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Südafrika Tag 12 - Indigener Markt und beeindruckendes Konzert

Veröffentlicht: 30.05.2024

Nachdem wir uns am sehr leckeren Frühstücksbuffet in „Sica's Guest House" die Bäuche vollgeschlagen hatten, brachen wir mit dem Bus in Richtung Stadtzentrum von Durban auf. Unser Ziel waren die „Marktes of Warwick". 

Diese liegen im Herzen von Durban und sind der wichtigste öffentliche Verkehrsknotenpunkt der Stadt. An einem durchschnittlichen Tag kommen hier fast 500.000 Pendler und mindestens 6.000 informelle Händler vorbei. Aufgrund des Zusammenflusses von Bahn-, Taxi- und Busverkehr war dieses Gebiet schon immer ein Markt für informelle Händler. Derzeit ist Warwick der einzige informell strukturierte Markt in einem öffentlichen Raum dieser Größenordnung und etabliert sich damit als der authentischste afrikanische Markt, den Südafrika zu bieten hat. Auf dem Markt bieten lokale Händler auf neun verschiedenen Märkte ein breites Sortiment an. Das Angebot reicht von Perlenstickerei, traditionellem Kunsthandwerk, traditioneller Küche, frischen Produkten, Musik und Unterhaltungsartikeln bis hin zu Kleidung, Accessoires und traditioneller Medizin. Nachdem wir durch Richard, einem Guide der Touren über diesen Markt anbietet, eine Einführung bekommen hatten, teilten wir uns in mehrere kleine Gruppen ein, die von jeweils einem Guide geleitet wurde. Aufgesplittet machten wir uns dann auf den abenteuerlichen Rundgang durch die Märkte Warwicks. 

Was wir dort gesehen haben lässt sich wirklich nur schwer beschreiben. Es waren sehr krasse Eindrücke die wir dort gesammelt haben. Alle Sinne waren permanent beansprucht und alle zwei Meter änderten sich die Gerüche, Geräusche und das Auge konnte gar nicht alles wahrnehmen. Teilweise roch es nach Urin oder anderweitig unangenehm, an anderen Ecken nach frischem Obst oder leckeren Essen, am nächsten Ort stieg einem Rauch in die Nase. Teilweise verlief der Markt nur in sehr engen Gassen, durch die wir im Gänsemarsch laufen mussten. Die Marktstände waren fast immer derart überladen, dass man gar nicht wusste wo man hinschauen sollte. Es war das erste Mal auf dieser Reise, dass wir uns wirklich fremd gefühlt haben. Eine sehr spannende Erfahrung. Und nicht immer ganz angenehm.


Zunächst liefen wir durch den „Early Morning Market", der seit über 100 Jahren besteht und mehr als 2.000 Menschen die Möglichkeit zum Handel bietet. Er ist der historische Eckpfeiler der Gegend. An den über 670 Ständen wird eine Vielzahl von frischen Produkten, Gewürzen, Blumen und lebendem Geflügel verkauft. Ein Großteil der Stände steht in der großen Halle, in der nur sehr schummriges Licht herrscht. Jeder Stand hat zwei bis drei Mitarbeiter. Die Händler kaufen ihre Produkte von Landwirten oder dem städtischen Großmarkt. Der Betrieb des Marktes hängt weitgehend von den Karrenfahrern ab, die von den Händlern angeheuert werden, um die Waren zu den einzelnen Ständen zu karren. Die Lasten der Karrenfahrer können bis zu 300 kg wiegen! Im Jahr 2010 war der „Early Morning Market" bedroht, da die Stadtverwaltung plante, ihn abzureißen und in ein Einkaufszentrum umzuwandeln. Dadurch war die Existenz vieler Menschen gefährdet und sie setzten alles daran, die Durchsetzung dieses Plans zu verhindern, was ihnen gelang.  



Eingebrannt hatte sich auch der „Rinderkopfmarkt", auf dem wir Frauen dabei zusehen konnten, wie sie das Fleisch von den Schädeln lösten und zubereiteten. Rinderkopffleisch ist eine Delikatesse der Zulu. Ursprünglich wurde die Zubereitung von Rinderköpfen nur von Männern durchgeführt, doch heute sind die Frauen die vorherrschenden Händlerinnen auf diesem Markt. Traditionell dürfen nur Männer an den Tischen sitzen und ihre Mahlzeit einnehmen, während Frauen das Fleisch zum Mitnehmen kaufen können.  


