Veröffentlicht: 18.06.2017
Unser erster Tag in Ohrid startete mit dem Frühstück in Hotel, das uns leider nicht sehr positiv überraschte. Um 10:00 Uhr ging es dann mit dem Bus in die wunderschöne Altstadt von Ohrid. Dort erwartete uns unser Sightseeingguide Michael, der uns an diesem Morgen durch die Altstadt führte. Er konnte fließend Deutsch und wusste unglaublich viel über die Geschichte der Stadt und des ganzen Landes. Wir werden hier jetzt auch einiges darüber erzählen, denn es war sehr interessant, so viel über Mazedonien zu erfahren und nur die wenigsten Menschen wissen etwas über die Geschichte des Balkans geschweige denn Mazedoniens. Michael erzählte uns, dass Ohrid die älteste Stadt ist, in der es kontinuierlich Leben gab und darüber hinaus das Zentrum der kyrillischen Schrift ist. Denn die kyrillische Schrift wurde vor langer Zeit von der Kirche verboten. Die Schüler in der Universität, welche dort die Sprache gelernt hatten, wurden in die ganze Welt verteilt, um die Schrift auszurotten - zwei von ihnen kamen nach Ohrid. Dort entschlossen sie sich, die kyrillische Schrift wieder aufleben zu lassen. So wurde diese von Ohrid aus über den ganzen Balkan verbreitet.
Zusammen mit Michael spazierten wir nun durch die Altstadt, vorbei an Einkaufsläden, einem Papierschöpfladen und zahlreichen Ausgrabungsstädten. Die Ausgrabungen findet man überall in Ohrid und gerade wird auch die Universität für Theologie neu aufgebaut. Zahlreiche Basiliken und Häuser wurden hier freigelegt. Auf dem Weg zu der 1000 Jahre alten Kirche "Heilige Sofia", begegneten uns immer wieder die blau-weißen Taxis, die die Farben Ohrids tragen. In Ohrid gibt es sehr viele Kirchen, die Meisten aus dem 13. oder 14. Jahrhundert (Manche Menschen erzählen, dass es früher 365 Kirchen gab, um jeden Tag im Jahr eine Andere besuchen zu können), aber keine ist so alt wie diese, die wir angeschaut haben. Die "Heilige Sofia" ist eine orthodoxe Kirche und hat eine wunderbare Akustik. Die Kuppel, welche sie einst besaß, wurde leider von einem Erdbeben zerstört und so wurde im 14. Jahrhundert ein Teil der Kirche neu dazugebaut.
Als nächstes ging es weiter zu einem römischen Theater, das erst Anfang der 2000er ausgegraben worden war. Man hatte es nur durch einen Zufall entdeckt, da dort Steine zum Hausbau abgetragen worden waren. Heute finden dort Konzerte in Rahmen eines Summer Festivals alljährlich im Juli statt. Da der Eintritt für dieses Spektakel jedoch sehr teuer, das Einkommen der Menschen in Ohrid mit etwa durchschnittlich 200 - 250 € pro Monat jedoch enorm gering ist, kann sich kaum einer der Anwohner einen Besuch leisten. Daher besuchen die Menschen des Öfteren andere große Städte wie zum Beispiel Skopje. Viele erhoffen sich dort ein besseres Leben, indem sie beispielsweise auch für deutsche Konzerne arbeiten, da dort der Verdienst größer und man auch besser versichert ist.
Weiter gings auf die Festung Ohrids, die oberhalb der Stadt an Hang Front. In früheren Zeiten war sie der strategische Stützpunkt Ohrids. Die Lage der Stadt am See und die bergige Landschaft verhinderten zu Zeiten des Krieges die Einnahme Ohrids.
Auf dem Weg zurück in die Innenstadt begegneten wir einen Brautpaar, dem wir sogleich ein kleines Ständchen als Glüchwunsch sangen. Nachdem wir etwas Freizeit in Ohrid verbracht hatten, welche die Mristen für ein ausgiebiges Mittagessen nutzten, fuhren wir mit den Bussen zurück ins Hotel, wo wir uns dann für das Konzert am Abend fertig machten. Eigentlich sollten dieses Konzert noch drei weitere Chöre mitgestalten, diese hatten jedoch kurzfristig abgesagt, mit der Begründung, dass sie lieber Open Air singen wollen. Somit waren wir der einzige Chor, der an diesem Abend in der Kirche sang und da die Ankündigungen und Werbung für dieses Konzert von der Leitung des Festivals enorm schlecht verlaufen waren, hatten wir nur fünf Zuschauer. Drei davon waren an der Organisation des Festivals beteiligt. Wir waren sehr perplex, sangen aber natürlich trotzdem und betrachteten dies als eine lockere Probe mit Zuschauern. Trotz der seltsamen Umstände hatten wir viel Spaß dabei, für unser Publikum zu singen, was unter anderem auch an der tollen Akustik der Kirche lag! Nach etwa 20-30 Minuten beendeten wir dann unser "Konzert".
Eine Open Air Veranstaltung des Summer Festivals fand dann tatsächlich auch noch auf dem zentralen Platz in Ohrid statt. Direkt nach unserem Konzert begleiteten uns die Veranstalter zu diesem Platz. Und wurde gesagt, dass wir direkt an die Reihe kommen würden. Nachdem wir jedoch eine halbe Stunde gewartet hatten und es auch keine Anstalten seitens der Versanstalter gab, dass wir auftreten sollten, beschlossen wir gegen 22:00 Uhr die Veranstaltung zu verlassen, um endlich etwas essen zu können. Sehr zur Enttäuschung der Veranstalter, welche uns eigentlich als krönenden Abschluss eingeplant hätten, was wir jedoch nicht gesagt bekommen hatten.
Da das Abendessen vom Vorabend in unserem Hotel ein ziemlicher Reinfall gewesen, und kaum einer satt geworden war, freuten wir uns alle auf das Essen in einem Restaurant nahe unseres Hotels. Frau Lohse und Frau Demirhan hatten dies kurzfristig organisiert - vielen Dank dafür noch einmal!!!
Dort ließen wir dann den Abend mit gutem Essen, einer coolen Restaurantcrew und der Geburtstagsfeier zweier unserer Mitsängerinnen gebührend ausklingen. Nach diesem turbulenten Tag hatten wir und das auch wirklich verdient!
Nach gegenseitigen Ständchen von der Restaurantcrew und uns, verabschiedeten wir uns und verbrachten den Abend dann noch individuell im Hotel.