Veröffentlicht: 17.04.2023
der nördlichste Punkt Südamerikas
Moin zusammen, ich melde mich mal nach langer Zeit wieder und wurde durch euch angespornt den Blog wieder mehr zu pflegen. Erst einmal wollte ich mich bei euch allen ganz dolle bedanken!Vielen Dank für die tolle Annahme der Aktion und der zahlreichen Spenden. Ich war mir echt unsicher, ob ich dies mit Privatem mischen will und wurde von euch nicht enttäuscht. Ihr habt viele Bäuche gefüllt und Münder lächeln lassen! Die Aktion war ein voller Erfolg. Damit ihr auch wisst, was mit eurem Geld geschehen ist, versprach ich euch einen Beitrag in meinem Blog, den ihr natürlich auch bekommen sollt. Endlich setze ich mich mal wieder an Tinos Laptop und tippe voller Freude vor mich hin. Ich teile den Beitrag einmal in die Spendenaktion und die Wüste an sich auf.
liegt im Norden Kolumbiens, direkt neben Venezuela, und ist ein Staat der von Dürre geprägt wird. Dieser ist ab Riohacha sehr abgelegen und schwer zu bereisen. Gerade ab Cabo de La Vela sind die Straßen am Besten nur von Dirtbikes oder 4x4 Geländewägen zu befahren. Man kann theoretisch diese Gegend auch alleine mit einem Leihwagen breisen, jedoch fährt man durch die Wüste ohne richtige Straßen, sodass man schnell die Orientierung verlieren kann. Daher ist es eher gänging eine geplante Tour inkl. zwei Nächten in einmal Cabo de La Vela und Punta Gallinas zu buchen. Hier wird man mit 5 anderen Personen an den nördlichsten Punkt Kolumbiens und Südamerikas sicher gebracht. Auf dem Weg kommt man an etlichen Straßenblockaden vorbei, welche von dem indigenen Volk "Wayuu" aufgebaut werden. Meist sind dies einfache Leinen die zwischen zwei Baumstämmen befestigt sind, manchmal auch alte Motoradketten. Auf der Tour hat man je Richtung ca. 50 Schranken zu passieren. Diese werden aufgebaut, damit in dieser entlegenden Gegend um Essen gebeten wird. Meist stehen hier die Kinder. Üblicherweise sind die Männer am Fischen und die Frauen in der Nähe der Kinder und verkaufen Kunsthandwerk, wie zum Beispiel gehäkelte bunte Taschen. Insgesamt werden die Indianer in ca. 30 Großfamilien sturkturiert. Die Tour ist ein zweischneidiges Schwert und geprägt von entgegengesetzten Emotionen. Die Landschaft ist einfach athemberaubend, die Kombination aus türkisem Karibikwasser und Wüstendünen ist einzigartig, jedoch wird man sich hier seiner privilegierten Lage bewusst und sieht eine Armut die man nur selten zu spüren bekommt.
Mir war schnell klar, dass ich diesen Part Kolumbiens gerne bereisen möchte und mein Plan war erst hier eine normale Tour zu buchen. Während meines Aufenthalts an der Küste Kolumbiens habe ich immer wieder von der dort herrschenden Armut gehört. Beispielsweise hat mir Alex, ein Kumpel vom Costeño Beach, berichtet wie es für ihn war bei einer indigenen Familie zu übernachten. Er erzählte mir, dass er eigentlich 4 Nächte geplant hat, jedoch nach zwei Nächten abbrechen musste. Ich habe ihn als sehr ehrlichen, starken und pflichtbewussten Mann kennengelernt, sodass dies schon etwas zu bedeuten hatte. Hinzu kam, dass genau in der Zeit wo ich da war, ein Protest in der Wüste durch die Indianer gestartet wurde, welcher ca. 10 Tage anhielt. In dieser Zeit waren Touren auch nicht möglich, da die Straßen komplett blockiert wurden. Es wurde gegen die Regierung protestiert, welche die Rigion vernachlässigt. Man erkennt dieses zum Beispiel auch an der imensen Plastikverschmutzung in und um Uribia der Hauptstadt der Wayuus.
