Veröffentlicht: 24.02.2022
17. Februar 2022: Playa de la Bota
Bevor wir das dritte Mal auf unserer Reise die Grenze überqueren, wollen wir hier jede/r ein Fazit von Spanien schreiben. Wir haben es unabhängig voneinander geschrieben, ohne den Inhalt des anderen zu wissen. Hier also unsere Fazits unseres zweiten Reiselandes außerhalb Deutschlands:
Fazit Spanien:
F. Tortilla, Patatas Bravas, Patatas Alioli, Kroketten, Chorizo, Paella, Pintxos, … Ich könnte endlos so weiter machen. Die Essenskultur, insbesondere die Tapas- und Pintxosgerichte sind einfach unschlagbar. Man bekommt von allem etwas, es wird geteilt und alles schmeckt einfach köstlich. Nur die Essenszeiten sind ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Spanier fangen meistens vor 21 Uhr nicht wirklich an zu essen und so machen die meisten Restaurants auch erst um 20 Uhr auf oder haben zuvor eine nur verringerte Küche mit sehr kleiner Menüauswahl. Der Wein ist hier selbst im Restaurant unglaublich günstig und gut. Ähnlich wie auch schon in Südfrankreich gehen hier viele Menschen in der sehr langen Siesta (meist 14-17 Uhr) mit Freunden oder Arbeitskollegen zu Mittag etwas essen. Für Touristen ist das manchmal etwas anstrengend, da in dieser Zeit die meisten Geschäfte geschlossen haben. Durch die lange Mittagspause verschiebt sich alles weit in den Abend und so erklärt sich auch wiederum die späte Essenszeit. Dieses Flair, das nach Sonnenuntergang (19 Uhr) auf den Straßen Spaniens entsteht, ist einfach super. Im Norden hatten wir abends noch nicht die Temperaturen, als dass wir viel draußen unterwegs gewesen sind, aber ab ca. Valencia sind wir auch immer öfters nach Sonnenuntergang unterwegs gewesen und diese gelassene Feierabendstimmung in den Straßen und in der Außengastronomie gefällt mir sehr.
Das Auto ist für viele Spanier ein absoluter Gebrauchsgegenstand und im Gegensatz zu der deutschen Statussymbolgesellschaft sehen die meisten Autos hier ziemlich runtergerockt aus. Es gibt nur sehr wenige Autos, die keine Kratzer und Beulen an den Kotflügeln, den Seitentüren oder am Heck haben. Da es in vielen Städten besonders eng ist und da es nur wenig Parkplätze gibt, wird auch die kleinste Lücke genutzt. So wird oft beim Einparken auf „Kontakt“ gefahren. Wir wurden auch zwei Mal etwas durchgeschüttelt, als wir an der Straße geparkt hatten und vor uns ein Auto auf Kontakt eingeparkt hat. Zudem gibt es erstaunlich viele weiße Autos in Spanien. Das liegt sicherlich an der vielen Sonne im Sommer und sonst im Jahr, da diese Farbe sich nicht so schnell erhitzt, wie alle anderen dunklen Farben. In den 80 Tagen, in denen wir in Spanien waren, hatten wir gerade mal 1,5 Tage Regen und das waren eher Nieselregentage. Also Top Wetter hier an der Mittelmeerküste (& Südatlantikküste) im Winter.
Ansonsten ist das Autofahren in Spanien ziemlich entspannt. Der Diesel ist vergleichsweise günstig – wir haben zwischen 1,18€ und 1,39€ für einen Liter bezahlt. Es gibt viele große Kreisel und nur ein paar mautpflichtige Autobahnen, die sich aber ganz einfach umfahren lassen, da oft eine nicht mautpflichtige Schnellstraße nur knapp 50 Meter parallel dazu verläuft. Scheint anscheinend viel EU-Fördergeld für Infrastruktur gegeben zu haben. Auch viele Sehenswürdigkeiten wurden mit EU-Fördergeld versehen. So steht an vielen Burgen, von denen es hier in Spanien gefühlt in jedem Dorf eine gibt, immer ein kleiner Hinweis wie viel Geld die einzelnen Instanzen in den letzten Jahren hier investiert haben.
Freistehen funktionierte mit unserem Camper super gut in Spanien. Da Spanien zu den lautesten Ländern der Welt gehört, braucht man nur ab und zu mal einen etwas festeren Schlaf. So wurden häufig die öffentlichen Mülltonnen nachts zwischen 23 und 3 Uhr geleert. Diese großen Mülltonnen sind wiederum eine tolle Sache, da sie überall in den Städten zu finden sind. Meistens wird nach Rest, Papier, Plastik & Metall und Glas getrennt. Je nach Stadtverwaltung gibt es dann auch noch Biomüll und Altkleider. Zudem sind die Müllbehälter häufig im Boden eingelassen und fallen so gar nicht so sehr auf.
