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2023 - April - Toulouse

Veröffentlicht: 29.04.2023

Toulouse ist mit ca. 472.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Frankreichs, aber trotzdem haben viele Touristen sie nicht auf dem Zettel. Wir übrigens bisher auch nicht.

Welche Gedanken habt ihr denn in Bezug auf die Stadt Toulouse? Habt ihr vielleicht gar keine Idee oder denkt ihr zum Beispiel gleich an Südfrankreich (richtig), Airbus (ganz genau!) oder den Titel "La Ville Rose" (rosafarbene Stadt)? 

Wir haben Toulouse nun endlich besucht und trotzdem wir für drei Nächte hier waren, hat die Zeit einfach nicht gereicht, um alles wirklich kennenzulernen. 

Aber was hat es denn nun eigentlich mit dem Rosa auf sich, für das Toulouse so bekannt ist? Es geht um die Häuserfarben, die wohl rosa leuchten sollen. Wahrscheinlich kommt es auf die Tageszeit und den Lichteinfall an, aber wir fanden die Stadt eher backsteinfarben. Das liegt an den vielen Terrakotta-Ziegeln, die hier in den Gebäuden verbaut wurden. Ihr findet sie überall in der Stadt. Darunter sind ältere, aber auch moderne Gebäude zu finden. So oder so sind sie allesamt sehenswert. 

Übrigens haben meine Heimatstadt Erfurt und Toulouse eine historische Gemeinsamkeit: Beide Städte wurden im Mittelalter reich durch das Färberwaid. Die Pflanze, mit der man blau färben kann, brachte Toulouse so viel Wohlstand, dass sie zur Zeit der Renaissance zu den reichsten Städten Frankreichs gehörte. Erst als das preiswerte Indigo aus Amerika eingeführt wurde, endete diese Periode. Einige der schönsten Gebäude von Toulouse, wie das Hôtel d’Assézat oder das Hôtel de Bernuy stammen aus dieser Zeit.

Auch interessant, aber im Stadtbild gar nicht wahrnehmbar, ist, dass Toulouse schon über 2000 Jahre auf dem Buckel hat. Die Stadt hat gallische Wurzeln und war unter dem Namen Tolosa ab 106 v. Christus eine wichtige römische Stadt. 

Wer heutzutage durch die Innenstadt schlendert, erlebt durch die vielen Studenten eine junge Stadt, die aber durch ihre südliche Lage auch ein wenig entspannter wirkt als bei uns. Wer jetzt nicht zur Landkarte greifen mag, dem gebe ich nur an die Hand, dass es von Toulouse nur wenige Kilometer bis zur spanischen Grenze sind. Es ist also sehr südlich. 

Das merkt man auch an den Temperaturen. Wir hatten Ende April schon bis zu 27°C. Natürlich spielt sich deshalb hier vieles draußen ab. Die Leute sitzen gerne an der Garonne oder in den vielen Lokalen, auch bis spät in den Abend. 

Ein guter Tipp zum Essen gehen ist der Platz St. Georges. Hier gibt es diverse Lokale und auch einen Spielplatz, was Eltern sicher sehr zu schätzen wissen. Wir haben hier mehrfach gut gegessen, aber natürlich (wie überall in Frankreich) gibt es erst ab 19 Uhr warme Küche. 

Auch der Markt auf dem Place Victor Hugo ist eine Visite wert. Unten gibt es viele frische Köstlichkeiten zu erwerben und eine Etage darüber diverse Lokale, die aus diesen leckere Gerichte zubereiten. 

Nun aber vom entspannten Leben zur modernen Luft- und Raumfahrt. Dazu überspringen wir ein paar Jahrhunderte und kommen vom Mittelalter direkt ins Jahr 1917. Hatte Toulouse an der Industrialisierung in Frankreich nämlich kaum teilgenommen, führte der Erste Weltkrieg zu einer Wendung. Weil ja bekannterweise die Stadt weit ab vom Kriegsgeschehen lag, wurde die Flugzeugindustrie hierher verlegt. Aus dieser Historie heraus, wurde Toulouse zur Flugzeug- und Weltraumhauptstadt Frankreichs.

Heutzutage bestimmt vor allem Airbus das Geschehen. Wie ihr sicher wisst, ist aber Toulouse nur einer der Standorte dieses deutsch-französischen Weltkonzerns. Aber hier befindet sich mittlerweile die Konzernzentrale und die Endmontage von Airbussen. 

Grund genug für uns eine "Visit Airbus"-Tour mitzumachen. Leider gab es diese während unseres Aufenthaltes nur auf französisch. Fakten haben wir dadurch nicht verstanden, aber wir konnten einen Blick in die Montagehallen werfen. So viel haben wir aber (durch englisches Nachfragen) mitbekommen: Dauert es normalerweise Jahre von der Bestellung bis zur Lieferung eines Flugzeuges, gibt es aktuell gerade einige Maschinen deutlich schneller. Durch den Krieg von Russland gegen die Ukraine wurden diverse Maschinen nicht an Aeroflot ausgeliefert und können jetzt erworben werden. 

Wer übrigens einmal den Weg zum etwas abgelegenen Airbus-Gelände gefunden hat, der sollte gleich das Kombi-Ticket kaufen und das Museum Aeroscopia mit besuchen. Hier können Flugzeugfreunde diverse Maschinen von innen und außen bewundern, so auch die legendäre Concorde. 

Und zusätzlich jetzt noch ein Tipp für alle, die gedanklich noch höher hinaus wollen: Das Weltraummuseum Cité de l’espace. Es ist am anderen Ende der Stadt und man kann hier den ganzen Tag verbringen. Der Preis für das Ticket ist mit fast 25 Euro nicht gerade billig, aber dafür wird eine Menge geboten. Es gibt viele Vorträge (leider alle nur auf französisch), aber auch noch ein Planetarium und ein IMAX-Kino. Für die letzten beiden gibt es Kopfhörer mit englischer Übersetzung. 

Ganz besonders beeindruckt hat uns der Film über die Kometenabwehr im IMAX. Allein dafür hat sich die Anfahrt schon gelohnt. 

Im Außenbereich gibt es dann eine originalgetreue Nachbildung der Ariane-Rakete, aber auch diverse Mondfahrzeuge, Marslander und Raumstationen. Auch das interaktive Museum ist gut gemacht und hat englische Übersetzungen. 

Ihr seht schon, es gibt jede Menge zu tun in Toulouse.

Unser erster Besuch in dieser schönen und interessanten Stadt wird wohl deshalb hoffentlich nicht der letzte gewesen sein. Denn wir haben einiges links liegen lassen müssen. So haben wir es leider nicht geschafft, das Couvent des Jacobins und den Canal du Midi zu besuchen. Letzterer beginnt in Toulouse und führt direkt zum Mittelmeer.

Auch ein Ausflug nach Carcassonne ist unbedingt noch auf unserer Liste und wäre von Toulouse aus gut machbar. 

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