Veröffentlicht: 30.06.2020
Auch heute sahen wir einen Park im englischen Gartenstil - dieses Mal aber war er so groß, dass wir für die Erkundung den ganzen Tag brauchten: die Wörlitzer Anlagen.
Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ließ die Anlagen ab 1764 errichten, nachdem er in seiner Jugend in England gelebt hat. Am liebsten wäre er wohl dort als Privatmann geblieben, musste aber dann doch zum Regieren in seine Heimat zurückkehren.
Also holte er sich etwas England nach Hause und schuf zusammen mit Erdmannsdorff Garten und Bauwerke nach seiner Vorstellung und zum Ziel der Bildung und Aufklärung.
Es war der erste große Landschaftsgarten des kontinentalen Europa und lädt noch heute zum Spazierengehen und besichtigen ein.
Zuerst machten wir uns auf den Weg zum Gotischen Haus. Ursprünglich war dies das Haus des Gärtners. Da der Fürst aber besonderen Gefallen nicht nur am Garten sondern auch an der Gärtnerstochter Luise Schoch fand, ließ er es erweitern und wohnte selbst hier mit ihr zusammen.
Besonders bemerkenswert ist hier die Sammlung an Glasgemälden, die Franz gebraucht erwarb und in dieses Haus einsetzen ließ. Auch als Ort zur Ausstellung einiger seiner zahlreichen Gemälde wurde es genutzt.
Nur um den Floratempel herum gibt es auch angelegte Blumenbeete und ein Palmenhaus in der Nähe.
Ansonsten wandelt man zwischen Wiesen, alten Bäumen und dem Wörlitzer See oder den als "Walloch" bezeichneten durch Dammbrüche beim Elbhochwasser entstandenen Seen hindurch.
Die drei Seen werden durch künstlich geschaffene Kanäle verbunden, auf denen man eine "Gondelfahrt" unternehmen kann.
Das taten wir auch später am Nachmittag und erfuhren dabei noch einiges nebenbei zur Geschichte der Wörlitzer Anlagen.
Als Fußgänger gelangt man von einer Insel zur anderen über eine der zahlreichen und immer in einem anderen Stil gestalteten Brücken oder über eine der Fähren, die zwei Ufer miteinander verbinden.
Wegen der Corona Beschränkungen durften nur noch 5 Personen an einer Führung im Schloss teilnehmen, so dass wir noch etwas Zeit hatten bis zu unserem Termin am Nachmittag (den wir gleich nach der Öffnung morgens gebucht hatten).
Also gingen wir noch einen etwas größeren Bogen an Pantheon, Amaliengrotte und italienischem Bauernhaus vorbei zur Insel Stein.
Auf dieser Insel ließ Fürst Franz - inspiriert von italienischen Reiseeindrücken - süditalienische Orte nachbauen.
So findet man dort ein antikes Theater, Felsengänge und Grotten im Innern und die Villa Hamilton, die dem Haus des britischen Diplomaten William Hamilton nachempfunden wurde.
Im antiken Theater fanden gerade Proben für eine Freilichtaufführung statt. An den probenden Schauspielern vorbei stiegen wir neben den Zuschauerplätzen hinauf zur Villa Hamilton.
Eine Etage höher liegt der Miniaturnachbau des Vesuv. Einen Ausbruch des Vulkans hatte Fürst Franz bei seiner Italienreise miterlebt und war so beeindruckt, dass er einen eigenen Vulkan in seinem Park haben wollte. Dieser kann sogar ausbrechen, was er bis heute zu besonderen Anlässen auch noch tut...
Wir gingen ohne Vulkanausbruch weiter in Richtung des Ortes Wörlitz, den wir nach einer Gondelfahrt erkundeten.
Für einen besseren Überblick stiegen wir auf den Kirchturm der Kirche St. Petri, von dem aus wir (nach vielen engen Stufen) einen Blick über die Wörlitzer Anlagen und den Ort hatten.
Im Inneren des Turmes ist heute eine wechselnde Ausstellung untergebracht. So hatten wir immerhin zwischendurch immer eine kleine Pause, während wir uns die Ausstellungsräume auf den verschiedenen Ebenen ansahen.
Nach einer Erholungspause im Café in der ehemaligen Schlossküche begann unsere geführte Besichtigung des Schlosses Wörlitz.
Dabei sahen wir die untere Etage, in der die repräsentativen Räume des Fürsten und seiner Frau untergebracht waren. Diese hieß praktischerweise auch Luise, so dass er mit den Namen nicht durcheinanderkommen konnte...
Bevor wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel machten, fuhren wir mit der "Teelauben Fähre" noch zur Insel der Fürstin.
Dort waren kaum noch Spaziergänger unterwegs, aber dafür sahen wir einen Kleiber und ein Eichhörnchen (das für die Fotografin allerdings etwas zu schnell war).