Veröffentlicht: 15.01.2020
Bei herrlichem Sonnenschein kann ich vor meinem Camper frühstücken und komme kurz vor 10 los. Während des Frühstücks habe ich wie immer Wetterberichte für die Tagesziel-Alternativen gecheckt, die heute entweder Muriwai oder Piha an der Westküste oder Orewa oder Leigh an der Ostküste sind. Die Vorhersage ist für beide Küsten in etwa gleich - ab nachmittags soll es sonniger werden, aber an der Westküste wird weiterhin mit reichlich Wind aus dem kalten Südwesten gerechnet. Nun ja. Bis Piha wären es eh über 200km, mir eigentlich zu viel für heute. Aber ich möchte heute irgendwo in der Nähe von Auckland für die nächsten 3 Nächte bleiben und vor meinem Rückflug einfach irgendwo am Strand sein.
Ich folge dem Highway 12 nach Süden. Es ist wenig Verkehr, die Strasse vorläufig meist schnurgerade. Hinter Dargaville biegt die Straße nach Osten ins Inland ab und verläuft einige Zeit neben dem Wairoa River, bevor er fast gänzlich auf die andere Landesseite quert und ich erst bei Brynderwyn für 20km auf dem SH1 nach Süden fahre und dann auf eine wunderschöne Straße, den SH16 wieder nach Westen abbiege.
Herrlich schöne Landschaft, endlose Weite, Hügel, Schafe und immer mal in der Ferne das Blau des Kaipara Harbour, einem Meeresarm der Tasman Sea.
Der SH16 ist eine kurvige Straße, auf der man mit einem Camper eher mit 50km/h im Schnitt rechnen muss, aber eine unglaublich lohnenswerte Strecke. Irgendwo im Nirgendwo hat jemand riesige Kunstwerke auf einen Hang und dessen Kuppe gestellt. Dies ist die Gibbs Farm. Ein privater Skulpturenpark, der nur auf Anmeldung und eher selten überhaupt nur zu besuchen ist. Die Kunstwerke müssen gigantisch groß sein, denn aus einer Entfernung von rund 400-500m sind sie noch als riesig erkennbar. Bei näherem Ranzoomen sind Alpakas dort am Grasen.
Als ich kurz nach Mittag in Helensville getankt habe, checke ich nochmals das Wetter und rufe in Orewa an der Ostküste den Campground an und mache eine Reservierung für 3 Nächte. Dass die mir hier den Preis von 2 Personen pro Nacht abknöpfen, also 46 Dollar pro Nacht ist schon schwer verdaulich, aber ich hab jetzt keine Lust mehr auf Experimente und will auch nicht vor dem Rückflug irgendwo auf einer Wiese nächtigen.
Entsprechend entspannt, gehe ich den Nachmittag an und fahre die gewundene Landstraße nach Muriwai runter, einem kleinen Küstenort an der Tasman Sea. Der Wind ist ordentlich, als ich oberhalb der gigantischen Bucht einen kurzen Stopp einlege und ein Joghurt esse. Das geht nur im Auto. Draußen fliegt man weg. Der Blick, diese Bucht, die Brandung - atemberaubend und für mich nach Cape Palliser und den Blue Springs in Putaruru das Highlight dieser Reise.
Die Brandung ist irre, die Wellen endlos lang gezogen, ein, zwei mutige kite surfer sind zu sehen. Die Bay watch hat die gelb-rote Flagge gehißt.
Auf drei Felsen, die man auf einem kleinen Trail erreichen kann, nisten in der Takapu Refuge gannet colony über 1.200 Basstölpel-Brutpaare. Ab August sind sie hier zu finden und auch jetzt sieht man überall noch viele Jungtiere, die von ihren Eltern gefüttert werden.
Andere drehen schon mutig ihre Bahnen in der Luft. Es ist unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit und welchen Kurven die Tiere hier unterwegs sind.
Das Geschnatter ist irre aber der Wind auch, so dass Ich mich schweren Herzens irgendwann nach 16h dort auf die Socken nach Osten mache, wo es weniger (kalt) weht. Vorher genieße ich noch einen Kaffee neben meinem Camper mit Blick auf die eine Bucht von Muriwai.
Ich muss ja jetzt Neuseeland nochmals von West nach Ost überqueren. Was sich anhört wie eine mehrtägige Expedition, sind hier etwa 40km und ich bin um 17.10h in Orewa auf dem Campground. Die angebotene Stellfläche muß ich erstmal ablehnen, denn an einer Seite des CG führt der Highway lang und da sollte ich stehen. Wundersamerweise gibt es dann in 2. Reihe vom Strand noch eine Fläche - allerdings muss ich die einmal morgen noch 5 Meter nach links auf die Nachbarfläche wechseln, was aber mit dem Camper kein Ding ist. Wer hier natürlich mit Vorzelten und allem Gedöns steht, würde das sicher nicht so prall finden. Ich latze hier also fast 140 Dollar für 3 Nächte (immer bitte im Kopf behalten, dass der Camper pro Nacht auch 125 Dollar kostet (jeweils 65% = Euro)) damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich bin geizig. Für die 46 Dollar, die ich hier pro Tag zahlen muss für 2 Personen, kriege ich eine Fläche von ca. 8x7 m. Sonst nichts.
Ich freue mich aber über den Strand und die zwischen dem Campingplatz und dem Pazifik verlaufende kleine Promenade. Bevor ich mir eine Dose in den Topf haue und erwärme, laufe ich ne Runde am Strand.
Der Campingplatz ist voll und eng aber das ist mir echt wurscht, wenn ich daran denke, dass ich hier morgen auf einem riesigen Strand hocken werde. Auckland ist nur 30km entfernt, der Flughafen 55km. So habe ich auch am Sonntag noch entspannt Zeit bis zur Abgabe des Campers. Um 20.30h tippe ich diesen Text noch - mittlerweile auch in zwei Jacken und Jogginghose und die Sandalen sind durch Sneaker ersetzt. Sobald ich das hier online habe, sitze ich im Camper. Soviel ist sicher...