Namibia 2023
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Dassie Trail

Veröffentlicht: 15.02.2023

Tag 27, 23.01.23, Augrabies Falls

Da wir schon am Morgen wissen, dass auch diese Gegend etwas Besonderes ist, entscheiden wir uns, noch eine Nacht länger zu bleiben und organisieren kurz die Unterkunft. Unser Zimmer ist zwar bereits ausgebucht, wir bekommen aber die Familienlodge für den gleichen Preis.

Noch vor dem Frühstück begeben wir uns auf einen kleinen Rundweg zu den Wasserfällen. Schon von Weitem hört man das Rauschen und nach nur wenigen Minuten tauchen die tosenden Augrabies Falls vor unseren Augen auf. Ein atemberaubender Anblick.

Der 1966 gegründete Augrabies Falls National Park ist ein Nationalpark rund um die Augrabies Falls, etwa 120 km westlich von Upington in der Provinz Nordkap. Er umfasst eine Fläche von 820 km² und erstreckt sich entlang des Orange Rivers.

Nur wenige Sehenswürdigkeiten sind so beeindruckend wie dieser Anblick, untermalt von dem ohrenbetäubenden Geräusch der Wassermassen, die den hohen Augrabies-Wasserfall hinunter donnern, wenn der Orange River Hochwasser führt

Der Wasserfall ist etwa 60 Meter hoch und die Schlucht erstreckt sich über 18 Kilometer. Sie ist ein beeindruckendes Beispiel für die Erosion eines Granitgrundgebirges und im Durchschnitt etwa 240 m tief.

Malerische Namen wie Moon Rock, Ararat und Echo Corner beschreiben diese felsige Region, die durch den Abgrund des Orange River Gorge gekennzeichnet ist.

Wir gehen zu den verschiedenen Aussichtspunkten und genießen jedes Mal einen neuen, besonderen Ausblick auf die Fälle. Es ist schon faszinierend, wie sich der Oranje River über Millionen von Jahren seinen Weg durch das Gebirge gegraben hat.

Nach dem Frühstück steht sogleich das nächste Highlight an: Der Dassie Trail (was insbesondere meinen kleinen Dassie-Schlüsselanhänger am Rucksack erfreut). Dieser Trail ist ein 8 km langer und abwechslungsreicher Rundweg. Anfangs folgt er direkt dem Oranje River, dann wendet er sich landeinwärts ab. Wir erkunden die Gegend, teils abseits des Weges, finden eigene Viewpoints und erleben neue Perspektiven des Flusses.

Wir kommen zuerst an Schilfrohr vorbei, dass die Fähigkeit hat, Wasser effizient zu filtern. Dieses erweist sich in den Augrabies Falls als nützlich, da es das Abwasser der Anlagen im Nationalpark natürlich filtert, bevor es zurück in den Orange River fließt.

Am Arrow Point sehen wir ein Stream Capture. Aus der Nebenschlucht fließt das Wasser in den Oranje River. In der Vergangenheit führte diese mehr Wasser, welches aber vom tieferen und schnelleren Oranje „gestohlen“ wurde.

Wir gehen weiter über die „Swart Rante“, ein intrusiver Deichkomplex aus Vulkangestein und laufen an Hirtenbäumen vorbei. Das sind stämmige Bäume, die in trockenen, offenen Wäldern verbreitet sind. Hier erden sie „Baum des Lebens“ genannt, da sie Mensch und Tier ernähren.

Anschließend „klettern“ wir auf den „Moon Rock“, eine riesige Peelingkuppel aus Augrabies Gneis. Die spannendsten Merkmale dieser Gesteinsart sind „A-Frames“ bzw. „Popups“. Sie sind das Ergebnis interner Spannungen in der Kuppel, die dazu führen, dass sich eine oberste Gesteinsschicht entlang einer subhorizontalen Kluft vom Hauptgestein löst, sie dabei spaltet und die beiden Teile am Ende zusammenbrechen und aneinander lehnen.

Über ein paar Potholes wandern wir weiter zu einer Namaqua-Feige. Diese Art ist in den trockenen, felsigen Wüsten des Nordkaps sehr verbreitet. Die Wurzeln dieser Bäume sind so stark, dass sie Felsen buchstäblich auseinanderbrechen können. Unter dem Spitznamen „Rock Breaker“ bekannt, sind ihre Blätter immergrün, sodass der Baum keine Energie damit verschwendet, Blätter abzuwerfen und neue wachsen zu lassen.

Nach knapp 2 Stunden bei 40 Grad führt uns der Trail wieder zurück zur Basis. Ein extra für Day Visitors markierter Bereich mit Pool lädt uns zum Abkühlen ein. Einen Dassie treffen wir wundersamerweise auf „seinem“ Trail nicht an, jedoch beim Lunch, während wir Pläne für den weiteren Tag schmieden, laufen uns einige über den Weg.

Da ein sehr langer Jeeptrack durch die Game Area des Augrabie Parks führt, ist es für Cindy selbstverständlich, dass sie einen Teil davon mit dem Gravelbike erkunden muss. Ich entscheide mich für die 4 Räder, um die drei Aussichtspunkte, die wir anfahren wollen, zu erkunden.