Im krassen Kontrast stand der farbenfrohe „Brook Street Markt", auf dem bunte Schürzen und Kleider, traditionelle Zulu-Hüte, Schuhe, Taschen und Haushaltswaren angeboten werden. Dieser Markt befindet sich neben dem berühmten Badsha Peer Schrein. Der Badsha-Peer-Schrein ist eine Hommage an Badsha Peer, einen muslimischen Heiligen, der 1860 nach Durban kam. Seit 1943 finden jedes Jahr eine Verehrungszeremonie und ein Bankett zu Ehren von Badsha Peer statt, eine einwöchige Zeremonie, die ihren Höhepunkt im „Brook Street Market" neben dem Schrein findet. Es besteht eine sehr gute Arbeitsbeziehung zwischen der Badsha Peer Mazaar Society und den Anhängern, und während der Zeremonie wird der Handel in gegenseitigem Einvernehmen ausgesetzt, damit die jährliche Veranstaltung stattfinden kann. Außerdem spendete die Mazaar Society im Jahr 2000 einen Teil der Überdachung, die jetzt den „Brook Street Market" bedeckt. Diese Spende gab den Anstoß für die Neugestaltung des Marktes.

Der „Brook Street Market" ist auch deshalb von historischer Bedeutung, weil er einer der wenigen Orte ist, an dem drei verschiedene Konfessionen nebeneinander begraben sind: Christen, Muslime und Juden.



Direkt neben dem „Brook Street Market" gelangten wir auf den „Lime and Impepho Market". Auf diesem Markt werden zwei besondere Produkte verkauft: umcako (Mineralkalk) und impepho (traditioneller Weihrauch). Die Kalkhändlerinnen verkaufen Kugeln aus weißem und rotem Kalk, der in iNdwedwe, nördlich der Stadt, abgebaut wird. Der Kalk wird von angehenden und frisch ausgebildeten Izangoma (traditionelle Heiler der Zulu) verwendet. Andere Händlerinnen verkaufen impepho, das für die Kommunikation mit den Ahnen verwendet wird. Auszubildende und qualifizierte Izangomas tragen umcako auf ihre Haut auf, um ihre Ausbildungsstufen zu kennzeichnen. Außerdem werden diese Produkte auch als Sonnenschutzmittel, Farbe und zum Töpfern verwendet. Darüber hinaus nehmen Frauen in der Schwangerschaft umcako zu sich. Die Händlerinnen dieses Marktes leben gleichzeitig auf dem Markt. Der Arbeitsplatz unter einer Brücke ist also gleichzeitig das zu Hause. Für uns unvorstellbar.


Es folgte der Kräutermarkt, auf dem die traditionellen Heiler und Kräuterverkäufer Handel betreiben. Der Markt wird jede Nacht verschlossen, damit die Händler ihre Waren sicher abstellen können. Der Handel auf dem Markt funktioniert ähnlich wie in einer westliche Apotheke. Die Kunden wenden sich mit ihren Beschwerden an die Kräuterverkäufer und traditionellen Heiler, und diese versorgen sie entsprechend mit Medizin. Neben den Kräuterverkäufern gibt es viele, die den Markt unterstützen, z. B. Kräutermahler. Diese Männer sind zeitweise stundenlang angestellt, um die Kräuter zu einem feinen Pulver zu mahlen, das von den Kunden konsumiert werden kann. Das Mahlen der Kräuter ist eine körperlich sehr anstrengende Arbeit. Die Kräutermühlen bleiben immer in Sichtweite der Händler, um sicherzustellen, dass sich niemand an der Medizin zu schaffen macht.

Der Kräutermarkt war wie eine andere Welt. Eine sehr schmale Gasse führte durch mit Kräutern, Rinde, und anderen getrockneten Pflanzen überhäufte Marktstände. Aber auch eine gehäutete Schlange und aufgehängte tote Affen waren zu sehen. Auf diesem Markt war das Filmen und Fotografieren verboten. Aber was wir dort gesehen haben, werden wir so schnell nicht wieder vergessen. 


