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29.12.2022 – Die letzten Tage in Malaysia

Veröffentlicht: 02.01.2023

Nach drei Wochen ging am vergangenen Donnerstag meine Zeit in Malaysia auch schon wieder zu Ende. Nach den relativ kurzen Stopps in den letzten Wochen habe ich es zuletzt etwas ruhiger angehen lassen. Über das Landesinnere sollte es mit drei Stopps in neun Tagen gemütlich in Richtung Singapur gehen. Da die langen Busfahrten tendenziell immer etwas anstrengend sind und ich ohnehin genug Zeit hatte, habe ich mich dazu entschieden, zwischen Penang und Ipoh (dazu später mehr) noch einen Zwischenstopp in Taiping einzulegen. Taiping ist jetzt nicht unbedingt die erste Anlaufstelle für Backpacker, der Ort ist etwas verschlafen und viel zu erkunden gibt es hier auch nicht. Warum ich mich trotzdem für einen kleinen Abstecher dorthin entschieden habe? Nun ja, im Internet stand, dass man im Umland sehr gut Wandern könnte. Das stimmt wohl auch, wie mir die Hostmum erzählte, nur eben zum Zeitpunkt meines Besuchs nicht. Ein paar Tage zuvor hatte es in einer benachbarten Region einen Erdrutsch mit mehreren Toten und Verletzten gegeben, weshalb die Regierung sämtliche Wanderwege in Malaysia vorübergehend gesperrt hatte. Pech gehabt, so schnell können sich Pläne in Luft auflösen. Was macht man nun zwei Tage in einem Ort, wo man eigentlich nicht viel machen kann? Als ich mich schon damit abgefunden hatte, meine Zeit mit Lesen, Essen und Spazieren zu verbringen, hat mir dann der Zufall unter die Arme gegriffen. Die einzige andere Backpackerin in meinem Hostel hat erzählt, dass sie schon seit ein paar Tagen gerne ein Reservat für kranke Orang-Utans besichtigen würde, bislang aber noch niemanden gefunden hat, der sich die Fahrtkosten mit ihr teilt. Ich wusste bis dato nicht, dass es ein solches Reservat in der Region gibt, für mich kam die Gelegenheit aber natürlich wie gerufen. Das Reservat liegt ungefähr eine halbe Stunde Autofahrt weg von Taiping auf einer kleinen Insel. Ganze 35 Hektar stehen hier ausschließlich 15 Orang-Utans zur Verfügung, weshalb die Insel passenderweise Orang-Utan-Island getauft wurde. Die meisten Affen hier stammen von Borneo, einer Insel im Osten Malaysias. Ziel ist es, die Orang-Utans irgendwann wieder auszuwildern, weshalb sie auf der Insel auch in einer natürlichen Umgebung leben und nicht in Käfigen eingesperrt sind. Auf den Bildern sieht es zwar aus wie ein Gefängnis, aber die Gitterstangen dienen nur als Begrenzung der Insel und zum Schutz der Besucher sowie Pfleger vor den Orang-Utans. Nachdem wir mit dem Boot auf die Insel übergesetzt waren, wurden wir von einer Mitarbeiterin in Empfang genommen, die uns zusammen mit den anderen Touristen durch das Reservat geführt und uns alles erklärt hat. Nach rund 45 Minuten war die Tour wieder vorbei und wir sind zurück zum Hostel gefahren. Das war perfektes Timing, denn zehn Minuten später war wettertechnisch mal wieder Land unter. 

Am nächsten Morgen stand dann wieder mal eine Busfahrt auf dem Programm, wenn auch eine sehr kurze. Binnen einer Stunde ging rund 70 Kilometer weiter in südwestlicher Richtung nach Ipoh. Die kleine Stadt ist aktuell noch so etwas wie ein Geheimtipp in Malaysia. Coole Street Art, einen entspannten Vibe mit grünen Ecken, einige Höhlentempel am Stadtrand, nette Leute, multikulturell und vergleichsweise relativ wenig westliche Touristen, so lässt sich Ipoh kurz zusammenfassen. Grundsätzlich reichen zwei Tage aus, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Da ich es aber ohnehin etwas ruhiger angehen lassen wollte und Weihnachten vor der Tür stand, blieb ich insgesamt vier Nächte. Mittlerweile habe ich etwas das Gefühl, dass der Regen mich verfolgt. Keine halbe Stunde war ich im Hostel, als der Himmel seine Schleusen geöffnet hat. Ich habe mir also wieder mein Buch geschnappt und den ganzen Nachmittag gelesen – so kommt man auch in seinen Büchern voran. Am nächsten Morgen habe ich mich dann aufgemacht, die Stadt zu entdecken. Ipoh war aufgrund der reichen Zinnvorkommen auch lange Zeit als die „Stadt der Millionäre“ bekannt. Heute ist vom ehemaligen Glanz nicht mehr allzu viel übrig. Die kleinen im Kolonialstil erbauten Gassen und Häuser versprühen zwar immer noch Charme, die Bausubstanz ist aber eher Südostasien-Style, was so etwas wie marode bedeutet. Als erstes bin ich den Heritage Walk entlang spaziert. Dabei handelt es sich um einen gut ausgeschilderten Walk durch die Stadt, vorbei an vielen Gebäuden aus der Kolonialzeit, wie dem Rathaus, dem Bahnhof oder dem Birch Memorial Clocktower. Aber auch vorbei an chinesischen Storehouses, indischen Tempeln und wunderschön hergerichteten alten Häusern, die heute tolle Cafés, Restaurants, kleine außergewöhnliche Shops und Hotels beherbergen. Das Gute an der Regenzeit ist, dass es fast immer zur gleichen Zeit regnet und man sich dadurch weniger Gedanken um die Tagesplanung machen muss. Nach meinem kleinen Rundgang bin ich am frühen Nachmittag wieder zurück ins Hostel, wo es dann auch mehr oder weniger pünktlich um 15 Uhr zu regnen angefangen hat – damit war der Tag auch schon wieder zu Ende. Am folgenden Tag habe ich mir dann noch einen Höhlentempel angeschaut. Der Perak Tong ist eingerahmt in Kalksteinfelsen und vor allem bekannt für seine beeindruckenden Höhlenmalereien. Darüber hinaus gibt es über der Höhle einen schönen Aussichtspunkt, von wo man ganz Ipoh überblicken kann. Was habe ich sonst so gemacht: Gegessen! Das Essen ist wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb man nach Ipoh fährt. Vor allem Hühnchengerichte können sie hier einfach. Ansonsten findet man hier aber auch alles, was das Herz begehrt. Von chinesisch über westlich bis zu indisch ist alles dabei.

