Veröffentlicht: 23.04.2017
07.03.17-11.03.17
Mittlerweile
bin ich wieder in Köln und habe eine neue Nase. Die OP ist zehn Tage
her, ich bin wieder relativ fit und habe Zeit zu schreiben. Wenn erst
der neue Job begonnen hat, weiß ich nicht, ob ich dann noch Zeit und
Muße habe, das Ganze fertigzustellen, was ich eigentlich ganz klar
möchte. Ich habe noch so viel gesehen, was es sich lohnt in Worten
und Bildern festzuhalten und zu erzählen. Da ich kaum eigene Fotos
von meinem Granada Aufenthalt habe, sind die meisten Fotos aus Google
zusammengesucht. Sie sind also geklaut, damit man auch einen
visuellen Eindruck zu den Geschichten hat.
Abreise
aus San Juan. Es fällt mir immer noch ein bisschen schwer, aber nach
drei Wochen kann ich mich doch verabschieden. Alle in der Villa noch
mal drücken und los geht es. Mela und ich nehmen den Chicken-Bus
nach Rivas um 11:45 Uhr und steigen dort in den Chicken-Bus nach
Granada. Die gesamte Strecke kostet uns circa 4 Dollar. Am späten
Nachmittag hüpfen wir in Granada aus dem Bus, der mitten auf der
voll belebten, quirligen Einkaufsstraße hält. Auf dieser wird so
ziemlich alles an Trash verkauft, Handy-Hüllen, kitschige
Rüschen-Schürzen, Fahrradschläuche, Plastikschuhe, Raubkopien auf
CDs und vieles mehr. Touristen sehen wir so gut wie keine. Diese
heiße chaotische Straße gehen wir anderthalb Kilometer bis zu
unserem Hotel. In dem Hotel haben wir zwei Betten in einem 4er-Dorm
gebucht und dachten so, dass es eher wie ein Hostel ist. Aber nein,
es ist ein richtiges Hotel. Vorteile: Es ist ruhig, wir haben das
Zimmer die ganze Zeit für uns alleine, weil wohl niemand ein Dorm im
Hotel bucht außer uns, es ist sehr sauber. Nachteile: Es ist ruhig,
man trifft keine anderen Traveler, die Hostel Stimmung fehlt uns.
Aber hey, der Pool ist ganz nice.
Mela
geht es heute irgendwie nicht so gut, aber nachdem wir uns etwas
ausgeruht und uns frisch gemacht haben, gehen wir raus um etwas zu
essen. Wir laufen so durch das Viertel und es gefällt uns nicht. Es
ist überhaupt kein Leben auf den Straßen, weder sind Locals noch
Touris unterwegs. Wir laufen von Restaurant zu Restaurant und alles
ist gut teuer. Das hätten wir nun auch nicht gedacht, da es echt
nicht so touristisch ist. Gerne würden wir ja auch in ein
Local-Restaurant gehen, finde da aber auch nichts. Letztendlich
finden wir dann etwas nettes, allerdings kaum andere Gäste, und
haben einen schönen, entspannten Abend. Heute gehen wir früh ins
Bett, denn morgen wollen wir uns das Städtchen anschauen.
Am
nächsten Morgen geht es Mela noch nicht wirklich besser. Sie kann
aber auch nicht genau sagen, was es ist. Sie hat halt immer wieder
Hustenanfälle. Wir gehen aber trotzdem mal raus und zum Frühstück
in Kathies Waffle House. Das steht bei Tripadvisor ganz oben. Das
Frühstück ist auch der Hammer, also meins auf jeden Fall. Ich
bestelle Rührei mit Speck und Kartoffeln. Schon eher ein Mittagessen
aber super lecker. Mela hat eine Waffel mit Blaubeeren und schaut die
ganze Zeit neidisch auf mein Futter. Da ihr das fast dauernd
passiert, dass sie mein Essen leckerer findet und das bei uns schon
ein Running Gag ist, entscheidet sie heute, dass sie nicht mehr was
anderes als ich bestellen will. Nach dem Frühstück laufen wir zum
Lago de Nicaragua. Es geht durch fast ausgestorbene Local Viertel,
was ein bisschen spooky ist. Das Seeufer belohnt uns dann auch nicht
gerade mit Schönheit als wir dort ankommen. Die Promenade ist zwar
nett angelegt, aber auch hier: keine Menschen!! Granada wirkt auf uns
bis jetzt so, als ob es sich für Touristen vorbereitet hat, die aber
einfach nicht da sind. Vielleicht sind wir aber auch in der absoluten
Nebensaison hier? Oder wurde gar ein Ausbruch einer der umliegenden
Vulkane vorausgesagt und wir wissen nichts davon? Nun gut, soooo
wenig Leute sind dann doch nicht unterwegs...
