Oregon, Washington State & Vancouver Island
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Long Beach (WAS) & Mount St. Helens (OR)

Veröffentlicht: 22.08.2019

Mittwoch 20.06. Lake Quinault – Mount St. Helens – Kelso (332 Meilen)

Die Sonne scheint! Wahnsinn! Um 8.30h sitzen wir im Auto und fahren von Amanda Park Richtung Küste. Die Straße läuft durch dichte Wälder und um kurz nach 9 sind wir am Pazifik. Die Orte dort sind trostlos, ärmlich, leblos. Keine Spur von Seebad-Atmosphäre, Urlaubs-Orten oder ähnlichem. 

Am breiten Strand bläst wieder ein sau-kalter Wind. Wer hier den breiten Strand nutzen will, sollte nicht ans Sonnenbaden denken. Eher an Windjacke, Fleece und schnelle Bewegungen! Also weiter nach Süden – vielleicht ist es da ja wärmer…?

Washington lässt grüßen

In einem der Orte, durch die wir kommen, finden wir jedoch ein Schild mit „strawberry milk shake“ und halten dort an. Frisch gemacht, ober lecker – ein Gedicht! Werden wir noch jahrelang erinnern!

Long Beach - angeblich der weltweit längste Strand - liegt auf einer Landzunge vor dem Festland. Wobei „Festland“ auch eher eine kilometerlange Watt-Landschaft ist, die beim Tidehub unter Wasser steht. Allerdings sind dies zig Meilen im Inland, wo wir Prile, Gras und Matsch sehen. Es liegen Boote im Watt, also irgendwann muß die Flut ja bis hierher kommen. Kaum vorstellbar.


Long Beach


Gegen Mittag sind wir in Long Beach und laufen über den festen Sand zum Spülsaum – immer schön mit Fleece-Jacke und Kapuze auf. Die Sonne scheint, aber den kalten West-Wind stört das gar nicht. Im Strandhafer liegt ein altes Grauwal-Skelett, das wir noch ansehen und dann brauchen wir mal was Warmes. Heute gab es kein Frühstück, also Hunger haben wir auch.





Auf der Hauptstraße von Long Beach finden wir einen Burger-Laden, der Fisch-Burger frisch macht und wir lassen uns dort windgeschützt nieder (dafür nicht in der Sonne, aber egal wo – hier braucht man immer eine Jacke). Mein Heilbutt-Burger ist richtig lecker.

Da die Sonne immer noch tapfer scheint, entscheiden wir uns, jetzt zügig weiter zu fahren und noch den Mount St. Helens anzusteuern. 

Wir überqueren den Columbia River auf einer gigantischen Brücke, um weiter nach Süden zu kommen. und erreichen heute somit Oregon.


Um 15.30h sind wir in Kelso (WAS), werfen die Taschen im voraus gebuchten Hotel ab und sitzen um 16.00h wieder im Auto Richtung Inland. Die Strecke vom Visitor Center am Park-Eingang bis zum Aussichts-Center am Mt. St. Helens sind ca. 50 Meilen und man sagt uns, dass das Visitor Center am Johnston Ridge Observatory um 18.00h schließt. Wir würden aber gut 1:15h brauchen.




Ich gebe Gas und wir rauschen durch die Bergwelt und durch Wälder mit gigantischen Ausblicken auf schneebedeckte Gipfel auf rund 1.800m Höhe. Wir sind kurz vor 17.30h am Johnston Observatory und können um 17.40h noch den letzten Info-Film ansehen.


Der letzte Ausbruch des Mount St. Helens, war am 18. Mai 1980 und zog die ganze Region in Mitleidenschaft. Er verstopfte den Columbia River mit Gestein und setzte 30km entfernte Wälder in Brand. Der Berg verlor durch den abgesprengten Gipfel 415m an Höhe und ist heute von einem 500m langen klaffenden Krater geprägt. Der nach  Maßstäben von Fachleuten als eher kleine Eruption gewertete Ausbruch, setzte die Energie von 500 Hiroshima-Atombomben frei. Die Geröll- und Schlammlawine rauschte mit 400 km/h den Hang hinunter und ist außer in den Columbia River auch noch in einen See gekracht, der eine 200m hohe Welle von sich gab, die die umliegenden Hänge hochklatschte und weitere tausende Bäume mit sich riß. 

