Veröffentlicht: 23.08.2019
Montag 2.7.
Ich wache um 5 Uhr auf, weil die Leute über uns auch schon aufstehen. Ich traue mich nicht, wieder richtig einzuschlafen und behalte das beginnende Tageslicht im Auge. Wir sitzen schon um 6.45h im Auto zu den Painted Hills. Am Straßenrand stehen black taled deer, das Wetter ist schön und wir sind alleine auf der Straße. Auf dem Trail, den wir jetzt laufen, kommen wir ganz dicht an die rot-bunten Hügel heran.
Das Material entpuppt sich als lockeres Tuffgestein, das wie kleine Puzzlestückchen aneinanderhängt und – sobald man es berührt – ins Rutschen gerät. Daher soll man es eigentlich auch nicht anfassen. Betreten ist eh nicht gestattet, bei solch fragilen Oberflächen.
Das Morgenlicht ist nicht so schön, wie gestern Abend und wir fahren kurz weiter zum Red Butte Trail, der einmal rund um einen rot-gelben Kegel geht. 33 Millionen Jahre alt ist das alles hier.
Red Butte
Ein dritter Trail ist der Leaf Fossil Trail. Hier hat man jede Menge versteinerter Blätter gefunden, denn dieses ganze Areal war mal ein tropischer Wald, aber das ist eben über 30 Mio Jahre her. Heute macht man in dem abgegrenzten Bereich dieses Leaf Fossil Trails eher einige „Scherben“ aus, die prähistorisch aussehen.
Zurück in „Downtown Mitchell“ machen wir noch Fotos in diesem skurrilen Ort, der eine Mixtur aus Geisterstadt und Überlebenskampf ist. Die „Tankstelle“ gegenüber von unserem Quartier ist eine Freiluft-Tankstelle, die zwei altertümliche Zapfsäulen hat und der Typ, der das Ding betreibt ist auch eigentlich nie anwesend. Im Hauptberuf verkauft er dekorative Fels-Scheiben, die er poliert. Ja, das ist hier sicher einfacher zu organisieren als Sprit.
Mitchell Visitor Office
Mitchell, Oregon
Mitchell Tankstelle
Das Visitor Office, etwa 30m die Straße runter bietet von außen und innen eine merkwürdige Deko und eine Ansammlung von Dingen, die man gemeinhin in einem Trödelladen oder auf dem Flohmarkt findet. Die Frau, die das Lädchen betreibt, mäht hinter dem Haus den Rasen und ich verlasse das office wieder. Vermutlich war ich der erste Besucher in 30 Jahren, wozu soll man dann auch in den Laden gehen…? Neben ihrem „Trödel-Tourist-Office“ hat ein Mensch namens Schnee eine Art Bastel-Werkstatt eingerichtet. Wir fragen uns einmal mehr, wovon man hier lebt. Verkaufen die sich ihren Trödel gegenseitig?
In unserem Hotel holen wir uns noch einen Kaffee, der auf der Anrichte steht und neben Muffins und Bananen zum Inklusiv-Frühstück gehört. Wir sitzen kurz in der Sonne und fahren dann los nach Westen. Am Lake Ochoco wollen wir eine Pause einlegen und gegen 11.00h erreichen wir den See dann auch.
Wir packen unsere Stühle aus, unsere Fressalien, Bücher und Wasser und setzen uns an einem Campingplatz ans Seeufer. Kurz nach 14 Uhr fahren wir dann aber weiter und kriegen noch tolle Ausblicke auf die Schneegipfel von Mount Bachelor, Broken Top und Three Sisters sowie Mount Jefferson. In etwa 200 Meilen Entfernung steht Mount Hood, der heute bei diesem klaren Wetter mit bloßem Auge erkennbar ist. Erstmals seit über zwei Wochen fahren wir heute mal mit eingeschalteter Klimaanlage!
Um 15.30h erreichen wir Sisters, ein vielfach als niedlich und ursprünglich bezeichnetes Künstlerdorf auf 1000m Höhe in den Cascade Mountains. So ganz begeistert sind wir auch hier nicht von der Beschreibung im Lonely Planet. Was schreiben die bloß immer oder was verstehen die unter "ursprünglich"?
Sisters
Fahnenschwenken zum Fußgängerweg-Überqueren. Das ist hier eine Vorschrift!
Sehr touristisch und die „alten“ Häuser sind überwiegend neu mit allen möglichen Dingen befüllt, die Touristen gemeinhin brauchen, bzw. kaufen könnten. Anstatt hier in ein Best Western für 149$ + tax einzuchecken, fahren wir noch etwas über eine Stunde weiter in ein Dorf namens Detroit. Die hilfsbereite Frau im tourist office in Sisters hatte ein Motel bzw. eine Lodge in Detroit online gefunden und gesehen, dass praktisch alle Kategorien frei sind.
Unser Weg nach Detroit führt durch einen sehr kaputten Wald. Teilweise einfach abgestorben, teilweise abgebrannt. Das Motel in Detroit ist sehr schön und wir entscheiden uns für das billigere Zimmer, das – inkl. tax – immer noch $ 122 kostet. Da die nächste Stadt nochmals über eine Stunde Fahrt entfernt ist, bleiben wir hier und finden Detroit schon mal spannender als Mitchell gestern, wenngleich Detroit nur unwesentlich größer ist. Aber hier wohnen vielleicht etwa 100 Menschen mehr und wir sind mitten im Wald.
Nach einer Packaktion, um mal alle Einkäufe sinnvoll auf Koffer & Tasche zu verteilen und so einen Überblick über noch mögliche Einkaufsmengen zu bekommen, fahren wir runter zum Detroit Lake. Das Restaurant, am Ende eines großen, gut frequentierten Campingplatzes hat zu.
Auf dem See liegen viele Motorboote in einer Marina. Also zurück zum Hotel, das etwa 600m entfernt ist und somit am anderen Ende von Detroit. Wir landen in „Camp 17“ einer gewöhnungsbedürftigen Kneipe mit einer ebensolchen Bedienung, die so gut wie keine Zähne im Mund hat und somit kaum verständlich ist.
Wir sitzen unter Kettensägen und anderen seltsamen Dekoartikeln, essen einen recht guten Burger und verziehen uns aber aus dieser furchtbaren Atmosphäre bald in unser Zimmer.
Fahrtstrecke: 170 Meilen