Auf
dem Weg zurück ins Zentrum stoppen wir an einer Apotheke und holen
Hustensaft für Mela. Natürlich nicht den pflanzlichen sondern die
chemische pinke Suppe. Hilft sicher mehr. Na mal sehen. Dann laufen
wir noch zur Markthalle. Ein altes, abgeblättertes Gebäude gebaut
Anfang des letzten Jahrhunderts, wenn ich mich recht erinnere. Das
hat totalen Charme und warum der doofe Lonely Planet schreibt, dass
es schön wäre, wenn sich jemand erbarmte und das Gebäude mal
renoviert, kann ich nicht verstehen. Wir laufen dann durch die Halle,
aber noch viel interessanter, durch den Bereich hinter der Halle.
Dieser ist nicht überdacht und ein Labyrinth von Wegen mit Ständen,
die wieder mal alles verkaufen. Teilweise bekommt man fast das
Gefühl, dass man im Mittelalter gelandet wäre... Wenn da nicht
plötzlich Piñatas
in Minion- oder Superman-Form hängen würden und der ganze Kram aus
Plastik. An dieser Stelle ist es wieder so traurig, dass meine Fotos
weg sind. Das war wirklich ein spannender Abstecher und schon wieder
sind wir zwei die einzigen Touris.
Am
frühen Nachmittag kehren wir ins Hotel zurück. Mela legt sich hin,
da wir heute Abend noch ausgehen wollen und sie fit sein will. Ich
lege mich an den Pool, schreibe ein wenig und hoffe, dass es ihr
später besser geht. Wir wollen heute ins Treehouse. Das ist ein
Hostel außerhalb von Granada in dem legendäre Partys stattfinden
sollen. Das können wir uns doch nicht entgehen lassen. Heute steht
die Weird Wednesday Party an. Da soll es eine Box mit Klamotten zum
Verkleiden geben und halt Spaß.
Gegen
sieben ist Mela nach ein bisschen Schlaf dann auch wieder relativ fit
und wir gehen local essen. Endlich mal wieder Reis mit Bohnen,
trockenes Hühnchen und frittierte Kochbananen. Juchu! Raus aus
Granada zum Hostel geht es mit einem Shuttle, das am Hauptplatz
abfährt. Am Treffpunkt der auf der Website des Treehouse angegeben
ist, stehen immerhin noch mehr verwirrt aussehende Traveler, wir
müssen also richtig sein. Um zehn nach acht geht es dann auf der
Ladefläche eines Pick-Ups los. Nach 30 Minuten Fahrt, die letzten
zehn Minuten davon auf einer ziemlich ruckeligen Dirtroad, werden wir
mitten im Dschungel abgesetzt und uns wird ein steiler Weg nach oben
gewiesen. Wir halb kraxelnd geht es zehn Minuten bergauf und wir
fragen uns, wie das betrunken bergab gut gehen soll. Egal, werden wir
später sehen. Dann kommen wir an. Ja, es ist tatsächlich ein
Baumhaus. Es sind vielleicht 25 bekloppt verkleidete Leute da, die
schon ziemlich angetrunken irgendein komisches Trinkspiel spielen.
