Veröffentlicht: 29.03.2020
Liebes Reisetagebuch,
unser erster Tag in Brasilien ist bereits um und wir haben ganz schön mit dem Jetlag zu kämpfen.
Nachdem wir heute früh um 5:50 Uhr gelandet sind, habe ich direkt unsere SIM-Karte in Betrieb genommen, während Thorsten auf unser Gepäck gewartet hat. Dass wir vorher alle möglichen Registrierungsmails ausgedruckt hatten, hat sich hier bezahlt gemacht. Ein paar Minuten später hatten wir nun also ein laufendes Handy inkl. Internet und unsere Rucksäcke. Übervorsichtig wie wir waren haben wir uns dann einen „sicheren Ort“ mitten in der Eingangshalle des Flughafens gesucht, um uns „gut geschützt“ vor Taschendieben in Uber zu bestellen. Da wir natürlich nicht gleich am ersten Tag Opfer eines Verbrechens werden wollten haben wir uns ein „Luxus-Uber“ gebucht.
Hinweis: Das war total unnötig. Die Uber in brasilien sind (fast) alle super und ebenso sicher
Dank der App wussten wir wo wir hinkommen mussten, Name, Fahrzeug und Nummernschild des Fahrers. Der Fahrer verstaute unser Reisegepäck im Kofferraum und schon ging die sehr schweigsame Fahrt los. Der Fahrer (sowie alle unsere Uberfahrer in Brasilien) sprach nämlich kein Wort englisch und wir maximal drei Worte portugiesisch. Binnen 5 Minuten fuhren wir bereits an der ersten großen und wirklich ärmlich und gefährlich wirkenden Favela vorbei. Uns beiden drehte sich bei dem Anblick der Magen um. Zum einen aufgrund der Grausamkeit der vorherrschenden Armut und zum anderen aufgrund der vielen schlimmen Horrorgeschichten die wir im Vorfeld über Überfälle auf Autos gelesen hatten.
Unsere Fahrt führte uns weiter, einmal quer durch die Stadt, bis zu unserer Unterkunft „Sant Matre“ im Stadtteil Santa Teresa.
Da es erst ca. 06:30 Uhr war, war unser Zimmer, das ab 12:00 Uhr bezugsfertig war, natürlich auch noch nicht frei.
Bewaffnet mit Google Maps und einer gehörigen Portion Mut machten wir uns also auf den Weg die Gegend zu erkunden.
Bergauf und bergab bestaunten wir die bunten Häuschen und Mosaikbilder an den Straßenmauern und sobald sich zwischen den Häusern eine Schlucht ergab konnten wir auch immer wieder einen Blick auf diese so unterschiedliche Stadt einfangen. Wir konnten es kaum glauben, wie in Mitten der Stadt immer wieder Favelas zu erkennen waren. Vor allem der rote Stein der zumeist unverputzten Häusern stach deutlich heraus. Wir stiegen immer weiter eine sehr steile Straße hinab bis wir endlich an der Escaderia Selarón angekommen waren. Die wunderbar farbenfrohe Mosaiktreppe gestaltet von dem Künstler Jorge Selarón war noch menschenleer; kein Wunder, wir hatten es gerade mal etwa 07:30 Uhr.
Die Treppe verbindet den Künstlerstadtteil Santa Teresa mit dem Partyviertel Lapa. Am Fuße der Treppe standen wir also im wahrsten Sinne des Wortes in den Überresten der Party der letzten Nacht…
Etwas später bezogen war dann unser Zimmer, welches auch im Großen und Ganzen soweit okay war...in der Hauptsaison ist dies sicher eine gute Unterkunft aber jetzt in der Nebensaison ist doch alles etwas lieblos. Neben uns schienen die Zimmer auch nur an Dauergäste vermietet worden zu sein.
Egal, sei es drum, wir wollten unbedingt das Beste aus der Sache machen. Wir machten uns also erneut auf den Weg um so viel wie möglich zu entdecken. Unser Ziel war die berühmte gelbe Straßenbahn von Santa Teresa. An der Haupthaltestelle angekommen kauften wir uns mit Hilfe einer sehr hilfsbereiten brasilianischen Polizistin mit der Kredikarte zwei Tickets für je 20 Real (ca. 3,70 €) und ein paar Sekunden später kam die Bahn auch bereits. Die Bahn fährt den Berg hinauf bis vor eine polizeiüberwachte Favela
und dann wieder zurück in Richtung Innenstadt über eine abenteuerlich nur mit Maschendrahtzaun abgesicherte Brücke, die früher mal ein Aquädukt war.
Nun ist es spät geworden. Wir lassen den Abend noch bei ein paar "Pao de Queijo" auf der Terrasse der Poussada ausklingen und sagen schon einmal gute Nacht und bis morgen.