Im vergangen Jahr sind 90 Kinder an Unterernährung gestorben. All dies weckte gemischte Gefühle in mir und brachte mich zum Nachdenken. Es fühlte sich falsch an hierher zu reisen. Ich war an dem Punkt angelangt die Wüste nicht mehr sehen zu wollen. Jedoch dachte ich mir dann, dass dies auch keine Lösung sei und man nur wegrennen würde. Es fühlte sich an, als erkaufe man sich mit einer Tour die Passierung in das Land der Wayuus. Dann dachte ich mir, ich nehme einfach selber mehr Spenden mit, jedoch wäre dies ein Tropfen auf dem heißen Stein. Am Ende sagte ich mir, was ist das Beste für die Indianer und so bin ich zu dieser Idee gekommen. Gerade weil ich selten spende und immer nie weiß wo das Geld wirklich hingeht, habe ich gedacht, dass Freunde und Familie ähnliche Probleme im Spenden sehen. Auch habe ich mich während der Spendenaktion oft falsch gefühlt und musste einen Prozess von Ups und Downs durchfahren. Am Ende kann ich euch sagen, es ist legitim, dass man sich freut eine Spendenaktion durchzuführen und man darf es zulassen glücklich darüber zu sein. Die Empfänger sind glücklich, dies darf dich selbst als Austräger glücklich machen und auch die Spender dürfen glücklich sein. Auch habe ich gemerkt, was mir anfangs schwer viel, über das Thema mit Reisenden zu sprechen, ist auch ok. Hierdurch habe ich so viele Ideen erhalten, was die Wayuss ggf. benötigen, ich konnte viele Leute inspirieren so etwas auf ihrer Reise auch zu machen, manche haben mir sogar danach von einer ähnlichen Aktion berichtet und auch habe ich hierdurch weitere Spenden erhalten.
Erst wollte ich eine normale offizielle Tour buchen. Als ich mir jedoch eurer riesigen Anteilnahme und dem Ausmaß an zu befördernder Verpflegung bewusst wurde, stornierte ich diese Tour wieder. Ingesamt durfte ich dank euch 875 Euro in Essen und Trinken investieren!
Also plante ich erstmal nach Riohacha, der größten Stadt im Staat Guajira, zu fahren und mir dort einen Überblick zu verschaffen. Ich buchte mich für eine Nacht ins Bona Vida Hostal, welches ich wärmstens empfehlen kann. Das Preisleistungsverhältnis ist super! Für 11 Euro bekommt man einen schönen Pool und ein Frühstück inklusive.
Danach machte ich mich allein auf in den größten Supermarkt Olimpica in Riohacha. Ingesamt machte ich 4 große Einkaufswagen mit vorwiegend Lebensmitteln und etwas Knete, Stiefte und Heften voll. Hierbei halfen mir viele Angestellte des Supermarktes. Als der Manager erfuhr, dass ein Gringo 50 Pakete 3 Kilo Reis in den Einkaufswagen lud, kam er rum und half mir über zwei Stunde mit Ideen und auch damit, das beste Preisleistungsverhältnis der Produkte zu finden. Ich entschied mich am Ende für ein Paket bestehend aus 16 unterschiedlichen Produkten. Wenn dies getan war hat ein Kollege aus dem Lager 50 Pakete geholt. Auch bekam ich Kartons zum Verpacken vom Manager umsonst mit dazu, was sich im Nachhinein als äußerst nützlich erwies.
Einkaufliste: Kaffee, Milchpulver, Hafermilch, Zwiebeln, Kochbananen, Orangen, Haferflocken, Nudeln, Tomatensoße, Dosenthunfisch, Reis, Maismehl, Bohnen, Zucker, Wasser und Öl.
