Veröffentlicht: 10.10.2018
Das Einladen auf die Fähre in der Horseshoe Bay geht Ruck-Zuck. PW's, LKW's und Verny's fahren gleichzeitig auf zwei Ebenen in den Bauch der Fähre. Es geht nur vorwärts, die Einweiser haben eigentlich nicht viel zu tun ausser wichtig herumzustehen. Beim Abladen geht's auch flott. Diese Masse an Autos legt dann allerdings in Nanaimo kurzzeitig fast den Verkehr lahm.
Im dichten Verkehr schaffen wir es nicht auf eine der linken Spuren, was uns die Entscheidung, Richtung Süden, oder doch zuerst in den Norden zu fahren, abnimmt. Kurze Zeit später biegen wir Richtung Port Alberni ab um die Insel zu queren und nach Ucluelet und Tofino zu gelangen. Nach dem Gespräch mit der aufgestellten Dame im Visitors Center fahren wir zum Camping Arrowvale (mit einem Chicken Inn!). Für das Nachtessen geht's dann zurück ins Village für ein Seafood Dinner im "Clam Bucket". Real American. Am Mittwoch Morgen düsen wir dann nach Ucluelet, suchen uns ein nettes Kaffee mit Netz und arbeiten an unseren Buchungen für die Post-Verny Zeit. Gegen Mittag wird das Wetter immer besser, ein Spaziergang über den Strand in der Wikaninnish Bay (Long Beach) ist jetzt genau das Richtige. Zwischen Surfern gehen wir zum riesen Sandstrand runter und schauen ihnen zu.
Für den Donnerstag wählen wir den "Lone Cone-Hike". Es geht über Wurzeln und Steine fast gerade den Berg hoch. Der Barista im Shed meint er hätte den letztes Jahr gemacht, er gehe tierisch in die Beine aber die Aussicht über die vielen kleinen Inseln sei hammermässig. Das Wasser-Taxi können wir für 09:00 organisieren, die Wetterprognose sagt Sonne voraus.
Am Morgen ist der Himmel tatsächlich blau, "the perfect day".
Der Trail beginnt schlammig, an den übelsten Stellen haben die locals dicke Äste und teilweise kleine Stämme in den Matsch gelegt auf denen man elegant und fast schwerelos wie eine Ballerina über den Schlamm tänzeln kann (do you get da picschure? Maex and the big backpack und tänzeln?). Dann gehts ab, auf rund 3,5km geht's 750 Meter mehr oder weniger gerade den Berg hoch. Ausser, dass es natürlich ein gutes Training ist, kann man den Weg getrost vergessen. Durch die grosse Feuchtigkeit im Regenwald ist es recht rutschig, es braucht viel Konzentration und recht Kraft. Zu sehen gib es nicht viel, der Trail verlangt viel Aufmerksamkeit und er liegt bis ganz oben tief im Wald. Aber es geht ja um die Aussicht, also steigen wir unverdrossen diesen 750 Höhenmeter Hindernislauf hoch. Schwitzend nehmen wir die querliegenden Baumstämme einmal drüber ein andermal drunter. Wir schwitzen uns einen ab, ja eigentlich verflüssigen wir uns beim Aufstieg auf dieser Kampfbahn im Regenwald. Oben angelangt müssen wir feststellen, dass der Ausguck auf der Felswand in einer grossen Wolke liegt. Ein zwei Bilder gehen eben noch, dann ist Ende Feuer. Nach einer kurzen Sandwich Pause in der kühlen Wolke nehmen wir den Weg zurück an den Strand unter die Füsse. Kampfbahn stimmt schon irgendwie, hoch- und runterseckeln für Nichts sounds familiar.
Bei der Rückfahrt auf dem Boot ist der Gipfel des "Lone Cone" wieder in der Sonne, linke Bazille! Zur Kompensation fahren wir ins Shed, zischen ein Craft-Bierchen und geniessen den Tofu (wääää habe ich auch gedacht aber ist meeegamässig fein im Fall, trotz Sojagugus) und einen Burger. Mit der Welt, also eigentlich mit diesem Pfeiffenkopf von Lone Cone, wieder versöhnt gehts mit vollem Bäuchlein unter die Dusche und pünktlich zum Sonnenuntergang an den Strand des Portabella Campgrounds.
Nach diesem schönen, strengen Tag machen wir uns auf in den Norden. Durch strömenden Regen fahren wir am nächsten Morgen zuerst nach Ucluelet wo wir im Zoë's (da bleibt der Umsatz wenigstens in der Familie;-)) einen Kaffee schlürfen dann nach Port Alberni, und über Parksville bis Port McNeill eine lange Fahrt. Die Übernachtung mit Sicht auf den Pazifik war herrlich, die geplante kleine Wanderung findet nicht statt, wir haben den Trailhead schlicht nicht gefunden. In Port Hardy lockern wir die Beine dann mit einem Spaziergang durch die Quartiere dieser kleinen Stadt.
San Josef am Cape Scott wäre ein reizvoller Ausflug. Sandstrand, Hawaii-Atmosphäre mit einem Blick über den Pazifik bis zum Horizont. Die nächste Landmasse wäre Japan. Wäre, denn auch dieser Trip fällt dem Regen zum Opfer. Es regnet an diesem Tag "nur einmal", also immer und teilweise recht stark. Unsere Zeit auf der Insel ist begrenzt und, im Gegensatz zu sonst, haben wir ein fixes Datum in Seattle. Das lässt uns nicht viele Optionen offen, deshalb fahren wir in südlicher Richtung bis Campbell River. Da auch für den Folgetag noch Regen prognostiziert wird buchen wir einen Whale Watching Ausflug mit Eagle Eye Adventure ab Campbell River. Wir finden mehrere Orcas, viele Humpbacks, Bald Eagles und Sea Lions. Nach dem Lunch in Browns Bay können wir die imposanten Gezeitenströme (Mahlströme) in den Kanälen rund um die Inseln vor Campbell River beobachten. Die Wirbel sind teilweise so stark, dass sich unser Guide nicht getraut durchzufahren. Gegen Ende der Ausfahrt, schwimmen zwei Buckelwale die soeben noch querab auf Distanz waren plötzlich auf uns zu. Wir dümpeln ohne Antrieb auf dem Wasser. Die Wale tauchen unter unserem Schiffchen durch, ihre Silhouetten sind unter Wasser gut erkennbar. Buckelwale sind 12 - 16 Meter lang und 25-30 Tonnen schwer. Ein mehrfaches unseres kleinen Schiffs. Nach einer Wende unter Wasser tauchen sie plötzlich knapp hinter dem Boot wieder auf und schwimmen an uns vorbei, ein magischer Moment. Gebannt vom Schauspiel, sagen weder der Guide noch die 10 Gäste auch nur ein Wort. Das war so überraschend, ging so schnell und war so nah, dass die photographische Dokumentation fast unmöglich war. Buckelwale sind scheinbar so unberechenbar. Umso lauter waren wir als die Wale wegtauchen und davonschwimmen. Bald werden auch diese beiden sich auf den Weg nach Mexico machen.
Pfüet di, bis bald...