Leider ist die Box mit den schrägen Klamotten schon leer. Hm,
irgendwie nicht das, was wir erwartet hatten. Okay, erst mal Bier und
Tequila. Gerade denke ich: Mist, der erste Shuttle zurück in die
Stadt geht erst um Mitternacht, als Melanie genau das ausspricht. Uns
ist irgendwie langweilig. Eine knappe Stunde später, die
Verkleidungsbox wurde aufgefüllt, wir stecken in bescheuerten
Klamotten, noch eine Ladung Partygäste wurde angekarrt, haben wir
riesig Spaß, sind bemalt, glitzern am ganzen Körper und nehmen erst
den Shuttle um 2 Uhr nachts. Witzigerweise ist es betrunken fast
einfacher den Berg runterzukommen als nüchtern rauf. Gut, kann auch
Einbildung sein aber zumindest kommen wir alle heile runter und
zurück nach Granada.
Am
nächsten Morgen habe ich mal wieder keinen Kater, aber Mela fühlt
sich immer noch nicht so fit. Wir gehen dann Mittags zur Stärkung
wieder ins Waffle House frühstücken und wir treffen dort noch ein
paar verrückte Partygäste von gestern. Alle noch mit Farbe am
Körper und Glitzer im Gesicht. Ja, es war schon eine legendäre
Party und wieder trauere ich meinen Fotos hinterher. Nach unserem
Mittagsfrühstück machen wir uns auf, die Kirchen Granadas
anzuschauen. Wir haben beide schon viele schöne Kirchen auf der Welt
gesehen und sind nicht so geflasht. Mela geht es immer noch komisch.
Sie kann auch gar nicht genau sagen, was es ist, aber einfach
merkwürdig und immer wieder Husten. Daher geht sie ins Hotel und
legt sich hin. Ich will noch ein wenig weiter und mir eine Kirche
anschauen, wo man auf den Glockenturm steigen kann und die Aussicht
ganz toll in jede Richtung sein soll. Das ist dann auch wirklich noch
ein schönes Erlebnis, schade, dass wir das nicht als erstens gemacht
haben und Mela nun nicht dabei ist. Man kann über die
Schindeldächer der Stadt bis hin zu den Vulkanen und dem See
schauen. Nun sieht man auch, das wirklich jeden Block der colonialen
Häuser einen Innenhof hat. Viele davon sind grüne Oasen. Das Wetter
ist wechselhaft, es nieselt plötzlich etwas, auf dem Turm ist es
sehr windig, aber es ist wunderbar den Weitblick zu genießen.
Abends
gehen wir „chinesisch“ essen. Wirklich chinesisch schmeckt da gar
nichts, aber immerhin ist es eine Riesenportion, sehr günstig und
irgendwie schmeckt es uns. Später geht es dann ins Kelly's, einer
Bar mit Tanzfläche. Wir zahlen keinen Eintritt uns es ist Open Bar.
Passt! Wir trinken ein paar Rum-Cola und schauen einer Gruppe
betrunkener Deutscher zu, die bravurös gegen den Takt tanzt.
Peinlich für die, unterhaltsam für uns. Mela ist so gar nicht in
Tanzstimmung, so machen wir nicht lange und verschwinden gegen ein
Uhr ins Hotel.
Letzter
Tag in Granada, letzter Tag in Nicaragua. Morgen geht es für mich
mit dem Flieger von Managua, der Hauptstadt Nicaraguas rauf nach
Guatemala City. Da ich recht früh wach bin und Mela, immer nicht
nicht gesund, ihren Genesungsschlaf braucht, lege ich mich an den
Pool. Ich unterschätze die Sonne, bin nicht eingecremt und hole mir
einen leichten Sonnenbrand. Also einen der rotbraunen Sorte. Als Mela
aufsteht hat sie eine kleine Erleuchtung. Und zwar geht es ihr so
seltsam seit sie diesen komischen Hustensaft trinkt. Wir erinnern
uns, dieses pinke Chemozeug. Wer weiß, was da drin ist und sie setzt
ihn vorsichtshalber mal ab.