Anschließend halfen mir alle den Einkauf in ingesamt zwei Taxen zu befördern, da das erste Taxi durch das Gewicht bereits zu tiefgelegt war. Angekommen im Hostel brachten beide Taxifahrer und ich alles in den Vorraum des Hostels. Der Manager wusste bereits hier Bescheid. Es war bereits 21:30 Uhr und ich machte mich ans Sortieren der Waren. Glücklicherweise kam Swann, ein Franzose, mir zur Hilfe und klebte die Kartons. Ohne ihn hätte ich sicherlich bis Nachts um 2 gepackt. So war ich um ca. Mitternacht fertig. Jeder Karton wurde mit 16 verschiedenen Produkten befüllt. Einige Kartons habe ich mit dem drei- oder vierfachen der Menge gefüllt, da ich ein Paar Kartons zu wenig hatte und ich diese an Großfamilien ausgeben wollte.
Am nächsten Morgen wusste ich immer noch nicht, wie ich die Kartons in die Wüste befördern würde. Nelson meldete sich nicht und ich wusste nicht was los ist. Nach einiger Zeit in Latein Amerika lernt man jedoch das Wort "tranquillo". So war ich überhaupt nicht im Stress und dachte mir, es wird schon alles laufen, geh erstmal rüber in das zweite Hostel, wo es das Frühstück gab. Und siehe da, Nelson stand zufällig über dem Eingang auf dem Balkon und begrüßte mich und rief mir runter, dass er einen Pick-Up für um 10 Uhr bestellt hatte und wir uns die Kosten teilen können, da er ein Bett transportieren müsse. Das Leben kann so einfach sein. Und um 10 Uhr kam auch der Fahrer und wir verluden alles. Wir musste noch einmal in Uribia umsteigen und alles neu verladen. Nach ingesamt 6 Stunden kamen wir in Cabo de La Vela an und Nelson organisierte mir eine Hängematte bei seinem Nachbar zum nächtigen.
Am nächsten Tag, sehr früh am Morgen, kam ein Freund vom vorherigen Fahrer und machte mir einen fairen Preis für die Weiterfahrt nach Punta Gallinas. Ich war mit ihm nun allein auf Reise. Er sprach nur Spanisch, sodass ich all meine Kenntnisse auspacken musste. Er kannte sich sehr gut im letzten Wüstenabschnitt aus und auch welche Familie wie arm war, sodass wir uns ans Verteilen machten. An den Straßenblockaden reichten wir oft die Pakete aus den Fenstern oder ich stieg fix aus und holte eins aus dem Kofferraum. Es gab sehr viele ehrliche Glücksmomente. Auch beteten die Großmütter oft zu Gott und priesen mich. Manche konnten sich im Moment der Übergabe noch nicht öffnen und man sah erst durch den Rückspiegel, wie sie die Hände vor dem Gesicht zusammenschlugen und sich beim Aufmachen des Paketes freuten.
Ich habe aus Respekt wenige Bilder von den Menschen an sich gemacht, ich hoffe ihr versteht das.
Am Ende kamen wir in Punta Gallinas nochmal an und wir setzten das letzte Stück mit dem Boot über und ich machte noch die Tour zu den Dünen auf dem Rücksitz eines Motorbikes. Normalerweise machen dies alle mit dem Auto, so hatte ich hier eine sehr ruckelige abenteuerliche Fahrt vor mir und kam zum Sonnenuntergang wird an meiner Hängematte an.
Zurück ging es wieder nach Riohacha, wo ich mich noch kurz duschte und stärkte. Auf dem Bild ist der typische Eistee "Panela", den es in Kolumbien gern zum Mittag gibt, zu sehen. Dieser erinnert mich an den Pulvereistee den es immer bei meiner Oma gab.
Fazit: Für mich war es ein voller Erfolg und ich habe Lust dies öfter in meine Reisen in ärmeren Ländern zu integriere. So weiß ich wo meine Spende hingeht und entscheide diese selbst. Beim nächsten Mal würde ich diese Erfahrung jedoch gerne teilen und mit jemandem zusammen planen und durchführen.