Penny-Family on Tour
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02. - 12. November 2020: Sofia und Umgebung (Bulgarien)

Veröffentlicht: 11.11.2020

Auf dem Weg nach Sofia entscheiden wir uns nicht für die schnellste, sondern die schönste Strecke mitten durch das Balkangebirge und haben so auch auf dem Weg wieder tolle Ausblicke auf hohe Berge, herbstlich gefärbte Wälder und sogar etwas Schnee auf dem ein oder anderen Gipfel. Diese tollen Blicke behalten wir auch in Sofia, wo wir stilecht in der achten Etage einer der vielen Plattenbauten wohnen. Von außen sieht man ihnen die fünfzig (?) Jahre eindeutig an und der zweistöckige Kindergarten in der Nachbarschaft und der Geruch im Treppenhaus erinnern uns an unsere eigene Kindheit im real existierenden Sozialismus. Aber von innen finden wir uns in einem hochmodernen IKEA-gestylten Interior-Design-Paradies wieder: eine wirklich lustige Mischung und für uns genau die richtige Basis für einige Tage Erkundungen von Sofia und Umgebung.

Versteckt in einem Gewerbegebiet liegt das Museum für sozialistische Kunst, in dessen Garten die Statuen Dimitroffs, Lenins und sozialistischer Arbeiter und Bauern tapfer im Schatten moderner Businesstower stehen. Diese Gleichzeitigkeit von Altem und Neuem begegnet uns an sehr vielen Stellen der Stadt und erinnert uns immer wieder an das Ostberlin der 1990er oder frühen 2000er Jahre. Während wir alten Ikarus-Bussen hinterherschauen, entdecken die Kinder die neuesten E-Roller, mit denen wir nach einem Besuch des Naturkundemuseums dann ganz unserem Touri-Klischee entsprechend durch die Innenstadt sausen.

Auch typisch für eine ehemals sozialistische Hauptstadt befindet sich im Stadtzentrum der nationale Kulturpalast, der uns architektonisch an die Umgebungsbauten des Fernsehturms erinnert und nach wie vor einer der zentralen Orte für Kulturveranstaltungen zu sein scheint. Wir haben das Glück nach monatelanger Abstinenz von Bühnenkultur endlich einen Abend lang im Rahmen des Antistatic-Dance-Festivals eine Tanzperformance (natürlich unter Corona-Bedingungen mit Abstand und Maske) zu erleben.

Neben all dem urbanen Leben zieht es uns zwischendurch immer wieder in die Natur, die hier in Sofia nicht weit ist: Mit dem knapp 2000m-hohen Vitosha hat Sofia seinen Hausberg mit eigenem kleinen Skigebiet direkt vor der Haustür. Mit dem Lift geht es fast 30 Minuten lang Richtung Gipfel und auch wenn noch kein Schnee liegt, finden wir beim Wandern in strahlendem Sonnenschein immer wieder erste Eisblumen und Vorboten des Winters.

Ein paar Kilometer weiter im Rila-Gebirge sind es nicht nur ein paar Eisblumen, sondern an den Nordseiten der Berge richtige Eiszapfen und gefrorene Bäche, über die wir kraxeln, um unsere anspruchsvolle Rila-Seen-Wanderung zu bewältigen. Als wäre die Luft über 2000m nicht schon dünn genug, verlangt uns dieser als "mittelschwere" Wanderung angekündigte Rundweg wirklich einiges ab: Steile Berghänge über Geröllwüsten hinauf, durch matschige und zum Teil vereiste Bäche und jenseits irgendeiner Art befestigter Wege kommen wir ziemlich an unsere Grenzen: Während die Kinder sich anfangs nur schlechtgelaunt mitschleppen, hüpfen sie ab der Entdeckung der ersten Eiszapfen an Wasserfällen wie junge Gemsen querfeldein, rutschen über die gefrorenen Wege  und erfreuen sich am Abenteuer-Faktor, der uns den Schweiß auf die Stirn treibt. Dennoch belohnt immer wieder der Blick über das Wolkenmeer, die schroffe einsame Landschaft mit den glasklaren Gipfelseen jede Anstrengung und wir sind sehr froh auch diese Herausforderung gemeistert zu haben. Als wir in der Dämmerung mit dem Jeep (der Lift ist kaputt) die Geröllpisten herunter ruckeln, fühlt sich die Rumpelei fast wie eine Massage an.

Die nächste Herausforderung besteht darin unsere Weiterreise zu planen. Mit der zweiten Corona-Welle ist in vielen Ländern auch die touristische Infrastruktur durch einen Lockdown geschlossen und es scheint immer komplizierter auf dem Rückweg geeignete Zwischenstationen zu finden. Eines der wenigen Länder, die man mit negativem Test noch bereisen darf, ist Serbien: So fahren wir am Freitag also mit einem Zwischenstop im schönen Städtchen Niš  ins Kopaonik-Gebirge an der Grenze zum Kosovo, wo zwar noch nicht die Ski-Saison begonnen hat, aber viele Wanderwege uns erneut über die Wolken führen.

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