Veröffentlicht: 15.05.2023
So starten wir von Metz Richtung Nancy. Wir haben noch gar nicht richtig Fahrt aufgenommen, schon haben wir einen Frachter vor der Nase. Gleich kommen die Erinnerungen an Pieter auf, aber schon nach der ersten Schleuse merkten wir, dass wir da eine ganz schöne Bremse eingefangen hatten. Vollbeladen mit Kohle dümpelt er vor den Schleusen, bis er endlich die richtige Position zur Einfahrt gefunden hat. In seinem Schwall war der Gustav kaum zu halten, an der zweiten Schleuse mussten wir uns um die eigene Achse drehen, um selbst nicht quer das Schleusentor zu passieren. Glücklicherweise legte er nach der 3. Schleuse an und wir konnten davonziehen. Allerdings hatten wir zu dem Zeitpunkt bereits so viel Zeit verloren, dass wir uns kurz dazu entschlossen, durch Nancy zu fahren. Hatte ich doch mitten in Nancy einen wunderschönen Hafen ausgemacht. So sind wir dann am Abzweig nicht der Mosselle gefolgt, sondern haben uns in das Abenteuer Kanalfahrt durch Nancy gewagt.
Es fing gleich deftig an, an der ersten Schleuse bekam mein 1.Offizier, 1. Funkoffizier, ……. ein schwarzes Kästchen in die Hand gedrückt. Das soll der Schlüssel für die nächsten 19 oder 25 Schleusen sein. Sesam öffne dich also. Die zweite Schleuse, in direkter Sichtweite zur ersten, ging noch ganz normal, schauen wir mal, was da noch auf uns zu kommt.
Die Anfahrt nach Nancy war eher unspektakulär und als wir unseren Hafen erreichten war da auch ausreichend Platz. Wir machten fest und wollten dann natürlich auch unseren Obolus loswerden, weit gefehlt, bis 5 Tage kostet das nichts. Der Bäcker war auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Mehr hatten wir erst einmal nicht eingeplant, zu groß war die Erwartung vor den ersten Schleusenkaskaden, die dann am nächsten Tag folgen sollte, die hatten unsere volle Konzentration.
Morgens um 7 der obligatorische Gang zum Bäcker.
Baguettes und ein geschnittenes Brot, die nächsten Tage sollten gesichert sein.
Nach dem Frühstück dann der Aufbruch und nach ein paar km kam das erste Zeichen mit den roten und grünen Lampen. Diesmal aber nur eine Brücke und wegen uns musste der gesamte Verkehr auf der Straße anhalten. Zwischenzeitlich war ich dann doch etwas stutzig geworden und siehe da, unser ruhiger Hafen lag gar nicht in Mitten von Nancy, wir hatten schon ein paar km davor fest gemacht.
Bei den geplanten 19 Schleusen kam sofort Zweifel auf, ob wir das Ziel Richardmenil schaffen werden. Hatten wir doch die Information, dass bei den Schleusen mal die Poller fehlen, die Fernbedienung geht nicht, das Schleusentor öffnet nicht ……. .
Um es kurz zu machen, all das ist nicht eingetreten, lediglich nach der ersten Schleuse hatten wir noch Begleitung, zwei Herren in unserem Alter, die ein Charterboot überführten, die waren dann etwas ungeduldig und konnten meinen ersten Offizier auch noch davon überzeugen, dass es besser wäre, wenn sie vorne fahren würden. Na ja, die Idee war nicht so gut, aber das Problem hat sich schon vor der nächsten Schleuse gelöst, denn sie fuhren eine andere Route.
So haben wir Richardmenil um ca. 16:00 Uhr erreicht und konnten uns dann auf den vor uns liegenden Anstieg vorbereiten. Dem VNF für den heutigen Tag 5 Sterne, hoffe das bleibt so.
Und just in Richardmenil erreichte uns dann die Hiobsbotschaft, hinter Épinal ist der Canal des Vosges bis zum 30.06.2023 geschlossen. Der Anruf beim VNF bestätigte dann die Information, die wir bereits aus dem Freitagsbriefing des VNF bunt auf weiß vor uns hatten.
Zwischenzeitlich hat noch ein Schweizer angelegt und zu guter Letzt kam noch ein französisches Charterboot dazu.
Wir mussten aber erst einmal unseren Frust verdauen, hatten wir uns mal überschlägig ausgerechnet, dass wir ca. 200 km mehr an Kanalstrecke zu fahren haben und auch ca. 150 Schleusen mehr.
Ein paar Flaschen Franziskaner Dunkel und eine Flasche Hammels bester Roter waren dazu eine gute Hilfe.
Jetzt schließt sich erst einmal der Kreis zum Titel, wir fuhren am nächsten Tag dann die Mosel zurück bis Toul, wo wir in den Canal-Marne-Rhin eingebogen sind.
Und das gleich mit einem überhitzten Motor, das hört Ihr dann morgen.