Daun-ander
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Verschollen im Outback - würde ich hinkriegen ...

Veröffentlicht: 05.10.2019

Nach einem Tag ohne Internet im tiefsten Outback kann ich heute nun wieder einen Beitrag scheiben. Für mich sind es dann ja schon die Erlebnisse von gestern, an die ich mich wirklich kaum mehr erinnern kann, weil mich der heutige Tag so "geflasht" hat. Kings Canyon und Ayers Rock waren heute einfach überwältigend. Aber darüber schreibe ich morgen im Flugzeug, denn auf dem Flug von Sydney nach Alice Springs gab es freies WIFI und ich nehme mal an, dass es das morgen auch wieder geben wird. Verrückte neue Welt ...

Von Glen Helen ging es gestern zum Kings Canyon Resort. Es gibt keinen Orstnamen, den man nennen könnte. Neben dem Resort gibt es auf diesem Fleckchen Erde nur noch eine Tankstelle und ein Cafe. Das war's. Der Tankwagen war aber cool ... Heute ist mir allerdings einer entgegengekommen, der hatte noch einen zweiten Anhänger dran ...


Das Spannende an der Route zwischen Glen Helen und Kings Canyon ist ja der ca. 160 Kilometer lange "Merennie Loop". Eine Schotterpiste, so wie sicherlich früher mal jede Straße in Australien ausgesehen hat. Und in anderen Teilen Australiens noch heute aussieht.

Man braucht eine Erlaubnis (Permit), um dieses Straße zu nutzen und bezahlt 8 AUD. Das Geld geht an die Aborigines, durch dessen Gebiet die Straße verläuft. Ansonsten müsste man einen großen Bogen fahren.

Bevor es aber auf die Schotterpiste ging, wollte ich mir noch einen Vulkankrater anschauen, der auf der Strecke lag. An der Abzweigung stand dann aber, dass man nur mit Allradantrieb zum Krater darf.


Ich hatte gut gefrühstückt und was soll's dachte ich, mein 2WD blauer Mitsubishi geht doch fast als 4WD durch. Es war dann wirklich auch kein Problem. Es gab ein paar leichte Sandverwehungen, aber die hielten sich in Grenzen.



Der Vulkankrater war nichts Besonderes und ist daher nicht weiter erwähnenswert.

Dann ging es auf die Schotterpiste. Laut Internet soll man ein paar Stunden für die Fahrt einplanen, da man dort nicht so schnell fahren kann. Fragt man einen Einheimischen, geht es deutlich schneller. Denn wenn man eine gewisse Geschwindigkeit fährt, dann fliegt man quasi über die Bodenwellen und nimmt nicht jede Einzelne davon mit. Das leuchtete mir ein und deshalb gab ich Gas.


Die ersten ungefähr zehn Kilometer ging die Taktik auf. Dann kam plötzlich eine dermaßen tiefe Bodenwelle, dass die Stoßdämper vorne auf ein Minimum zusammegedrückt wurden, es trotzdem nicht ausreichte und der Unterboden meines schöne blauen Mitsubishi mit lautem Krachen auf der Straße aufsetzte. Mir wurde heiß und kalt. Ich sah mich schon mit irgendwelchen leuchtenden Warnlampen, sei es Öl oder Kühlflüssigkeit, am Rand stehen bleiben. Zum Glück hatte ich ja nur noch über hundert Kilometer Schotterpiste vor mir ... Schön, wenn man hundert Kilometer sowieso schon duchgeschüttelt wird, aber dann auch noch auf jedes Geräusch des Wagens hört. Und in Gedanken überlegte ich mir schon, nach wie vielen Tagen wohl ein Abschleppwagen kommen würde, falls der Wagen nicht mehr will ... Aber er wollte noch und er brachte mich gut über die Schotterpiste. Die Strecke ansich war aber ziemlich langweilig und nach 160 Kilometern war ich auch froh, es hinter mir zu haben.

Nach dem Schrecken und gerade wieder auf Asphalt unterwegs, gab es ein Hinweisschild für einen Aussichtspunkt. Dort hielt ich an und wie fast immer, war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Es war ein eigentlich schöner Blick auf die zurückliegende Schotterpiste, wie sich sich kerzengerade durchs Land zieht. Leider versperrten ein paar Bäume die Sicht, so dass ich ein wenig in den Busch hineinging. Die Bäume waren alle nicht viel höher als zwei Meter, aber irgendwie gefiel mir die Aussicht immer noch nicht, also ging ich noch ein Stück. Dann kam wieder etwas höheres Gras, vorsichtig, dachte ich, Schlangen ... also umging ich die Stelle, dann störte wieder ein Baum und irgendwann gab ich auf und schoss endlich das Foto.


Dann drehte ich mich um ... und alles sah gleich aus ... ich hatte keine Ahnung mehr, woher ich gekommen war ... Ich schlug die Richtung ein, aus der ich dachte, gekommen zu sein. Aber der Busch war so dicht, dass man auch durch die Bäume weder den Parkplatz noch sonst einen Anhaltspunkt ausmachen konnte. Natürlich erinnerte ich mich sofort an solche Geschichten, dass Leute im Wald nur einmal falsch abgebogen sind und erst Tage später gefunden wurden ...  Irgendwie konnte ich das pötzlich etwas nachempfinden. Ich hatte meinen Rucksack dabei, man muss ja immer Reisepass und Wertsachen am Mann haben, nur meine Wasserflasche hatte ich im Auto gelassen. Ich wollte ja nur ein Foto schießen ...

Okay, ich will es jetzt auch nicht dramatischer machen, als es war. Ich bin nach fünf Minuten an der Straße herausgekommen ... Aber in einer völlig anderen Richtung, wie ich eigentlich mein Auto vermutet hatte.

Was habe ich also daraus gelernt? Ab jetzt gehe ich nur noch gut ausgeschilderte Wanderwege ...

Im Kings Canyon Resort angekommen endete der Tag ziemlich früh im Bett. Das war auch ganz gut so, denn heute war ein sehr anstrengender, aber auch sehr schöner Tag. Als hätte ich es gestern schon geahnt ...




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