Veröffentlicht: 18.08.2022
Ich erwachte zu einem ungewöhnlichem Gefühl auf meinem Gesicht. Etwas hatte mich berührt. Ich Schüttelte mich kurz, doch wurde erneut von dem Gefühl heimgesucht. Ich öffnete meine Augen und realisierte, dass es anfing zu regnen. Hastig sprang ich aus meinem improvisierten Zelt und fing an mein Lager abzubauen. Ich schaffte es gerade rechtzeitig alles zu packen bevor etwas ernsthaft nass werden konnte. Ich ärgerte mich ein wenig über meine Nachsichtigkeit, nicht das Tarp aufgespannt zu haben. Es war noch sehr früh, als ich meinen Rucksack auf die Schultern hiefte und mich des Weges machte.
Ich ließ den See hinter mir und überquerte den ersten Pass. Der Weg war wie am Vortag nass und ich musste aufpassen, dass meine Wanderschuhe nicht im Sumpf einsinken. So ging ich durch die Bergtundra vorbei an toten Bäumen, großen Pfützen, die in der Morgensonne aufleuchteten und kleinen Bergbächen, dessen Wasser ich dankend in meine Flasche goß.
Ich erreichte Bald einen Kamm, hinter dem sich ein Atemberaubender Ausblick auf den Vinjefjord verbarg. Ich wanderte schon seit einigen Stunden und ließ dort meinen Rucksack ab um die Landschaft zu begutachten. Nach einer kurzen Rast kehrte ich zurück auf den Pfad. Es gelang mir nicht meine Schuhe trocken zu halten und meine Füße dankten es mir nicht. Schleppend platzierte ich weiter meine Schritte auf dem Pass.
Nach ein paar Kilometern richtete der Weg sich wieder abwärts und die karge Landschaft verwandelte sich wieder in einen belebten Urwald aus schlanken Birken, die wie weiße Pfeiler eines Zaunes die Richtung wiesen. Am Ende des Abstieges gelangte ich zu einer großen Hütte mit der Aufschrift Sollia. Vorsichtig prüfte ich die Klinke der Tür und sie ließ sich öffnen. Ich legte Schuhe und Rucksack ab und trat ein.
Ich lief an vielen Zimmern mit gemachten Betten vorbei bis ich in ein großes Wohnzimmer gelangte, in dem ich Informationen zur Hütte erlangte. Es handelte sich um eine Unterkunft des norwegischen Wandervereins, die Gästen gegen Zahlung aufenthalt bietete. Ich prüfte die Preisliste und fand, dass ich für 70 norwegische Kronen (ca. 7€) dort tagsüber die Einrichtungen nutzen konnte. Da ich meine Stiefel trocknen wollte und die Pause gut gebrauchen konnte, nutzte ich das Angebot aus. Ich trug Rucksack und Schuhe in das Wohnzimmer, entzündete den Kamin und legte alle Nassen Kleidungsstücke zum trocknen davor. Selbst meine elektronischen Geräte ließen sich, dank Solarkraft, aufladen. Ich richtete mich ein und ließ mich in einen Stuhl vor dem Kamin Fallen.
Während ich darauf wartete, dass meine Schuhe trockneten, kochte ich auf dem Gasherd der Hütte ein großzügiges Mittagsessen. Es gab eine Quinoapfanne, die meinen Gaumen aufjubeln ließ. Ich verbrachte den Rest des Mittags damit träumerisch in die Landschaft zu schauen, mich mit eintreffenden Gästen zu unterhalten und alle Ecken der Hütte zu entdecken. Ich unterhielt mich mit zwei Renterinnen über die Gegend und sie erzählten mir davon, wie es war auf der anderen Siete des Fjords auf einer kleinen Farm aufzuwachsen. Ein älteres Ehepaar erzählte mir davon, dass sie in diesem Jahr gleich zweimal Großeltern wurden und erzählten über die Berge und wie es ist einen Winter dort zu verbringen.
Als meine Stiefel langsam trocken waren nahm ich sie vom Kamin, säuberte noch meine Spuren und zog erneut los. Es war bereits Nachmittags und die Sonne erhellte mit voller Stärke den Weg. Ich stieg hoch hinaus, weit über die Baumgrenze, bis nicht einmal die charakteristischen Sümpfe es in die steinige Landschaft schafften. Jedes mal wenn ich dachte den Gipfel erreicht zu haben, dehnte sich der Berg noch weiter in den Himmel. Nach etwa zwei Stunden des mühsamen Aufsteigens hatte ich es dann endlich geschafft und gönnte mir eine Pause. Ich setzte mich auf einen Felsen und genoss die Sonne auf meiner Haut. Ich rief einen Freund an und erzählte ihm von meinen Erlebnissen. Nach einer Stunde des Rastens, zog ich dann wieder weiter.
Der Pass lief entlang eines breiten Bergplateaus und nach einigen Schritten konnte ich einen weitern Fjord und seine kleinen Städte erblicken. Am Ende des Plateaus, schlängelte sich die Rute dann wieder zurück in das Tal. Ich holte tief Luft und begann mit dem Abstieg. Zwischen meinen Stiefeln hoben sich die ungewöhnlichsten Beeren aus dem Boden und ich Sammelte eine auf. Sie war blass Orange und ähnelte einer Himbeere mir größeren Sammelsteinfrüchten. Nach eine wenig Recherche fand ich herraus, dass es sich um die Moltebeere handelt und sie sogar essbar war. Ich steckte mir eine in den Mund und biss zu. Was folgte war eine Geschmacksexplosion in meinem Mund. Die Frucht schmeckte sowohl süß als auch Herzhaft. Sie war im Geschmack eine Kombination aus Vanille, Butter und Himbeeren. Mit gierigem Blick suchte ich den Boden nach mehr ab, doch nachdem ich noch ein paar auf meinem Gaumen zerdrückte, konnte ich keine mehr finden und ging enttäuscht weiter, immer mit dem Blick nach weiteren suchend.
Der Pfad führte mich zu einem mächtigen Steinbach, dessen Leuchtende Mineralien viele verschieden Farben annahmen. Mit lautem Getöse bahnte sich das Wasser einen Weg durch die Felsen und alle paar Meter schoss es in einem Wasserfall den Berg hinab. Einige Felsen schienen so geometrisch, dass sie den Ruinen einer lange vergangenen Zivilisation glichen. Flussabwärts färbten sich die Steine immer rötlicher und die felsige Berglandschaft wurde zu einem niedrigen Wald aus Birken.
Erschöpft von den vielen Höhenmetern, fing ich an nach einem Lagerplatz zu suchen. In der Ferne reflektierte ein Bergsee die Wolken und davor schien sich ein kleiner Wald zu befinden. Ich wanderte noch eine ganze Weile bis ich den Wald erreichte, der von mittelhohen Birken dominiert war. Von weitem konnte ich zwei Bäume erkennen, die genau die richtige Distanz voneinander hatten und dazu noch direkt am Bach lagen. Ich ging ab vom Pfad und kämpfte mich ein wenig durch das Gestrüpp, bis ich den Bach zu den begehrten Birken überquerte. Geübt spannte ich Baumzelt und Wäscheleine auf und freute mich über den Idyllischen Schlafplatz. Ich nahm mir meine Nudeln, die ich von Gestern übrig hatte, aus der Tasche und suchte mir ein schönes Fleckchen auf dem Bach, wo ich aß und den Geräuchen des Wassers lauschte.
Ich putzte mir noch die Zähne, sorgte dafür, dass bei möglichem Regen alles trocken blieb und legte mich in meinen Schlafsack, wo ich nun liege und schreibe. Gute Nacht.