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16.12.2022 – Von Taman Negara in die Highlands

Veröffentlicht: 19.12.2022

Der zweite Stopp in Malaysia führte mich nach Taman Negara, was aus dem Malaysischen übersetzt so viel wie Nationalpark bedeutet. Der Nationalpark ist nicht nur der größte von ganz Malaysia, sondern er gehört auch zu den ältesten Dschungeln der Welt. Knapp 130 Millionen Jahre soll der Urwald schon bestehen. Viele Gründe also, weshalb ich mir den Besuch hier natürlich nicht entgehen lassen konnte. Nach knapp vier Stunden Busfahrt kamen wir am frühen Nachmittag in Kuala Tahan, einem kleinen Dorf am Rande des Urwalds, an. Wie es sich für die Regenzeit gehört, wurden wir mit sehr viel Regen begrüßt. Sehr viel bedeutet in dem Fall, dass es bis abends nicht mehr aufhören sollte. Da wir für den ersten Tag aber ohnehin keine großen Pläne hatten und das Dorf selbst aufgrund der Regenzeit etwas ausgestorben wirkte, nutzten wir die Zeit für einen Restaurantbesuch und die Planung der Aktivitäten für den kommenden Tag sowie der weiteren Reise. Insgesamt wollten wir nämlich nur zwei Nächte und einen Tag im Nationalpark verbringen. Das hatte zum einen den Grund, dass es in der Regenzeit, wie der Name schon sagt, sehr viel regnet und zum anderen, dass ich schon ein Hostel für die kommende Station gebucht hatte. Für den nächsten Tag hatten wir uns überlegt, dass wir zuerst eine Wanderung durch den Dschungel und nachmittags noch eine Bootstour machen wollten. Wenn ich von wir spreche, meine ich übrigens zwei weitere Backpacker, die ich im Hostel in Kuala Lumpur getroffen habe.

Wenn man in den Dschungel fährt, muss man immer damit rechnen, dass man auf spezielle Geschöpfe trifft, denen man im normalen Alltag eher seltener begegnet. Und da hat Taman Negara vor allem eines zu bieten: Blutegel. Im Vorfeld hatten wir viel über die gruseligen kleinen Wurmwesen und ihre Vorliebe für Touristen-Beine und -Füße gelesen. Es dauerte jedoch nicht lange, da konnten wir uns auch ein optisches Bild vom Anblick machen. Als wir im Restaurant saßen, kamen zwei Australier vorbei, die wir ebenfalls in unserem Hostel in Kuala Lumpur kennengelernt hatten. Die beiden kehrten gerade von ihrer Dschungelexpedition zurück und mit im Gepäck war auch der ein oder andere Blutegel – kein schöner Anblick. Für uns war klar, dass wir alles in unserer Macht stehende versuchen werden, um einen Angriff zu verhindern.

Bewaffnet bis an die Zähne – wir hatten uns eingelesen und herausgefunden, dass Mückenspray, lange Socken/Hosen, festes Schuhwerk und Feuer gegen (drohende) Bisse helfen – ging es am nächsten Morgen mit dem Boot über den Fluss auf die andere Seite zum Eingang in den Nationalpark. Hier entrichteten wir zwei Ringgit für den Eintritt und Achtung: Fünf Ringgit dafür, dass man seine Kamera mit in den Park nehmen darf. Unter Kamera fällt übrigens auch das Handy. Über die Verhältnismäßigkeit verliere ich an der Stelle mal kein Wort. Es ist nicht immer alles logisch, was in Südostasien passiert. Nunja, nachdem wir bezahlt hatten, ging es dann endlich in den Dschungel. Mein erster Eindruck war: Wow. Ich habe in meiner Zeit in Südostasien nun schon ein paar Dschungel gesehen, aber dieser hier ist noch einmal besonders. Die dichten Baumwipfel, die vielen Grüntöne und die Geräusche machen den Park zu einem fast magischen Ort. Zu Beginn läuft man hier auf Holzstegen, die knapp über dem Boden befestigt sind. Dadurch soll der Boden geschützt werden. Sobald man aber etwas tiefer in den Regenwald vordringt, wechselt man auf den normalen Waldboden – und hier warten dann die Blutegel.

Unser erstes Ziel im Nationalpark war der Canopy Walk. Der Canopy Walk besteht aus mehreren Hängebrücken, die von Baum zu Baum führen und über Plattformen miteinander verbunden sind. Der Weg ist mit ca. 530 Metern der längste Canopy Walk der Welt. An der höchsten Stelle ist er 40 Meter über dem Boden. Die Aussicht war einfach gigantisch. 