Nachdem
wir für abends eine Tour zum Vulkan Masaya gebucht haben, verbringen
wir den Nachmittag im Garden Café. Ein wunderschönes in einem
Colonialhaus mit tropisch grünem Innenhof. Ich schreibe meinen Blog
und Mela liest ein Buch, das sie im Bücherangebot des Cafés
gefunden hat. Um 16 Uhr werden wir an unserem Hotel zur Tour
abgeholt. Unser Minibusfahrer spricht fast nur Spanisch. Da wir
beiden mit ihm vorne sitzen, unterhalten wir uns. Das geht
mittlerweile sogar recht gut bei mir. Wenn ich Spanisch sprechen
MUSS, geht es. Wenn ich auf Englisch ausweichen kann, fällt mir das
natürlich leichter. Circa 45 Minuten dauert die Fahrt zum Parque
Volcan Masaya. Dort angekommen reiht sich unser Minibus in eine lange
Schlange von Autos ein, die auf den Einlass warten. Eine knappe
Stunde später, es ist schon fast dunkel, geht es dann in den Park
rein. Dann müssen wir aber wieder warten, da der Platz, von wo aus
man in den Krater des Vulkans schauen kann begrenzt ist, wird immer
nur eine bestimmte Zahl an Autos hoch gelassen. Das Warten nervt
zwar, aber es macht völlig Sinn. Als wir dann endlich an der Reihe
sind, haben wir eine wirklich faszinierende Sicht auf den Lavastrom
im Inneren des Berges. Da es inzwischen völlig dunkel ist, können
wir die Lava leuchten und blubbern sehen, es liegt Schwefelgeruch in
der Luft. Wenn es eine Hölle geben würde, könnte das der Eingang
sein. Nach 20 Minuten schrillt eine Pfeife und es geht zurück zu den
Autos und Minibussen. Das war zwar echt ein kurzes Erlebnis, hat sich
aber voll gelohnt.
Heute
Abend wollen wir endlich mal wieder was Feines essen und gehen ins
Pita Pita ein orientalisches-griechisch-italienisches (?) Restaurant
mit einem hübschen Innenhof und super nettem Service. Die
Bewertungen auf Tripadvisor sind richtig gut. Wir teilen uns eine
große Vorspeisenplatte und einen griechischen Salat und sind richtig
begeistert. Danach sind wir pappsatt, leicht fresskomatös, wollen
aber unseren letzten Abend natürlich noch mal zusammen feiern gehen
und Gas geben. Hm, vielleicht nicht ganz zu doll, ich muss ja morgen
um 6 Uhr früh aufstehen. Ach, wird schon nicht zu heftig. Wir
stiefeln also rüber ins Reilly's. Oha, Ladies Night, bis Mitternacht
alle Getränke frei. Wir trinken, tanzen, lernen viele Leute kennen,
haben richtig Spaß und dann ist mein iPhone weg. Ich habe es wohl
versehentlich auf Toilette liegengelassen und dann hat es sich jemand
geschnappt. Mela wird morgen noch mal nachgefragt haben, aber leider
vergeblich. Nun gut, gibt Schlimmeres und ich werde die nächsten
vier Wochen auch ohne Telefon überleben. Schade ist es einfach um
einen Monat Fotos. Ja, ich Idiot habe schon länger nicht mehr
gesichert. Um 3 Uhr trudeln wir weit entfernt von nüchtern im Hotel
ein. Mela lässt sich das Essen leider noch mal durch den Kopf gehen
und ich gehe ganz schnell ins Bett. Ich muss ja in drei Stunden
wieder aufstehen und habe noch nicht mal meinen Rucksack gepackt. Das
kann ja lustig werden...
Granada
war dann also nach kleineren Startschwierigkeiten echt noch schön.
Die Zeit mit Mela war auch witzig und unkompliziert. Jetzt muss ich
mich schweren Herzens von Nicaragua verabschieden, freue mich aber
auf weitere vier Wochen Reisen und auf meine Mädels.