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Tag 16 – Kleiner Ausflug in Norwegens Geschichte

Veröffentlicht: 14.08.2018

Weiter geht es nordwärts. Trondheim wird von uns nur durchfahren, da Sightseeing in Städten zeitaufwendig und anstrengend ist, und dann noch der Hickhack mit dem Parken. Nein, wir konzentrieren uns diesen Urlaub auf Norwegens Natur und wenn es hineinpasst, gerne auch Geschichte. In diesem Sinne ist unser heutiges erstes Ziel eine Stätte prähistorischer Felsritzungen nahe der kleinen Ortschaft Hegra östlich von Trondheim. Zunächst werden wir aber von Google Maps irregeleitet. Als Ziel hatte ich das Bergkunstmuseum Hegra eingegeben. Nach einer Fahrt über einen ungeteerten Weg mit Schlaglöchern wie Granattrichtern stehen wir vor einem Gehöft, und weit und breit kein Schild, das auf ein Museum schließen ließe.

Also wieder zurück, und den braunen Schildern mit der Aufschrift „Helleristninger“ (dt.Petroglyphen/Felsritzungen/Felsbilder) nach, die uns endlich zum gewünschten Ort bringen. Die Stätte ist relativ unspektakulär, sie umfasst eine kleinere Felswand entlang eines kleinen Wasserfalls sowie drei flache Granitfelsen im Boden. Darin eingeritzt sind Symbole hauptsächlich aus der Bronzezeit, wie z.B. Schiffe, Menschen zu Pferd, sowie Glyphen, die ein wenig an Fußstapfen oder Bündel erinnern. Über die Bedeutung letzterer ist man sich noch unsicherer als über die der offensichtlicheren; man vermutet, es könnte eine Art Karte mit den Standorten damaliger Siedlungen sein.

Das gesuchte Museum finden wir dort auch vor, eigentlich ist es mehr ein kleiner Container mutmaßlich mit Fundstücken aus der Region – leider ist es zur Zeit unserer Ankunft noch geschlossen.

Wenn wir schon in Hegra sind, statten wir auch noch der „Festning Hegra“ einen Besuch ab. Sie liegt auf einer Anhöhe oberhalb der Ortschaft und ist über eine schmale, gewundene Straße erreichbar. Es gibt dort ein kleines Museum (kostenlos) zur Geschichte der Festung sowie ein Empfangszentrum in einem typisch skandinavischem, falunrot getünchtem Holzhaus.

Das Museum bietet Informationen über Bau, Zweck und Geschichte der Festung. Sie wurde 1908-1910 gebaut und sollte das Tal der Stjørdalselva gegen die Schweden verteidigen, gegenüber denen man nach Auflösung der Union und den vergangenen Konflikten misstrauisch war. In Kampfhandlungen sollte das Fort aber erst im zweiten Weltkrieg verwickelt werden, als die deutsche Wehrmacht in Norwegen einfiel. Nach langer Bombardierung aus der Luft, Artilleriebeschuss und zermürbender Kälte und Nässe in den Tiefen der Festung beschloss der Kommandant schließlich, die weiße Flagge hissen zu lassen.

Die oberen Bereiche der Festung sind für Besucher ohne Führung begehbar. Man bekommt in den feuchten, langen Gängen und den unwirtlich wirkenden Kammern einen Hauch der Ahnung davon, wie zerrüttend ein längeres Eingeschlossen-Sein unter ständigem Bombardement auf die Psyche der Besatzung gewirkt haben muss.

Nach diesen Eindrücken wärmen wir uns vor einem offenen Kaminfeuer im Besucherzentrum bei Kaffee und Kuchen auf und ziehen danach weiter Richtung Norden.

Das nächste kulturhistorische Ziel ist eine sogenannte Schiffsetzung in Steinkjer, die sich auf dem Gelände eines kleinen Hotels befindet. Dabei handelt es sich um hüfthohe Felsen, die im Grundriss eines Schiffes angeordnet wurden und nach archäologischen Funden zu schließen eine Begräbnisstätte darstellten.

Damit ist unsere geschichtliche Reise noch nicht beendet, es geht zum Rentier von Bøla, eine weitere Felszeichnung. Die Straße dorthin führt landschaftlich reizvoll am sechstgrößten Binnensee Norwegens, dem Snåsavatnet, entlang. Immer wieder sind jetzt Straßenschilder zu sehen, die vor querenden Elchen warnen. Gesehen haben wir bis jetzt leider keinen. Das Rentier ist vom Parkplatz aus durch einen kurzen Fußmarsch zu erreichen. Es ist in eine Felswand geritzt, die den Lauf eines kleinen Gebirgsflusses begrenzt, welcher kurz danach über mehrere Kaskaden fällt und schließlich in den See mündet. Es stammt aus der Jungsteinzeit (vor ca. 6000 Jahren) und gehört zu den ältesten Felsbildern Norwegens.

Bevor es weiter zu unserem heutigen Nachtquartier geht, schauen wir noch kurz in das Besucherzentrum. Wie zu erwarten, gibt es dort allerlei Souvenire zu kaufen, die fast alle irgendwie mit – ihr habt es vermutlich schon erraten – Rentieren zu tun haben. Außerdem gibt es dort das in Norwegen offenbar übliche Sonntagsbuffet. Es sieht durchaus verlockend aus, Fjellrindfleisch, Rentiersalami, Salate, und vieles anderes. Aber bei vierzig Euro pro Person, und dann noch sehr fleischlastig (was für meine Freundin eher unbefriedigend ist), belassen wir es bei einer Brotzeit auf dem Rastplatz davor. Wir malen uns aus, wie die vorbeigehenden Gäste aus dem Besucherzentrum über uns spotten, dass wir vielleicht zu arm seien, um uns das Buffet zu leisten.

Unser Nachtquartier ist ein Campingplatz nahe Medjå. Pünktlich zum Aufschlagen des Lagers geht es wieder los mit Regen, und davon eine ganze Menge.    

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