Veröffentlicht: 19.02.2023
Doch von Anfang an… Die Idee, für ein paar Wochen alleine zu verreisen, hatte ich im Sommer vergangenen Jahres. Nach ein paar Tagen alleine auf Mallorca bin ich auf den Geschmack gekommen - und diesmal sollte es weiter weg gehen als auf die spanische (und quasi ja beinahe schon deutsche) Insel. Der ursprüngliche Plan, der mir in den Sinn kam, war eine Reise nach Vietnam im Oktober/November. Doch Pläne ändern sich bekanntermaßen. Vielleicht ist das mein persönlich größtes Learning der letzten Jahre und - ohne etwas vorweg nehmen zu wollen - ‚plans change‘ könnte auch das Motto dieser Reise werden.
Der angepeilte Reisezeitraum wurde kurzerhand auf Februar/März verschoben und aus Vietnam ist irgendwie Panama geworden. Vor ein paar Wochen habe ich dann spontan den Flug nach gebucht, weil es sich irgendwie richtig angefühlt hat. Mit Klick auf den „Jetzt buchen“-Button, war ich mir dann plötzlich gar nicht mehr/ so sicher, ob es das Richtige ist. 3,5 Wochen alleine unterwegs in einem Land, über das ich bis dato noch kaum etwas wusste? Kaum jemanden kenne, der dieses Land bereits bereist hat? Reiseblogs und Erfahrungsberichte über dieses Fleckchen Erde eher Mangelware sind? „Immerhin beherrschst Du die Landessprache ein bisschen“, tröstete ich mich über die anfänglichen Zweifel hinweg. Doch schnell habe ich festgestellt, dass von meinem (ohnehin begrenzten) Schulspanisch nicht mehr viel übrig geblieben ist und der Wortschatz mit babbel dringend aufgefrischt werden muss. Denn auch wenn man online nicht viel über Panama und den Tourismus vor Ort liest - über eine Sache waren sich die Berichtenden einig: Mit Englisch kommt man in diesem Land nicht wahnsinnig weit. Spanisch und die Verständigung mit Händen und Füßen sind angesagt.
Die Wochen zwischen der Entscheidung für Panama und der Abreise verflogen. Wer mich kennt wird nicht überrascht sein, dass ich mich im Vorfeld zwar etwas eingelesen habe, die konkreten Reisevorbereitungen sich allerdings in Grenzen hielten. Glücklicherweise habe ich wunderbare Menschen in meinem Umfeld, die sich offenbar mindestens so viel wie ich mit meiner Reise beschäftigt haben. Zu Weihnachten gab es einen Reiseführer als Geschenk, zum Geburtstag nützliche Gadgets, die die ohnehin schon optimale Backpacker-Ausstattung ergänzten, die ich mir auch für diese Reise einmal wieder von meiner erfahrenen Weltenbummlerin Jule ausleihen durfte.
Es konnte also gar nichts mehr schief gehen! Überrascht habe ich meine Freunde trotzdem damit, dass ich am Abend vor der Abreise bereits um 22 Uhr meinen Rucksack fertig gepackt hatte. Es waren ja schließlich noch 7,5 Stunden, bis ich los musste… Das Auf-den-allerletzten-Drücker-Packen ließ ich also diesmal aus - vielleicht ein Zeichen der aufkommenden Nervosität? Oder ist mit 30 dann doch eben alles anders? So ging es dann (mit den üblichen paar Minuten Verspätung - alles ändert sich offenbar dann doch nicht) am Donnerstagmorgen um 05:45 Uhr los Richtung München. Für einen gemütlichen Kaffee zuhause bei meinem Flughafentaxi Anna in Erding war die Aufregung zu groß, wir machten uns gleich weiter auf den Weg zum Airport. Kurze Verabschiedung im Kiss-and-fly Bereich und schon war ich alleine. Und mehr oder weniger bereit für das Abenteuer Panama.
Der Check-In klappte reibungslos und mit gut einer halben Stunde Verspätung ging es dann los Richtung Madrid. Die ohnehin kurze Umsteigezeit, die Verspätung des ersten Fluges und die Entfernung von Ankunfts- und Abflug-Gate in Madrid sowie die Tatsache, dass deutsche Reisepässe offenbar nicht durch spanische elektronische Systeme erfasst werden können, machten den Zwischenstop spannend und brachten mich ins Schwitzen. Wortwörtlich, denn gute 30 Minuten dauerte der Weg im Stechschritt von Gate zu Gate. Dort angekommen ging es direkt in den Flieger und dann auch unmittelbar in die Luft. Neben mir eine junge Panamaerin, Katy, und eine ältere Dame aus Kolumbien, Teresa. Dass ich den beiden direkt zu Beginn zu verstehen gab, dass mein Spanisch miserabel ist, hinderte sie nicht daran, die nächsten Stunden (beinahe ohne Punkt und Komma und) in atemberaubender Geschwindigkeit mit mir in ihrer Muttersprache zu sprechen. Ich nickte, lächelte, bekam die meiste Zeit grob mit worum es geht, konnte in etwas dem folgen, was sie mir zu erklären versuchen, antwortete bruchstückhaft und spätestens als die beiden ihre Lebensgeschichten austauschten und Tränen flossen wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass die Kultur die mich erwarten würde, eben eine Andere ist, als bei uns. Katy und ich tauschten Nummern aus, sie kümmerte sich nach der Landung, dass ich sicher in ein Uber kam, bot mir ihre Hilfe an, wann immer ich sie während der nächsten Wochen benötigen würde und wir verabredeten und für die nächsten Tage in Panama City. Für mich ging es nach dem zehnstündigen Flug dann wie erwähnt mit dem Uber Richtung Hostel - günstig, bequem und unkompliziert. Dort angekommen sehnte ich mich erst einmal nach einer Dusche und zog gegen 22 Uhr Ortszeit (bei immerhin noch 28 Grad) noch einmal los. Gleich um‘s Eck stolperte ich über eine nette Bar mit einer großen panamaischen Craftbeer-Auswahl vom Fass und probierte mich in dem zu dieser Uhrzeit schon fast leeren Laden in kleinen Gläsern durch die Empfehlungen des freundlichen Besitzers, welcher offensichtlich Spaß daran hatte, mir das Ergebnis der panamaischen Braukunst näher zu bringen.
Der Start meiner Reise in Panama hätte also nicht besser sein können - alles verlief unkompliziert und die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der ‚panameños‘ begeisterte mich. Ich konnte also nach über 26 Stunden auf den Beinen beruhigt einschlafen und mich auf die nächsten Wochen freuen…