfach immer einen Fuß vor den anderen. Oben angekommen sitzt der ganze Felsen voller Teenager- wir denken uns, Respekt vor den Leitern dieser Gruppe, aber diese habe die Horde gut im Griff.

Ein kurzes Foto, wir wollen weiter die letzte Etappe zum großen Arber. Natürlich erst wieder runter von „kleinen“ um danach wieder raufzuschnaufen zum großen Arber. Hierzu sind teilweise Stufen in den steinigen Weg gelegt, die so hoch sind, dass es unmöglich ist, langsam und gleichmäßig zu gehen. Also schnell, ungleichmäßig und Hauptsache überleben. Und auch das klappt und wir haben das Ziel erreicht.

Auf den großen Arber kann man auch mit der Gondel fahren, diese Gelegenheit nutzen sämtliche Flachlandtiroler. Wir wollen natürlich gerne ein Foto am Gipfelkreuz machen, welches aber von den Gondelnutzern mit ihren Designer weißen Sneakers und Gold Sandalen belagert ist. Wir sind eindeutig für ein Gesetz, das es verbietet, sich am Gipfelkreuz fotografieren zu lassen, wenn man mit dem Lift angereist ist.

Ach ja, der Lift, unser Plan war, mit der Gondel zur Talstation zu fahren und von dort mit dem Bus zurück zum Auto. Als wir die Schlange an der Gondel sehen, beschließen wir zu laufen. Bis hierher haben wir nur fast fünfeinhalb Stunden gebraucht, da haben wir noch genug Zeit und auch Energie für die letzten 4 Kilometer zum großen Arbersee.

Aber zuerst gibt es hier oben mal nen Gipfelschnaps und ein Stück Kuchen, das hat man sich nach 8 Gipfeln ja wohl verdient.

Der Abstieg zum See ist anstrengender als erwartet, geht es doch über eine weite Strecke auf extrem großen Steinen bergab. Als wir endlich unten ankommen, haben wir tatsächlich auch genug, denn mittlerweile sind es 22,5 Kilometer geworden mit 1044 Höhenmetern und dann noch knapp 500 Meter Abstieg zum See.

Eigentlich müsste es hier nun mit dem Bus weitergehen. Leider fährt der aber wegen einer Baustelle gerade gar nicht. Doofes Gefühl, wenn man von Verkehrsmitteln abhängig ist, die gar nicht verfügbar sind. Die Handys haben hier kaum Empfang und wir schaffen es mit Müh und Not, erst mal die Nummer eines Taxis herauszufindenden. Der Taxifahrer, den wir nach mehreren Versuchen erreichen, ist gerade weit weg und könnte erst in 2 Stunden kommen, um uns zu holen. Freundlicherweise versucht er, uns einen Kollegen zu organisieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit (in der uns das Lied „ich steh in der Kältn und wart auf a Taxi aber s kommt net“ einfällt) kommt das Taxi. Der Taxifahrer ist richtig nett und so ist die Fahrt zurück zum Knecht recht unterhaltsam. Dort angekommen geht Mario direkt zum Parkscheinautomat und wirft die extra gewechselten 2 EURO für ein Tagestricket ein und bezahlt das Parken nachträglich 

Den ereignisreichen Tag, an dem wir so stolz sind und so viele schöne Eindrücke gesammelt haben, beenden wir noch mit einem guten Essen, einer Dusche und unserm Tagesbericht. 

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#arber#wandern#goldsteig#gipfelschnaps