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One-way ticket to Teheran

Veröffentlicht: 05.10.2019

Packen, aufbrechen, weitergehen. Pilger sind immer unterwegs. Ich hab meine Sachen am 2. Oktober zusammengepackt und von Armenien Abschied genommen. Frühzeitig war ich am Busbahnhof, denn der Bus sollte um 11.00 Uhr abfahren.



Ich hab ja schon über F&F geschrieben - diesmal war’s Frust. Am Busbahnhof erklärte man mir, dass ausnahmsweise heute der Bus erst um 15.00 Uhr fahren würde, weil 21 Leute von einem Festival kamen und nicht früher da sein konnten. Mit dem ganzen Gepäck 5 Stunden in einem öden und schmuddeligen Busbahnhof ausserhalb der Stadt warten...nicht lustig.

Ich hab dann das Gepäck einem dieser Travelagenten anvertraut und den mühsamen Weg zurück in die Stadt genommen. Lieber in einem Park warten als in dieser Tristezza.

Doch wie das Leben so ist - der Frust sollte sich als grosses Glück entpuppen. Auf dem Weg in den Park bin ich in einer kleinen Seitengasse auf ein Geschäft gestossen mit lauter glitzernden Perlen und Pailletten in allerbester Qualität. All das, was ich in der Schweiz jeweils teuer erstehen muss, lag hier in reicher Fülle und zu bescheidensten Preisen vor mir. Ich hab fast den halben Laden aufgekauft.

Kurz nach 15.00Uhr fuhr der Bus dann los.


Bye, bye Yerevan, adieu Armenien!


Kurz bevor wir Yerevan verliessen, stoppte der Bus, und die drei Fahrer packten in aller Eile ganz viele Kartonpakete vom Strassenrand hinter die Fahrersitze. Sie verstauten unglaublich viele Schachteln und ich hätte gerne gewusst, was dort drin war. Etwas später sah ich dann eine Aufschrift: „Humana 2“ also Babynahrung, die in Iran dank eines gewissen Herrn jenseits des grossen Teichs offenbar sehr teuer ist.


Im Bus ging es laut zu und her, er war voll. Hier fahren alle mit Musik und zwar so laut wie möglich. Die Leute haben mitgesungen und geklatscht, ein richtiges Tohuwabohu. 
Und
Dann kam eine zweite Glückssträhne in der Abenddämmerung.
Plötzlich wurde die Musik ausgeschaltet und jemand spielte auf einer richtigen Flöte, wunderschön in diesem langsam abnehmenden Licht und den Schatten, die sich immer länger über die Berge legten. Dazu kam noch eine Trommel und ich bekam wirklich Gänsehaut. Es war so zauberhaft und irgendwie nicht von dieser Welt. 
Etwas später erfuhr ich, dass diese 21 Personen eine kurdisch-iranische Musikgruppe war, die in Armenien Konzerte gegeben hatte. Es war eine bunte Mischung von Männern und Frauen jeden Alters. Sie befanden sich nun auf dem Heimweg in den Norden Irans.

Um 0.30 Uhr kamen wir  zur Grenze und ich hoffte inständig, dass alles klappen würde mit meinem Visum. Es hat.
Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ein voll integriertes Mitglied in dieser Gruppe und alles, was ich zuvor über iranische Gastfreundlichkeit gelesen hatte, hat sich auf dieser Busfahrt vollumfänglich bewahrheitet.

Die Frauen haben mich erst ein bisschen schüchtern und doch neugierig beobachtet. Dann wagte eine, mich anzusprechen, doch leider nur in Farsi. Sie riefen dann Layla, die konnte Englisch. Und so hab ich gleich eine Freundin gefunden. Layla übersetzte in beide Richtungen und die Frauen nahmen mich arme Alleinreisende buchstäblich unter ihre Fittiche. Ich wurde gehätschelt wie ein Baby und habe mich nie in meinem Leben sicherer gefühlt als mitten in der Nacht fröstelnd auf einem stockdunkeln, wildfremden Rastplatz, nicht wissend, wo genau ich bin, und ob ich ans Ziel kommen würde. Ich hatte jedoch noch nie so viele Mütter, die zu mir schauten, also konnte es nur gut gehen. Jede bot mir etwas von ihrem Proviant zum Essen an, bei jedem Stopp nahmen sie mich zur Toilette mit und beim Grenzübertritt waren sie ständig in meiner Nähe, allen voran natürlich Layla.
Nach der Grenze hüllten wir uns alle in unsere Decken ein und schliefen ruhig und fest bis Tabriz. Dort verliess die Gruppe den Bus und Es blieben nur noch  drei andere Personen und ich übrig. So ein grosser Bus für 4 Personen geht natürlich nicht, also mussten wir mitten auf der Autobahn in einen kleineren Bus wechseln inkl. Gepäck. Da hab ich schon den ersten Vorgeschmack bekommen. In Iran ist einfach alles möglich, auch das Unmöglichste.

Der beschwerlichste Teil war der Letzte, von Tabriz nach Teheran. Ich hatte das Gefühl, er sei endlos.

In einem Touristenrestaurant gab es einen Halt für das Mittagessen. Ein kleines, altes Mütterchen hat sich auch hier meiner angenommen und wollte ihr mitgebrachtes Essen mit mir teilen. Ich hatte jedoch selbst etwas dabei und so haben wir schweigend und doch verbunden nebeneinander gesessen und unser Mahl verzehrt.

Die Fahrt ging weiter und nach etwas mehr als 25 Stunden hielt der Bus  im Azadi-Terminal in Teheran. Endlich angekommen!!!  Ich hab‘s sogar geschafft, mit der Metro zu meinem Hostel zu kommen und keinen überrissenen Taxipreis zu bezahlen. Todmüde bin ich aufs Bett gesunken und wollte von der Welt gar nichts mehr wissen. Nur noch unter die Dusche und schlafen.








Antworten (1)

Monika
so schöne Erlebnisse im Bus, und sooo eine lange Reise...!