Veröffentlicht: 12.06.2024
Um gleich mal die erste Verwirrung aufzuklären: Bei Nice und Nizza handelt es sich um den selben Ort! Dabei wird Nice nicht etwa wie das englische "nice" (hübsch) ausgesprochen, sondern eher wie unser "nies". Wir in Deutschland kennen Nice allerdings eher als Nizza und deshalb werde ich in diesem Artikel ab sofort auch nur diesen Namen verwenden.
Nizza also, das klingt ja schon so verheißungsvoll. Es ist ein Sehnsuchtsort, wie die gesamte Côte d’Azur. Und so sind auch Reisende aus der gesamten Welt hier anzutreffen. Ständig starten und landen Flugzeuge und ziehen ihre Kreise über der Stadt. Und ab und an legen auch Kreuzfahrtschiffe im Hafen an. Trotzdem hier also viel Tourismus stattfindet, empfanden wir es wirklich nie als überlaufen. Und der Ort besteht ja auch nicht nur aus Hotels, hier gibt es auch viele Wohnungen bzw. Häuser und deren Bewohner. Schätzungsweise wohnen hier aber nicht gerade arme Leute.
Auf der langen Promenade jedenfalls, trifft man natürlich auch auf diverse Touristen, aber vor allem auf sehr viele Jogger. Die 7 km lange und gerade Strecke der Flaniermeile lädt ja auch geradezu dazu ein.
Sie heißt übrigens Promenade der Engländer (Promenade des Anglais) und das hat einen finanziellen Hintergrund. Die vor rund 250 Jahren hier urlaubenden Adeligen aus England mochten zwar das Klima sehr, aber sie mochten den "Strand" nicht. Da Geld vorhanden war, finanzierten sie den Ausbau einer breiten Straße und aus großen Steinen und schwarzem Modder wurde eine Flaniermeile mit Strand.
Wer die Promenade, wie wir, komplett ablaufen möchte, startet am besten am Hafen. Ziemlich am Anfang kommt dann gleich der berühmte "I love Nice" Schriftzug. Dieses Jahr ist er in gelb gehalten und hat nebendran noch einen "Tour de France" Countdown stehen. Es war gar nicht so einfach, den gesamten Text, inklusive der symbolischen Radfahrer, auf ein Bild zu bekommen, ohne dass irgendjemand gerade davor posierte.
Wer einmal hier ist, für den lohnt sich auch gleich der Aufstieg zum Schlossberg (Parc de la Colline du Château). Solltet ihr an dieser Stelle schon etwas knochenlahm sein und die vielen Treppen scheuen, dann könnt ihr übrigens auch den kostenlosen Aufzug nach oben nehmen. Dieser wurde in einem ehemaligen Brunnenschacht (!) angelegt.
Ich hatte beim Namen Château übrigens die Vorstellung, da oben ein Schlösschen vorzufinden. Dem ist aber nicht so. Stattdessen gibt es hier nur ein paar Ruinen einer ehemaligen Zitadelle, die 1706 zerstört wurde. Anziehend ist hier vor allem der Ausblick auf die Stadt, der oben liegende Park mit Wasserfall und/aber auch der Friedhof (Cimetiere du Château)! Letzterer entpuppte sich als sehenswerte Ruhestätte mit Aussicht. Acht der Skulpturen der Anlage wurden sogar mit dem Grand Prix de Rome ausgezeichnet.
Übrigens kann es durchaus passieren, dass euch auf dem Berg der Donner rührt. Jeden Mittag um 12 Uhr wird hier nämlich ein Kanonenschuss abgegeben. Wir haben uns zu dieser Zeit gerade in der Nähe befunden und hatten davon noch keine Ahnung. Das hat uns wahnsinnig erschreckt. Einen Tag später haben wir es weiter unten in der Stadt schon wieder ganz lustig gefunden.
Deshalb wieder runter zur Promenade. Es geht immer weiter Richtung Flughafen. Dabei werdet ihr beim Flanieren auf einige bekannte Sehenswürdigkeiten von Nizza stoßen. Da ist zum Beispiel der blaue Stuhl. Es gibt ihn als großes Denkmal und natürlich in zigfacher Ausfertigung zum Sitzen. Außerdem werdet ihr viele schicke Hotels und das Casino bewundern können. Auch die Rückseite der Oper ist von der Promenade aus zu sehen. Ob ihr richtig seid, könnt ihr oft sogar hören, wenn drinnen geprobt wird. Oder ihr seht eine Replik der Freiheitsstatue in ganz klein. Die steht nämlich auch direkt davor.
Es lohnt aber natürlich auch ein Blick hinter die Promenade in die Innenstadt. Hier reiht sich inzwischen ein Laden an den nächsten und es warten viele Lokale. Auch die Cathédrale Sainte-Réparate de Nice und die vielen Églisen sind lohnenswert.
Uns hat aber auch ganz besonders die Promenade du Paillon gefallen. Auf einem ehemaligen Busbahnhof ist hier ein breiter Grünstreifen mit Spielplatz und einem Wasserspiegel entstanden. Letzteren hätten wir fast wegen eines Selbstmords (!) verpasst. Tatsächlich war der Platz zwei Tage lang gesperrt, weil hier eine Gedenkfeier für Ben Vautier abgehalten wurde. Der mir zwar unbekannte, aber wohl in Nizza sehr berühmte Künstler, hatte aus Liebe zu seiner Frau am Tag ihres Todes Selbstmord begangen.
Da der Platz natürlich meistens nicht gesperrt ist, werdet ihr von dort schon den Place Masséna mit seinem schachbrettartigen Boden und vor allem mit den sehr auffälligen, auf Stangen hockenden Schriftgelehrten erkennen. Die aus weißem Harz hergestellten Figuren leuchten nachts und repräsentieren die 7 Kontinente. Leider haben wir das nicht gesehen. Wir waren tatsächlich am Abend immer damit beschäftigt, auf unserer Hotelterrasse das gute französische Essen zu genießen.