Fazit Spanien:
J. Spanien ist ein tolles Reiseland, in dem wir viel länger geblieben sind, als wir es eigentlich vorhatten. Wir waren 2,5 Monate dort und haben natürlich trotzdem noch lange nicht alles gesehen. Etwa die Hälfte der Zeit waren wir in Katalonien. Dort hat mir, neben Barcelona, besonders die Gegend nördlich davon gefallen, mit einer eher rauen Küste und wunderschönen Orten wie Girona. Noch besser hat mir Andalusien gefallen. Ich hatte immer gedacht, dass der Süden Spaniens, vor Allem wegen seiner Strände beliebt sei. Mir hat es aber vor Allem das Inland angetan. Die beeindruckende Stadt Granada, mit ihrer arabischen Geschichte und Architektur, die Region um Ronda, mit wunderschönen Bergen und zauberhaften, kleinen Orten und die faszinierende Stadt Sevilla mit ihrem einzigartigen Flair. Außerdem fand ich die bunten Fliesen in Andalusien wunderschön. Sie zieren nicht nur die Wände von Palästen, Burgen oder Kirchen, sondern auch in Restaurants und einfachen Hauseingängen sind sie zu finden; klassischerweise etwa ein bis 1,5m hoch und mit hübschen, schlichten Mustern und kräftigen Farben. Einfach wunderschön.
Spanien ist nicht nur wegen seiner Natur und den Städten für uns ein tolles Reiseland, sondern auch, weil es hier ideal für Camper ist. Überall scheint das Freistehen erlaubt zu sein, es gibt auch kleine, einsame Orte, an denen wir ungestört, mitten in der Natur stehen durften und es schien wirklich nie jemand sich an uns oder unserem Auto/Van zu stören (wofür ich wirklich volles Verständnis gehabt hätte). Aber auch die Campingplätze sind ziemlich günstig und haben oft das ganze Jahr über offen. Ich kann schon verstehen, warum die vielen Rentner hier zum Überwintern herkommen, wo zudem ja auch das Wetter hervorragend ist! Leider gibt es dadurch natürlich auch sehr viele Wohnmobile, die in der Gegend herumstehen, erstaunlicherweise konzentrieren die sich aber hauptsächlich auf die Mittelmeerküste Andalusiens.
Neben den vielen öffentlichen Mülltonnen, für jede Art von Müll, gibt es auch einige andere „Einrichtungen“ auf Spaniens Straßen, die meiner Meinung nach ein Vorbild für Deutschland sein könnten.
So gibt es in vielen Städten einen eingezäunten Hundespielplatz, mit Bänken für die Hundehalter und gelegentlich einigen Hundespielgeräten. Dort treffen sich die Hunde mit ihren Freunden, können so schnell rennen wie sie wollen, laut bellen und überall hinkacken. Sie stören dabei keine Spaziergänger im Park oder Kinder auf dem Spielplatz. Park und Kinderspielplatz sind allerdings meistens direkt neben an. Wir haben viele Hunde gesehen, die schon einige Straßenecken vorher, vor Freude kaum an der Leine zu halten waren.
In vielen Städten Spaniens haben wir außerdem eine einfache Art der Verkehrsberuhigung gesehen: einzelne Fahrspuren wurden abgesperrt, markiert oder betoniert, und zu Fußwegen, Fahrradwegen, Parkplätzen oder Grünanlagen umfunktioniert. Dadurch haben die Fußgänger und Fahrradfahrer mehr Platz und die Stadt wird lebenswerter und grüner, es werden aber auch keine Auto-Parkplätze dafür hergegeben. Dadurch sind einige mehrspurige Straßen nur noch einspurig und sehr viele kleine Straßen sind zu Einbahnstraßen geworden. Einige Straßen sind sogar ganz gesperrt oder nur für Fahrräder und Busse freigegeben. Ohne Navi ist es daher in den Städten gelegentlich schwer den richtigen Weg zu finden, aber ein Navi hat ja sowieso fast jeder. Außerdem ist das Auto gar nicht notwendig, denn die öffentlichen Nahverkehrsmittel innerhalb einer Stadt kosten meist nur etwas mehr als einen Euro pro Fahrt (oder pro Stunde). Ein Weg in die Stadt der Zukunft, wie ich finde, und auch ein gutes Vorbild für Deutschland.
Und zum Schluss zum Essen: Was in Frankreich der Käse ist, ist in Spanien der Schinken. In jedem kleinen Supermarkt gibt eine Schinkentheke, an der dir der Schinken frisch abgeschnitten wird. Hinter der Theke hängen die vielen verschiedenen Schinken-Keulen, alle natürlich noch mit Huf dran. Selbstverständlich kannst du dir aber auch einen dieser ganzen Schinken-Keulen, mit Huf dran kaufen. Den Unterschied der vielen verschiedenen Schinkensorten haben wir nie ganz verstanden, als Vegetarier haben wir aber auch nur einzelne probiert. Käse scheint es meist nur eine Sorte, in unterschiedlichen Reifegraden und einen Ziegenkäse zu geben. Dafür gibt es umso mehr Auswahl bei den Tapas. Vor allem das Konzept, viele kleine Schälchen verschiedener Speisen gemeinsam zu essen, finde ich großartig.
Tag 125 – Gesamttour 8.210 km
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