Veröffentlicht: 23.12.2022
Häufig sind es vor allem die Menschen und Begegnungen, die darüber entscheiden, ob man ein Land positiv oder negativ in Erinnerung behält. Und an der Stelle kann ich jetzt schon sagen, dass Malaysia in sehr guter Erinnerung bleiben wird, auch wenn meine Zeit hier noch nicht ganz zu Ende ist. Es ist zwar nicht so, dass ich in den bisherigen Ländern keine freundlichen Locals getroffen habe, doch hier in Malaysia sind sie bislang besonders offen und zuvorkommend gegenüber Ausländern und Touristen. Das fing schon nach der Landung in Kuala Lumpur auf dem Weg in die Stadt an und setzte sich in der Folge von Ort zu Ort fort. Einen ganz besonderen Menschen habe ich in den letzten Tagen auf Penang kennengelernt.
Im Anschluss an die Cameron Highlands bin ich etwa vier Stunden Richtung Nordwesten gefahren, um die nächsten Tage auf der Insel Penang zu verbringen. Penang ist berühmt für seinen Mix der Kulturen, vor allem die chinesische und die indische Kultur sind hier sehr beliebt. Zudem trifft man hier auf eine beeindruckende Straßenkunstszene. Von kleinen und großen Graffitis bis hin zu riesigen Malereien an Häuserwänden ist alles dabei. Und last but not least sind natürlich auch hier viele, viele Tempel.
Durch einen Zufall hat es sich ergeben, dass ich zusammen mit zwei anderen Backpackern, die ich beide vor ein paar Wochen in Thailand kennengelernt hatte, auf Jap getroffen bin. Jap ist auf Borneo aufgewachsen, lebt aber seit ein paar Jahren in Penang und kennt sich hier bestens aus. Spontan hat er uns angeboten, uns etwas abseits der typischen Touristenpfade die Insel zu zeigen. Gesagt getan, am ersten Tag stand Jap morgens mit seinem Auto vor dem Hostel, um uns abzuholen. Der erste Weg führte uns weit weg vom Zentrum an den Rand des Dschungels, wo einer der größten Bäume von Penang steht. Nach einer etwa 20-minütigen Wanderung standen wir dann vor dem Baum. Er hatte nicht zu viel versprochen, der Baum ist so hoch, dass er nicht auf ein Bild passt. Aber anhand der Wurzel lässt sich zumindest erahnen, was für ein Koloss da im Wald rumsteht. Nach der Baumvisite fragte uns Jap, wo wir gerne als nächstes hinmöchten. Wir antworteten, dass er uns einfach einen schönen Platz mit toller Aussicht zeigen sollte. So kam es, dass wir zu einem von Japs Lieblingsplätzen auf der Insel fuhren. Zwischendurch war ich mir nicht sicher, ob Jap wirklich schon einmal da war. Wir fuhren über holprige Feldwege und phasenweise sah es so aus, als ob wir das Auto schieben müssten. Durch den Regen am Vortag waren die Wege so aufgeweicht, dass das Auto Probleme hatte, durch die Schlammlöcher zu kommen. Dementsprechend sah das Auto auch aus, als wir an unserem Ziel angekommen waren. Jap nahm dies aber mit südostasiatischer Gelassenheit hin und führte uns den Weg hinauf zu einem Aussichtspunkt. Als wir oben waren, konnte ich verstehen, warum das einer von Jap Lieblingsplätzen ist. Die Aussicht war wunderschön, sodass wir dort bis zum späten Nachmittag blieben. Danach lud uns Jap noch zu sich nach Hause ein. Bei selbst gemachten Smoothies erzählte er uns von der malaysischen Kultur und seinem Leben. Wann bekommt man als Tourist schon einmal die Möglichkeit, die Kultur eines Landes so nah und authentisch kennenzulernen? Einfach toll.
Ausklingen lassen haben wir den Abend dann in einem Restaurant, wobei es kein normales Restaurant war. Denn die Auntie Gaik Lean's Old School Eatery wurde kürzlich als eines von nur vier Restaurants in ganz Malaysia mit einem Michelin Stern ausgezeichnet. Für nicht einmal zehn Euro bekommt man hier ein Hauptgericht inklusive Getränk serviert. Da ich wahrscheinlich nie wieder so günstig Sterne-Küche genießen darf, stellte sich für uns überhaupt nicht die Frage, ob wir das Restaurant besuchen oder nicht. Zu essen gab es dann Nyonya Beef Rendang mit Nasi Ulam, was so viel heißt wie karamellisiertes Curry-Rind mit Gemüsereis – auch wenn es optisch nicht so schön angerichtet ist, es war köstlich. Für Ästhetik haben sie hier nicht allzu viel übrig. Aber schlussendlich zählt der Geschmack und der war mega, wobei ich sagen muss, dass der Unterschied zum Streetfood nicht ganz so groß war. Aber das liegt vermutlich an der hohen Qualität des Straßenessens hier. :)
Penang ist, wie bereits erwähnt, hauptsächlich für Essen und die Streetart bekannt. Dabei geht häufig etwas unter, dass man hier auch super wandern kann. Neben dem Nationalpark bietet sich dafür vor allem der Penang Hill an. Zwar kann man den Berg auch mit der Seilbahn erklimmen, dies ist jedoch teuer und dauert vor allem an Wochenenden relativ lange, da viele Touristen die Bahn nutzen wollen. Wir entschieden uns dementsprechend für den Fußweg und starteten früh am nächsten Morgen unseren Aufstieg. Nach 2,5 Stunden sind wir oben angekommen. Leider blieb uns eine schöne Aussicht verwehrt. Der Nebel und der aufziehende Regen verhinderten jeden Blick auf Penang und das Meer, weshalb wir uns nach einer kleinen Erholungspause dazu entschieden, relativ zügig wieder nach unten zu gehen. Zudem hatten wir mit Jap besprochen, dass er uns unten einsammelt, um mit uns noch zu zwei Tempeln und einem Stausee zu fahren. Nachdem wir alles besichtigt hatten, setzte er uns dann müde und fertig am Abend wieder am Hostel ab, wo wir uns voneinander verabschiedeten mussten. Es waren zwei super schöne Tage mit Jap und ich bin ihm sehr dankbar, dass er sich die Zeit einfach so genommen und uns seine Heimat gezeigt hat. Das ist nicht selbstverständlich.
Den letzten Tag auf Penang habe ich dann wieder zur Reiseplanung und zum Entspannen genutzt. Eigentlich wollte ich über die Weihnachtsfeiertage auf die Insel Langkawi fliegen und mich hier etwas in die Sonne legen. Da ich jedoch dafür erst in Richtung Norden und dann wieder in den Süden hätte fliegen müssen, habe ich meine Pläne gecancelt und mich stattdessen dazu entschieden, wieder ins Landesinnere zu fahren und darüber den Weg in Richtung Süden anzutreten. Was mich im Süden erwartet, erzähle ich denn im Laufe der nächsten Tage.