Im Johnston Observatory



Rund um das Observatorium und auf den weiter entfernten Hängen sieht man überall – streichholzgleich – Baumstämme liegen, die alle in eine Richtung ausgerichtet sind. Man könnte meinen, hier hat man bis zum Horizont Wälder abgeholzt. Es sind aber alles Baumopfer des Vulkanausbruchs von 1980, die aufgrund der Fließrichtung des Lahar praktisch alle wie ordentlich hingelegt in eine Richtung gucken.

Seit 1857 galt der Mount St. Helens als ruhender Vulkan, brach aber nach einer Serie von Erdbeben ab 20. März am 18. Mai 1980 wieder aus. Dabei rutschte der gesamte nördliche Berggipfel hangabwärts. Der Gipfel des Mount St. Helens lag vor dem Ausbruch auf 2.950 m, heute sind es rund 400m weniger. Ein Gebiet von etwa 500 Quadrat-kilometern war in allen möglichen Ausprägungen betroffen. Durch Asche, Gaswolken, Schlamm, Wasser, Gesteinsbrocken o.ä.. 57 Menschen starben, darunter der Vulkanologe David A. Johnston, der gerade die Gase einer Fumarole maß. Etwa 3 km³ Gestein wurden bei diesem Ausbruch bewegt.


Asche und Gaswolken wurden bis in eine Höhe von 18 km, also über die Troposphäre hinaus in die Stratosphäre geschleudert. Der Aschenauswurf dauerte neun Stunden und konnte drei Tage später im Osten der USA registriert werden. Ein Teil der Asche gelangte in den Jetstream und umrundete so die Erde in zwei Wochen. Selbst in Deutschland hat man davon etwas bemerkt.


Pyroklastische Ströme, in denen Temperaturen von über 640 Grad Celsius herrschten, rasten mit einer Geschwindigkeit von 400 km/h bergab und vernichteten die gesamte Fauna und Flora des Gebiets. Zwei Wochen nach dem Ausbruch der pyroklastischen Ströme herrschten noch Temperaturen von mehr als 400 Grad Celsius.

Nicht weniger gefährlich war ein Lahar, der durch Vermischung der pyroklastischen Ströme mit dem Eis und Schnee der oberen Bergbereiche und mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h für weitere Verwüstung sorgte. Die üblichen (Hoch)Wasserstände wurden so um  9 m getoppt. Wahnsinn! 


Es ist ein eigenartiges Gefühl, da jetzt herumzulaufen. Nicht, dass man sich nicht sicher fühlen würde, aber dieser Berg strahlt schon eine gigantische Macht aus, die keiner eindämmen kann. Wir gehen kurz einen kleinen Weg und machen uns dann auf den Rückweg, um nicht zu sehr in die Dämmerung zu kommen und ggf. Tiere vor’s Auto zu kriegen.


Blick vom Viewpoint of the Coldwater Lake (der See liegt rechts)

Wir stoppe noch schnell für ein Foto an einem Viewpoint auf den Coldwater Lake. Der Mount St. Helens liegt wolkenfrei und alleine das ist schon ungewöhnlich und wir freuen uns, dass wir das so sehen können.

Wir sind um 20.00h in Kelso (WAS) und holen uns bei Safeway kurz was zu essen. Um 20.45h sind wir im Hotel, sind gut 320 Meilen gefahren. Das war heute so nicht gedacht. Allein der Abstecher zum Mount St. Helens waren 120 Meilen, die eigentlich morgen „dran“ gewesen wären. So haben wir morgen etwas mehr Zeit und sind früher in Portland – wer weiß auch, wie morgen das Wetter gewesen wäre. Perfekter Tag!

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