Den Kräutermarkt verließen wir über eine Brücke die gleichzeitig der „Music Bridge Market" ist. Dieser wird so genannt, weil es hier so viele Musikprodukte zu kaufen gibt und außerdem laute Musik gespielt wird.


Darüber hinaus gibt es noch den Perlenmarkt auf dem die Händler ihre selbst entworfenen und handgefertigten Produkte zu verkaufen. Der Handel findet nur freitags statt, sodass wir diesen Markt leider nicht besuchen konnten. 


Einige von uns statteten allerdings noch dem „Victoria Street Market" einen Besuch ab. Hier gibt es kleine, individuelle Geschäfte, die Schmuck, Gewürze, Häute, traditionelles Kunsthandwerk und Perlenarbeiten anbieten. Mit durch Gewürze gefüllte Einkaufstüten ging es dann auch für diese Gruppen zurück zum Ausgangspunkt unserer Führungen. 


Wir bedankten uns bei allen Guides und sangen für sie die „Loreley". Dann ging es für uns weiter zu einem Lokal an der Strandpromenade Durbans. Hier erhielten wir eine südafrikanische Spezialität: „Bunny Chow" - ein Weißbrotlaib, der ausgehöhlt und mit einem würzigen Curry-Gericht aus Rind, Lamm, Huhn oder Bohnen gefüllt wird. Es war sehr lecker aber für den Einen oder die Andere auch etwas zu scharf ;) Im Anschluss hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit die frische Meeresluft zu genießen und hatten sogar das Glück Delfine zu sehen, die mit den Wellen schwommen und Sprünge vollführten. 



Anschließend brachen wir dann auf in Richtung des „Kearsney College", welches wir gegen halb vier erreichten. Hier sollten wir am Abend ein gemeinsames Konzert mit dem „Kearsney College Choir", einem reinen Jungenchor, sowie einem gemischten SATB-Jugendchor, dem „KZN (KwaZulu-Natal) youth choir", gestalten. Beide Chöre stehen unter der Leitung von Bernhard Kruger. Der „Kearsney College Choir" ist ein preisgekrönter Chor, der im November 2017 von der internationalen Organisationen INTERKULTUR zum zwölfbesten Chor der Welt gekrönt wurde. Im kommenden Juni tritt der Chor eine Konzertreise durch Deutschland an und wird dabei sogar in der Elbphilharmonie auftreten. Dieses Konzert ist bereits jetzt vollständig ausverkauft!

Nachdem wir also eine kurze Stellprobe in der Kirche des Schulgeländes hatten, stießen beide Chöre dazu und unter Anleitung von Bernhard Kruger erlernten wir gemeinsam in nur 15 Minuten ein südafrikanisches Lied inklusive Choreografie. 

Im Anschluss gab es für alle Sängerinnen und Sänger in der Cafeteria der Schule ein Abendessen bevor dann um 19 Uhr das Konzert losging. Es startete der „KZN youth choir" die durch ihren Fokus, ihre Freude in den Augen beim Singen und ihren sehr sauberen und wunderschönen Gesang beeindruckten. Sie sangen unter anderem von Johann Sebastian Bach „Jesu, meine Freude" und ein Arrangement von Sias „Chandelier". Im Anschluss hatten wir einen 20 minütigen Block, in dem wir ein ruhiges und von deutscher Chorliteratur geprägtes Programm vorführten. Nach einer kurzen Pause führten wir das Konzert dann mit „Witness", „Nearer my God" und unseren beiden Queen Performances fort. Dann aber räumten wir die Bühne und machten Platz für das Highlight des Abends - den „Kearsney College Choir". Und was die auf die Bühne legten war wirklich unglaublich beeindruckend. Alles auswendig, mit Choreographien, super sauberem Gesang und einer Energie wie wir sie noch nie gesehen haben. Es war einfach nur ein Genuss diesen Jungs zuzuschauen! Also sollte jemand von Ihnen Karten für die Elbphilharmonie im Juni haben - Sie können sich darauf freuen!!! 

Gemeinsam mit allen drei Chören fand das Konzert dann seinen Abschluss in dem zuvor erlernten Stück. Es war ein grandioses Konzert und das spiegelte sich auch im Applaus der Zuschauer wieder. Glücklich machten wir uns gegen 22 Uhr auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Diesen Abend werden wir noch lange in Erinnerung behalten! 






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