Die letzte Station in Malaysia war dann Melakka, UNESCO Weltkulturerbe und die angeblich ursprüngliche Perle Malaysias. Entsprechend hoch lag die Erwartungshaltung und der Werbeslogan der Stadt „Don’t mess with Melaka!“ hat jetzt auch nicht unbedingt dazu geführt, dass ich meine Erwartungen nach unten geschraubt habe. Melakka ist so etwas wie der Wanderpokal unter den malaysischen Städten. Zuerst trafen sich die Chinesen, Araber und Inder, um ihre besten Gewürze an den Mann zu bringen. Getreu dem Motto „Wer will noch einmal, wer hat noch nicht, wurde die Stadt später dann zuerst von den Portugiesen, dann den Holländern und auch noch einmal von den Briten erobert, bevor sie wieder in malaysische Hände gefallen ist. Und natürlich hat jede Kultur auch ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen. Zunächst ging es deshalb zu Fuß ins historische Zentrum der Stadt. Dank den Holländern lässt sich dieses auch eigentlich nicht verfehlen. Im 17. Jahrhundert errichteten unsere Nachbarn eine Reihe von knallroten Gebäuden. Darunter befindet sich unter anderem das Stadthys, in dem heute ein schönes Geschichtsmuseum untergebracht ist. Dass ich hier auf einige Touristen treffen werde, habe ich mir schon gedacht. Womit ich allerdings als letztes gerechnet habe, ist eine Ansammlung von Disney-Rikschas. Jede mit einem fetten Soundsystem bewaffnet – bei Rock am Ring wäre man wohl neidisch auf die Boxen –, schwärmen sie aus und kutschieren die vorrangig asiatischen Touristen mit aufgedrehter Techno- und HipHop-Musik durch das UNESCO Weltkulturerbe. Mit einem idyllischen Spaziergang durch die historischen Gassen hatte es sich also erledigt. Von den Niederlanden ging es für mich dann weiter nach Portugal, zur Festung A Famosa, der portugiesischen Festung bzw. dem Rest, der den Eroberungen von Holländern und Briten standgehalten hat. Den Abschluss meiner kleinen Zeitreise bildete der St. Pauls Hill mit der dazugehörigen St. Pauls Church. Ihr könnt es wahrscheinlich erahnen, wer den Spaß errichtet hat, richtig die Briten. Übrigens bildet der kleine Hill eine perfekte Möglichkeit, den Rikschas zu entfliehen. Glaubt man der Geschichte, ist die St. Pauls Church, besser gesagt, das was davon übrig ist, die älteste Kirche in Südostasien.

Nach der Geschichtslektion habe ich mich am nächsten Tag einfach durch die Stadt treiben lassen, wobei die Herausforderung war, den Rikschas aus dem Weg zu gehen. Ich bin den Melakka-River entlang spaziert und anschließend ein Stück raus auf eine Landzunge, wo die größte Moschee der Stadt steht.

Am nächsten Tag kam dann der Tag der Tage. Irgendwann müssen Haare geschnitten werden, wenn man nicht demnächst ein paar Mitbewohner beherbergen möchte. Die Wahl fiel auf einen halbwegs professionell ausschauenden Barber Shop. Nach einem kurzen Briefing mit einer Handvoll Beispielbilder konnte sich das Ergebnis erfreulicherweise sehen lassen.

Das waren sie schon, meine Tage in Melakka. Mein Fazit zu fällt insgesamt durchwachsen auf. Positiv hervorzuheben ist sicherlich die Historie der Stadt, das beste indische Restaurant überhaupt und der Friseurbesuch. Auf der anderen Seite stehen riesige Tagestouristenschwärme und das Techno-Rikscha-Geschwader, die der Stadt ein Stück weit den Charme rauben. Ein UNESCO Weltkulturerbe stellt man sich dann doch etwas anders vor.

Und dann waren sie vorbei, die drei Wochen in Malaysia. Auf einmal steht man wieder an der Busstation und der nächste Abschnitt der Reise beginnt. Next Stop: Singapur, das fünfte Land auf meiner Reise. 

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