Veröffentlicht: 21.06.2019
Wenn ich so von unseren Ausflügen erzähle, klingt das immer sehr nett und harmonisch. Wie die meisten Eltern jedoch aus eigener Erfahrung wissen, sind solche Familienausflüge in erster Linie eines: Interessenskonflikte. Aurel würde am liebsten jedes Wochenende mit dem Brettspiel Die Siedler von Catan im Wohnzimmer verbringen.
Leon interessiert sich neben Computer und 10-Fingersystem-Tippen ausschließlich fürs Bouldern, während Rene und ich Nationalparks erkunden, Stadtbesichtigungen machen und ganz generell einfach im Freien sein wollen.
Sofia lässt sich glücklicherweise für alles begeistern, solange genug Zeit bleibt ihrer Mama jene kunstvollen Frisuren zu machen, die sie in Youtube-Tutorials gelernt hat.
So geht fast jeder unserer Unternehmungen ein harter Kampf voraus, in dem die Eltern mit Überzeugungskünsten, Lockangeboten und Zwang jonglieren. „Das war der schlimmste Tag meines Lebens“ hat Leon mittlerweile nach einem Ausflug schon so oft gesagt, dass der Ausspruch familienintern zu einem Running Gag geworden ist. Ich erzähle den Kindern in solchen Momenten auch gerne die Geschichte von dem kleinen Buben, der in der Volksschule von seinem schönsten Weihnachtsgeschenk berichtet hat, nämlich, dass seine Eltern mit ihm Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt hätten. Einfach nur Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt… Ja, ja, ich weiß, wenn man sich eines von seinen Sprösslingen niemals erwarten darf, dann ist das Dankbarkeit.
Und wenn ein Kind wieder mal ganz nebenbei bemerkt, dass die Idee mit diesem Jahr in Australien wirklich „die blödeste ist, die Mama jemals gehabt hat“, denke ich an die Gleisdorfer Lehrerin, die vor 10 Jahren mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen ebenfalls ein Jahr Down Under verbracht hat. Einer ihrer Söhne hat erst Jahre später für sich befunden, dass die Zeit in Australien eigentlich eine der besten seines Lebens war.
Ganz egal, wie die Kinder diese Zeit auch bewerten: sie haben Neues gesehen und Neues erlebt und ihren Horizont dadurch erweitert! Wenn die Quintessenz auch sein mag, dass die Australier dumm sind und nix von Umweltschutz und Mülltrennung verstehen (Sofia distanziert sich weitgehend von diesen Aussagen, Leon hätte noch weitere Vorwürfe in petto), dann schätzen sie zumindest ihr geliebtes Österreich nur noch umso mehr ;o)