reisetante
reisetante
vakantio.de/reisetante

2023 - Mai - Eselwandern Elsass

Veröffentlicht: 07.05.2023

Wer einmal auf den Esel gekommen ist, wird den Langohren wohl treu bleiben. Und tatsächlich sind wir diesmal schon zum dritten Mal zu einer Eselwanderung aufgebrochen.

Vielleicht erinnert ihr euch, wir waren 2016 in den Abruzzen (Italien) und 2017 in den Cevennen (Frankreich) zu ähnlichen Touren unterwegs. Sowohl in den Cevennen, als auch in den Abruzzen ist das Wetter eher trocken und sehr warm. Das Gelände ist steinig und hat damit andere Herausforderungen als jetzt hier im Elsass.

Für uns ist es hier tatsächlich vergleichbar mit den gewohnten Gegebenheiten in Deutschland. Esel wiederum sind zwar Wüstentiere, aber sie kommen auch hier sehr gut zurecht.

Und das Geschäft mit den Trekking-Reisen scheint tatsächlich gut zu laufen, denn der hiesige Eselstall hat noch weitere Niederlassungen in den Cevennen und ebenso in der nahen Pfalz. Wer sich informieren möchte, kann das auf https://www.eselwandern-pfalz.de/.

Wir sind übrigens von dem Konzept des Eseltrekkings so angetan, weil wir gern individuell unterwegs sind, aber trotzdem ein festes Ziel haben möchten. Beim mehrtägigen Eselwandern läuft man ohne Führer (!) von Unterkunft zu Unterkunft. Man muss sich also allein um das Tier kümmern, aber es ist auch besonders praktisch, denn er trägt das Gepäck.

Natürlich erhält man vor dem Start der Tour eine ausführliche Einweisung. Wir hatten zusätzlich den großen Vorteil, dass meine Tochter Stephanie ja fast täglich mit Pferden arbeitet. Das Satteln, Anbinden mit besonderen Knoten, Hufe auskratzen und das Striegeln kann sie quasi im Schlaf. 

Aber auch absolute Anfänger werden zurechtkommen. Voraussetzung ist natürlich Tierliebe, Geduld und ausreichend Kondition für die Wanderungen.

Unsere Wanderungen waren im Schnitt 14 km lang. Je nach Strecke kann das wie ein Spaziergang sein oder bei viel hoch und runter auch recht anstrengend. 

Gestartet sind wir im elsässischen Obersteinbach. Zur Eingewöhnung hatten wir am ersten Tag eine Rundwanderung in der Umgebung, genauer gesagt zum Wachtfels. Das ist ein markanter Fels mit Loch. Unsere Esel Diva (10) und Gaia (8) kennen die Wege hier gut und hätten uns wohl auch ohne Karte führen können. Mussten wir aber doch einmal in den Plan schauen, nutzten sie natürlich sofort ihre Chance zu einem Snack und fraßen das saftige Grün nieder. 

Am nächsten Tag dann hieß es Taschen packen, genauer gesagt befüllten wir zwei große Packtaschen, die der Esel jeweils links und rechts auf den Sattel bekam. Maximal soll er dabei aber nur 30 Kilo tragen müssen. Unsere Koffer blieben derweil mit unseren restlichen Sachen in Obersteinbach. 

Das Ziel für diesen Tag hieß Langensoultzbach. Das ist ein kleines Dorf ohne jegliche Einkaufsmöglichkeiten. Dafür gibt es dort das wunderschöne B&B La Bouill'Hôte,  geführt von Christine und Christophe. Dort wird man wie bei Freunden aufgenommen und wunderbar bekocht. Lediglich die schmalen französischen Betten (1,20m) waren für uns zu zweit eine Herausforderung.

Am Abend hatten wir außerdem nette Gesellschaft von den anderen Gästen Renate und Rudi, die hier auch nächtigten. 

Auf dem Weg nach Langensoultzbach kamen wir übrigens an Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei. Ich hätte sie Bunker genannt, tatsächlich werden sie aber als Kasematten bezeichnet. Das sind befestige Unterstände, die auch starkem Beschuss standhalten. Die Einschüsse sind tatsächlich noch gut zu sehen. Nicht mal unsere Gastgeber konnten genau sagen, ob sie seinerzeit von den Deutschen oder den Franzosen gebaut wurden. Meine Internetrecherche deutet aber darauf hin, dass es sich um das militärische Erbe der Franzosen handelt.

Tag 3 führte unsere Esel und uns dann ganz gemütlich zu einem See. Wir waren zwar im Wald vielfach alleine, aber am See oder in den Dörfern waren wir immer eine kleine Attraktion. Aber auch andere Tiere waren sehr interessiert an uns. Besonders Ponys und Kühe säumten immer wieder mal unseren Weg. Während sie Menschen wohl eher langweilig finden, kamen sie wegen unserer Esel gleich angewetzt. 

Die Kühe hatten zudem offenbar erhebliches Interesse am Geruch unserer Esel. Es wurde heftig durch die Nase eingeatmet. Unsere Diva, die Erfahrenere, stellte dabei zwar ihre Ohren auf, aber fühlte sich durch den trennenden Elektrozaun wohl recht sicher. Gaia dagegen wollte nach ein paar Minuten lieber etwas mehr Abstand. Kühe sind ja auch wirklich groß und kräftig, die kleinen Ponys dagegen waren nicht so spektakulär für unsere beiden. 

Unsere letzte Wanderung zurück nach Obersteinbach startete dann etwas traurig. Diva konnte plötzlich auf einem Bein nicht mehr richtig auftreten und musste in Langensoultzbach im Unterstand bleiben. Max, der Chef der Eselstation, hat sie später mit dem Hänger abgeholt. Für Gaia und Diva war das eine echte Prüfung. Die beiden haben sich noch lange gerufen und Gaia wollte gar nicht so recht mit uns mitlaufen. 

Selbst das grüne Gras am Wegesrand schien nicht mehr interessant zu sein. Da Esel gerne in Kolonne laufen, waren wir dann ihre Gruppe und sie trottete uns hinterher. Allerdings war es diesmal ein völlig neuer Weg für sie und sie wollte am liebsten einige Male zurück. Endlich am heimischen Stall angekommen, war Gaia dann merklich froh über das Wiedersehen mit ihren Freunden. 

Auch Diva war schon eingetroffen. Max, der Chef und gleichzeitig hervorragender Pfleger, schritt dann in unserem Beisein gleich zur Tat. Er holte seinen roten Einkaufskorb, den die Esel eigentlich gar nicht mögen, denn darin ist das "OP-Besteck". Nach einem kurzen Wetzen des Messers, hob aber Diva brav den Huf und Max setzte die Klinge an. Er schnitt einiges vom Huf ab und füllte das Loch, in das sich offenbar ein Stein eingedrückt hatte, danach mit einem Läppchen aus. Er wird die Stelle nun täglich beobachten.

Nach dieser Aufregung hatte Diva sicher nicht die Nerven für eine lange Verabschiedung von uns. Wir haben sie aber später noch am Elektrozaun getroffen, genauso wie Gaia.

Natürlich wissen wir, dass sie es dort sehr gut haben, aber was soll ich sagen, wir hätten sie tatsächlich am liebsten mitgenommen!

Zum Schluss muss ich aber noch eine kleine Enttäuschung loswerden: Was ist los mit den Störchen? Das Elsass wirbt ja massiv mit den Tieren. In jedem Souvenirshop hier kann man die Vögel auf Tassen, Tellern oder sogar als Plüschvariante kaufen.

Aber gesehen haben wir keinen einzigen. Vielleicht mögen sie keine Esel. 

Antworten