Veröffentlicht: 23.06.2019
Glaubt’s oder nicht: Es ist richtig schön!
Wir sind total happy, dass bis jetzt alles so reibungslos funktioniert. Wir haben an fast alles gedacht was wir auf so einer Reise brauchen - nur Henrys neue Mütze ist leider zu Hause geblieben.
Auch das Zusammenleben auf engstem Raum verläuft weitestgehend friedlich. Was nicht selbstverständlich ist, wenn man von 120 komfortable auf 8 rollende Quadratmeter reduziert und 24 Stunden auf einander hockt.
Unseren groben Zeitplan haben wir jetzt schon über den Haufen geworfen. Wir sind bis hierhin auf jeden Fall langsamer unterwegs als gedacht. Könnte an dem ein oder anderen Stopp liegen den wir auf 3 bzw. 4 Nächte verlängert haben um mal ein bisschen abzuhängen und das gute Wetter zu genießen. Dafür sind wir schon richtig erholt.
Damit das Reisen für das Kind verträglich ist fahren wir in der Regel nicht mehr als 2h am Stück. Zum Teil liegt das Ziel dann nicht weiter als 2h entfernt, zum Teil wird dann länger Pause gemacht und dann fahren wir weiter, aber nie länger als 4 bis 5 Stunden pro Tag. Das klappt ziemlich gut.
Henry pennt zum Glück wie ne 1 in seinem neuen Autositz.
Mit allem PiPaPo wiegen wir 2.750 Kilogramm (voller Wassertank, leerer Abwassertank) und sind mit einem Verbrauch von knapp 8,4 Liter gut unterwegs.
Die Aufgabenverteilung hat sich auch ein bisschen wie von selbst gefunden. Ole fährt. Annika führt währenddessen Log- und Kassenbuch (Danke an Nina für das super Logbuch!) und bespaßt Henry in seinen Wachzeiten.
Annika kann einfach besser Matratzen und Bettdecken stapeln und ist deshalb für das obere Bett zuständig, Ole kann dafür viel besser Bänke verrücken und ist deshalb für das untere Bett verantwortlich. Ole kann auch besser Dinge sortieren, festzurren und mit Leitern rausholen. Die Zubereitung der Mahlzeiten teilen wir nach Lust und Laune auf.
Abends, wenn Henry schläft planen, recherchieren oder lesen wir. Ab und an schreiben wir auch mal einen Artikel für euch.
Jeden Morgen nach dem Aufstehen machen wir ein kurzes Workout, damit wir fit bleiben. Einer turnt, der Andere hält Henry in Schach und die Blicke der Nachbarn werden profimäßig ignoriert.
Bis jetzt sind wir fast ausschließlich auf Campingplätzen unterwegs gewesen. Das war auch ganz gut für den Start. Wir wollen mal schauen, ob man in Norwegen ein bisschen öfter frei stehen kann.
Die Campingplätze auf denen wir waren sind eigentlich alle gut gewesen. Nur WiFi hatten wir extrem selten. In diesem hoch technologisierten Land in dem man selbst in Hintertupfingen auf dem Berg richtig guten Handyempfang hat kommt einem das komisch vor. Naja egal.
Die Schweden sind doch gar nicht immer so freundlich wie du denkst. An der ein oder anderen Stelle haben wir uns nicht so richtig willkommen gefühlt, wir hatten aber auch viele nette Begegnungen. Die Naturverbundenheit der Menschen hier hat uns nachhaltig beeindruckt und in Sachen Stil macht den Schweden so schnell keiner was vor - so viele schöne Cafés, Restaurants, Menschen und Häuser. Man kann sich gar nicht sattsehen.
Absolut erwähnenswert ist wie die Schweden auf Kinder eingestellt sind. Wirklich überall Wickelräume, Hochstühle, Familienbäder - selbst bei den Männern in der Umkleidekabine im Schwimmbad findet man einen kleinen Laufstall und einen Hochstuhl, damit die Kinder nicht auf dem siffigen Boden rumkrabbeln müssen. In vielen Restaurant kann man, in eigens dafür bereitgestellten Mikrowellen, mitgebrachte Gläschen warm machen - um nur einige Beispiele zu nennen.
Pampers, Gläschen und Feuchttücher sind hier zum Teil sogar günstiger als in Deutschland. Nur Kinderkleidung ist echt teuer, zumindest wenn man nicht zu H&M geht oder gehen kann. Lebensmittel sind wie erwartet ebenfalls teurer als bei uns. Wir waren an einigen Stellen dezent erschrocken - Gurke für fast 5 Euro - an anderen aber auch positiv überrascht - Dose Bier für 1,50 Euro. Wir kaufen normal ein, versuchen so viel wie möglich frisch zu kochen, weil der kleine Nugget ja alles mit isst und haben bis jetzt inkl. Übernachtungen, Tanken und all so ´nem Kram 1.690,10 Euro ausgegeben.
Henry hat mit seinem ersten paar Schuhe und seiner neuen dicken Jacke wohl am meisten Geld ausgegeben. Wer kann, kann. :)
Abgesehen von seinem ausschweifenden Lebensstil findet der kleine Mensch reisen auch gefühlt ziemlich klasse. Mittlerweile schläft er ruhiger, geht strahlend auf fast alle Menschen und Tiere zu, die uns so begegnen, spielt mit Steinen und Stöcken im Sand und auf der Wiese.
Das mit dem Laufen klappt auch immer besser. Er und seine Schuhe mussten sich erst aneinander gewöhnen, aber bei 12 Grad, Regen und Wind kann man einfach nicht mehr barfuß laufen. Wir haben festgestellt, dass man mit Kleinkind ganz anders reist und für viele Dinge viel länger braucht als gedacht. Wenn wir morgens entscheiden weiterzufahren brauchen wir locker 2 bis 3 Stunden um zu frühstücken, abzuwaschen, das Auto fertig zu machen, alle Sachen zu verstauen und Zähne zu putzen. Wenn man das verstanden und akzeptiert hat ist das Reisen mit Kleinkind jedem zu empfehlen.
Und auch sonst tut uns dreien gut mal woanders zu sein. Wir sind bei Wind und Wetter fast den ganzen Tag draußen an der frischen Luft und beieinander. Das ist wirklich schön. So weit weg vom wunderbaren Alltag kommen auch schon mal neue Gedanken auf. Von Humbug-Gedanken übers Auswandern bis hin zu Gesprächen darüber was für ein Mensch man eigentlich sein will haben wir in den ersten 3 Wochen schon das ein oder andere interessante Gespräch geführt und sind gespannt auf alles was noch auf uns zukommt.
Annika