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Frais, froid, frête

Veröffentlicht: 09.03.2023

Es ist Winter in Quebec oder „le hiver“ wie die Franzosen sagen. Ein Winter in Frankreich ist aber bei weitem nicht mit dem in Kanada vergleichbar. Das muss auch damals den ersten Siedlern aufgefallen sein, die nur Mithilfe der Indigenen Bevölkerung hier überleben konnten. Durch die britische Kontrolle über den südkanadischen Teil des Landes ist dabei auch das hier gesprochene Französisch mit dem Zahn der Zeit stehen geblieben. Heutzutage bezeichnet es sich als „Quebecois“ und bereitet selbst Franzosen Schwierigkeiten mit dem Verständnis. Man kann sich also denken, wie weit ich mit meinem gebrochenen Französisch hier komme! Doch nicht nur die Aussprache ist unterschiedlich, sondern es kamen auch neue Wörter im „Quebecois“ hinzu. Durch die unterschiedlichen Witterungsverhältnisse gibt es so kalte Temperaturen nirgendwo sonst im französisch sprachigen Raum. Also bezeichneten die Kanadier diese unbekannte Kälte als frête! Übersetzt lautet der Blogtitel also kühl, kalt, arschkalt. Gleiches gilt auch für etwaige Beleidigungen, die während der Revolution entstanden. Durch die Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche und die Entfernung dessen Einflusses aus jeglichen Ämtern des Landes wie Krankenhäusern, Schulen, etc., kamen neue Schimpfwörter hinzu, die diese Missgunst zum Ausdruck brachten. „Kalisse“ gleichbedeutend mit Kelch erscheint noch harmlos, aber „je m’en chris“, übersetzt „Ich scheiß auf Christus“ braucht denke ich keine weitere Erläuterung. Wer also der Meinung ist Kanada hätte trotz der jüngeren Vergangenheit keine Geschichte darf auch einmal einen Blick auf die Autokennzeichen in Quebec werfen, die besagen „Je me souviens“ = „I remember“ und sich genau dieser Debatte zum Trotz stellen. Insgesamt führte diese Entwicklung in Ostkanada jedoch zu viel Toleranz. Hierbei werden nicht nur während der Schulzeit vielerlei Religionen gelehrt, sondern auch hohe Immigrationszahlen, speziell im Umkreis von Toronto verbucht, die die internationale Attraktivität des Landes zeigen.

Nun aber genug von der Vergangenheit, wie lebt sich so ein Winter denn heute?! Das fragten wir uns auch, als die Temperaturen das erste Mal auf -27 Grad rasten. Dem Internet sei Dank, wussten wir auch wie wir dies am besten testen konnten. Also gingen wir einen Topf kochendes Wasser vor die Tür und schütteten ihn in die Luft. Tatsächlich, bevor das Wasser den Boden berührte, gefriert es zu Eis. Selbstverständlich kamen wir auch nicht drum herum einen Spaziergang außerhalb des Tunnels zu den Vorlesungsräumen zu unternehmen. Während des 15 Minuten Gangs, fiel nicht nur der Atem schwerer sondern die Kälte peitschte wie leichte Schläge auf das Gesicht ein. Den Rückweg und den Rest des Temperatursturzes verbrachten wir also lieber im wohlgewärmten Inneren der Campusgebäude.

Abgesehen von den zweit Tagen Frostes Kälte verlief der Winter in Kanada in Quebec jedoch glimpflich. Dafür waren die Schneeverhältnisse besser denn je, wie uns Annabell eine Kanadierin aus dem Norden von Quebec erzählte. Also bedeutet dies für uns Skifahren! Sie nahm uns am Samstag einmal mit in das Skigebiet „Le Massif“, dass sie selbst in Quebec präferiert. Als uns die Abfahrten gefühlt direkt in den See führten, wussten wir auch wieso. Die Aussicht war trotz der Wolken überragend. In ein anderes Skigebiet „Mount Saint Anne“ hatte es uns zwei Wochen zuvor gezogen, wo wir ein Wochenende in einem Chalet verbrachten. Da die Skipässe aufgrund der geringen Nachfrage jedoch teuer sind, reichte es dort auch nur für einen Tag. Ich kann aber festhalten, dass ich noch nie so viel Schnee gesehen habe, sodass selbst die „präparierte“ Piste wie Off-Piste Skiing war. Das einzige, was nach einem solchen Skiereignisse noch fehlte war natürlich der Aprés Ski. Da die Quebecer dies nicht wirklich gewöhnt sind, mietete ich kurzerhand eine Musikbox und zeigte den Briten, Skandinaviern und Tschechen einmal den deutschen Schlager. Das Wochenende war perfekt. 

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