Veröffentlicht: 18.08.2022
Ich erwachte in meinem Zimmer auf der Stordiskhytta. Ich hatte ausgeschlafen und es war bereits acht Uhr morgens. Ich ging in die Wohnräume und stellte fest, dass die anderen auch noch schliefen. Ich entzündete das Feuer im Ofen, vertilgte mein Frühstück und machte mir einen Tee. Als die anderen erwachten redeten wir noch ein wenig, während wir die Hütte wieder in ihren Anfangszustand versetzten. Ich packte meine Sachen, um mich fertig fürs weiterwandern zu machen. Es regnete noch immer und die Wolken hingen nur wenige Meter über der Hütte.
Ich stapfte gleichzeitig mit den anderen Hüttenbewohnern in die entgegengesetzte Richtung los. Ich lief unentmüdlich mit strammem Tempo durch das nasse Bergplateau. Es dauerte nur wenige Minuten, da waren meine Stiefel, die ich Stundenlang über dem Ofen getrocknet hatte, schon wieder nass. Die Bergseen, die ich passierte, wirkten geheimnisvoll in der nebligen Landschaft. Schon bald kam ich an einem Bachlauf den ich überqueren sollte, nur dass der Bach sich in eine Reißende Strömung verwandelt hatte und man nur mit viel Fantasie erkennen konnte, wo man diesen überqueren sollte. Ich wollte allerdings auch nicht zurück, also setzte ich den ersten Stiefel auf einen Felsen. Das Wasser strömte über meine Stiefel und ich konnte nur wegen meiner Stöcke, die ich fest im Bach verankerte, die Balance halten. So schaffte ich die ersten paar Meter des Baches, bis einer meiner Stöcke zwischen den Felsen hängen blieb. Mit etwas Feingefühl und der Zuhilfenahme des zweiten Stockes, konnte ich ihn jedoch befreien und die letzten Meter bis zum Ufer laufen. Meine Schuhe waren klitchnass. Nur etwa eine Halbe Stunde später, kam ich dann wieder an einen Flusslauf, der mit seinen versunkenen, roten Steinen, noch bedrohlicher wirkte als der letzte. Wie ein Zirkusakrobat auf dem Hochseil, lief ich über die Felsen, und schaffte es ans andere Ufer.
Ich musste schnell weiterlaufen und konnte mir keine großen Pausen erlauben, denn es hatte gerade einmal 6°C und wenn ich zu lange stehen blieb wurden meine nassen Stiefel kalt. Also lief ich und lief ich, immer weiter hinauf auf das Fjell, vorbei an einem riesigen See, der sich um die Berge wund. Auf der höhe der Gipfel waren die Felsspalten mit Wasser gefüllt und ich lief auf rutchigen Felsen und dünnen Wurzeln. Nach einiger Zeit konnte ich hinter der Nebelwand wieder die Umrisse der Fjorde erkennen und sah Brücken und Städte, die darauf balancierten. Ich nährte mich von Blau- und Moldebeeren, die an den Wegrändern wuchsen und untersuchte die Pilze an denen ich vorbeilief. Ich erkannte einige Birkenpilze, wollte das Risiko allerdings nicht eingehen.
Ich wanderte schon 6 Stunden, fast pausenlos, als ich die nächste Hütte mit dem Namen Rovangen an einem Bergsee erspähte. Erschöpft ließ ich mich ein und startete das Feuer. Ich hing meine Stiefel über den Nassen Ofen und begann das Kochen. Während ich noch aß, kam wieder ein deutsches Ehepaar, bestehend aus Mann und Frau, aus Rostock hinzu und wir kamen ins Gespräch. Der Mann erklärte mir wie man Pfifferlinge von den unverträglichen falschen Pfifferlingen unterschied und die Frau berichtete von ihrer Wanderung. Ich wusch noch ein paar Kleidungsstücke, las ein wenig und legte mich in meinen Schlafsack, um ein wenig Ruhe zu erlangen. Obwohl ich noch nicht wollte, packte mich kurzerhand der Schlaf und ich erwachte erst wieder am nächsten Morgen. Hier sitze ich nun in den Wohnräumen und schreibe.