Wieder mit beiden Beinen auf dem Boden angekommen, ging es dann tiefer in den Dschungel zu zwei Aussichtspunkten. Aussichtspunkte haben in der Regel den Nachteil, dass sie sehr weit oben liegen. Und der Taman Negara Nationalpark bildet dabei keine Ausnahme. Gefühlte Stunden ging es ausschließlich steil bergauf (In der Realität war es wahrscheinlich nur eine Stunde oder so, aber bei rund 30 Grad, Regen und einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit fühlt es sich viel schlimmer an). Irgendwann hatten wir es dann aber geschafft und wurden mit einer großartigen Aussicht über den Dschungel belohnt. Dafür hatte sich die ganze Mühe auf jeden Fall gelohnt. Leider war der Rundweg aufgrund der Regenzeit gesperrt, weshalb wir im Anschluss auf gleichem Wege wieder zurückmussten. An der Stelle möchte ich auch kurz erwähnen, dass die Regenzeit auch Vorteile hat. Durch den vielen Regen waren kaum Touristen unterwegs und wir hatten die Wege häufig für uns allein.

Nach einer kleinen Mittagspause stand am Nachmittag dann besagte Bootstour an. Für fast eine Stunde rasten wir den Strom hinauf, wobei unser Bootsführer immer wieder kleine Pause einlegte, um uns Dinge zu zeigen und zu erklären. Unter anderem fuhren wir an zwei Dschungeldörfern vorbei, wo bis heute Stämme leben, die keine direkte Anbindung an die Zivilisation haben. In unserer digitalen Welt fast unvorstellbar. Aufgrund der Regenzeit führte der Fluss zu diesem Zeitpunkt sehr viel Wasser mit sich und es gibt gefährliche Stromschnellen, weshalb wir irgendwann wieder umdrehen mussten. Besagte Stromstellen haben übrigens unter anderem auch dazu geführt, dass wir das Boot am Ende alles andere als trocken verließen. Da wir von oben aber ohnehin geduscht wurden, machte das auch keinen großen Unterschied mehr. Zum Abschluss muss ich noch einmal kurz auf das Thema Blutegel eingehen. Wir haben es tatsächlich ohne Bisse aus dem Dschungel geschafft. Eine gute Vorbereitung ist also alles!

Am nächsten Morgen hieß es dann wieder Sachen packen und ab in den Bus. Mein Ziel waren die Cameron Highlands. Hier findet man eine ganz andere Seite von Malaysia vor. Keine tropischen Temperaturen, keine hohen Gebäude und auch keine Kokosnusspalmen. Die Highlands erinnern viel mehr an englische oder schottische Gebiete mit grünen Hügeln, einem kühleren Klima und Häusern im englischen Stil. Nach fast acht Wochen mit Temperaturen rund um die 30 Grad war es eine Wohltat, aus dem Bus auszusteigen und die kühle Bergluft einzuatmen.

Nachdem ich in den vergangenen Wochen viel auf eigenen Faust erkundet und für die Highlands auch nur einen Tag eingeplant hatte, entschied ich mich für eine geführte Halbtagestour. Da die Region vor allem für den Teeanbau bekannt ist, ging es früh morgens am nächsten Tag als erstes zur BOH Teeplantage, Malaysias größtem Schwarzteeproduzent. Und hier lasse ich die Bilder für sich sprechen – einfach toll. Danach fuhren wir zu einem Teehaus, wo es eine Tasse frischen Tee und ein kleines zweites Frühstück gab. Nach dem kulinarischen Ausflug ging es weiter zum Mossy Forest. Hier führte uns unser Guide durch einen Urwald, der so komplett anders war, als der Urwald, den ich zwei Tage zuvor gesehen habe. Keine hohen Bäume, keine Affen und vor allem auch keine Blutegel. Viel mehr findet man hier ein absolutes Naturschauspiel. Uralte von Moos überwachsende Bäume, wo man nur hinschaut. Dieser Urwald ist übrigens noch einmal älter als der in Taman Negara. Ganze 200 Millionen Jahre gedeihen hier schon Tausende von verschiedenen Pflanzenarten. Auf dem Weg zum Gipfel hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, durch eine Zauberwelt zu laufen. Die von Moos bewachsenen Bäume haben eine ganz besondere, fast magische Atmosphäre erzeugt, die mit der Kamera leider kaum einzufangen ist.

Am späten Mittag stand dann die Rückfahrt zurück zum Hostel an, wo ich den Nachmittag mit essen und entspannen verbrachte. Abends wurde im Hostel noch ein kleiner Quizabend veranstaltet. In den Kategorien Musik und Film, Essen und Getränke sowie Allgemeinwissen traten wir in Dreiergruppen gegeneinander an. Über den Ausgang lege ich an dieser Stelle aber lieber mal die Hülle des Schweigens …

Ich wäre gerne noch einen Tag länger in den Cameron Highlands geblieben, jedoch hatte ich meine nächste Unterkunft bereits gebucht und musste am nächsten Tag schon weiter. So ist das eben…

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