Bei der Vorbereitung treffen wir noch einen Ingenieur aus Bayern. Er erzählt uns, dass das Augrabies Camp ein Basislager für BMWs Hitzetests und die Strecke nach Pufadder eine der Teststrecken ist. Es gibt schlechtere Gegenden, um seinen Beruf auszuüben.

Cindy fährt vor mir los und schon nach wenigen Minuten kreuzen eine Schildkröte und vier Giraffen ihren Weg, es ist also wirklich ein Game Drive. Kurze Zeit später treffen wir uns an einem überschwemmten Pot Hole, wo ich ihr kurzerhand einen „lift“ spendiere.

Wir treffen uns dann am ersten Aussichtspunkt wieder, dem „Ararat Viewpoint“ und schauen zu, wie sich der Fluss durch das Gebirge bewegt.

Der zweite Aussichtspunkt, der „Oranjekom Viewpoint", befindet sich interessanterweise direkt oberhalb einer Lodge, die man mieten kann. Wir können es uns nur vorstellen, wie man mit direktem Blick auf den Oranje von seinem Rauschen geweckt wird.

Es geht weiter auf und dann abwärts zum dritten Punkt, dem „Echo Corner“. Hier ist der Fluss sehr ruhig und es entsteht eine fast andächtige Stimmung. Eine leichte Brise weht, Schäfchenwolken am Himmel, nur getrübt durch ein paar dunklere Punkte.

Leider müssen wir um 18 Uhr den Park verlassen. Daher geht es zurück und ich gebe Cindy ein paar Minuten Vorsprung. Als ich sie am Ende des Anstiegs einhole, bemerke ich ein paar Regentropfen auf der Scheibe. Im gleichen Moment gibt mir Cindy das Zeichen, dass es wohl besser ist, das Rad einzuladen, da es nach einem Gewitter aussieht. Ich bleibe stehen, wir beide schauen kurz nach oben, da es eigentlich nur eine kleinere, schwarze Wolke ist. Doch nach 30 Sekunden hagelt es nur so auf uns herab. Der Regen nagelt peitscht förmlich auf unsere Haut und fühlt sich wie Nadelstiche an. Die Windböen erreichen 10 und mehr und drücken so stark auf die Türen, dass wir Schwierigkeiten haben, das Rad und anschließend uns einzuladen. Das Problem ist, dass wir das Rad nicht als Ganzes einladen können, sondern Vorderrad und Sattel vorher abbauen müssen. Alles, was im Auto im Weg ist wird nur noch irgendwo hingeschmissen, um Platz für das Rad zu machen.

Völlig durchnässt springen wir auf die Vordersitze, schießen die Türen und beginnen laut zu lachen. So etwas haben wir beide noch nicht erlebt. Und das Auto wohl auch nicht, denn oben am Rückspiegel tropfte es leicht nach innen, wohl durch den immensen Druck des Regens auf die Frontscheibe.

Wir können uns nur langsam fortbewegen, müssen zeitweise stehenbleiben, da man nichts mehr sehen kann. Die Schotterpiste weichte innerhalb von Minuten auf und an steileren Passagen kommen uns kleinere Sturzbäche entgegen. Um uns herum blitzt und donnert es und der Regen prasselt aufs Auto. Am Wegesrand sehen wir einen kleineren Baum, in dem einer der Blitze eingeschlagen haben muss, da er frisch verbrannt aussieht.

Dass ein Wetterumsturz schnell gehen kann, wissen wir von den Bergen und der See. Aber wie aus einem kleinen dunklen Fleck, umrahmt von Wolken und Sonne innerhalb von Minuten ein solcher Gewittersturm entstehen kann, ist eine Erkenntnis und zugleich ein Erlebnis der besonderen Art.

Als der Regen etwas nachlässt, entdecken wir in der Ferne unsere vier Giraffen und wir stellen uns die Frage: werden Giraffen häufiger vom Blitz getroffen als andere Tiere? Schließlich sind sie fast überall in der Savanne der höchste Punkt. Tatsächlich gibt es auf die Frage keine konkrete Antwort. Denn zu Blitzeinschlägen bei Giraffen existieren keine Daten. Womöglich mindert aber ein Verhalten die Gefahr, zu dem die Evolution den Langhälsen verhalf: Augenzeugen zufolge senken sie bei Gewittern ihre Köpfe, wobei sie versuchen, sich gegenseitig in der Höhe zu unterbieten. Hinzu kommt, dass die Tiere in der Wildnis recht gut wissen, wie sie sich bei Unwettern, wie schweren Gewittern zu verhalten haben. Sie bringen sich an möglichst geschützten Stellen in Sicherheit, etwa innerhalb einer größeren Baumgruppe.

Durchnässt und ein wenig unterkühlt kommen wir zurück in unser Guesthouse. Unser erster Gedanke: ab unter die warme Dusche …doch, denkste, kein Strom, kein warmes Wasser! Welcome back to South Africa and Loadshedding. Und da auch kein Internet geht, nutzen wir die Zeit und unterhalten uns noch lange am Abend über diesen sehr interessanten und spannenden Tag. Gleichzeitig schmieden wir Pläne für den nächsten Tag, der uns wieder näher an Kapstadt bringen soll. Wir entscheiden uns für die Rocklands knapp 30 km östlich von Clanwilliam. Also früh ins Bett, denn uns erwartet eine Fahrt von über 600 km, inklusive Gravel.

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