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Puerto Madryn – Wale, Pinguine und Seeelefanten in freier Natur

Veröffentlicht: 07.12.2019

Lautlos gleiten die grossen, majestätischen Tiere an die Oberfläche und stossen mit einem kräftigen «pfff…» das restliche Wasser aus ihrem Luftloch. Wir halten gespannt unseren Atem an und beobachten ungläubig dieses wunderschöne Schauspiel der Natur. Gebannt beobachten wir jede Welle, ob sie nicht wieder auftauchen. Und da, nur wenige Meter weiter, wieder das gleiche schöne Schauspiel wie zuvor. Das Meerwasser kräuselt sich, ein Teil des gigantischen Meeressäugetiers taucht auf, eine Wasserfontäne schiesst mit einem «pfff…» in die Luft und für einen kurzen Augenblick sehen wir den langen Rücken eines Glattwals.

Wir sind in Puerto Madryn. Einer kleinen Stadt im südlichen Argentinien. Sie liegt am Golfo Nuevo südlich der Halbinsel Valdés, einem UNESCO-Weltnaturerbe, an der Atlantikküste und Tor zu Patagonien. Schon lange war unser Traum einmal Wale und Pinguine in Patagonien zu beobachten und wir kamen voll auf unsere Kosten (noch immer erscheint es uns unwirklich, als wäre es nur ein schöner Traum gewesen). Wir wollten uns für diese zwei Naturhighlights Zeit nehmen und so buchten wir zwei separate Touren mit einem «Ruhetag» dazwischen. Zuerst ging es zu den Walen. Mit einem Minibus fuhren wir zum Hafen Puerto Pirámidas, wo wir mit Schwimmwesten ausgestattet und mit wichtigen Informationen versorgt wurde. Eine dieser Infos war, leise zu sein. Wenn sich die Wale gestört fühlen, tauchen sie nicht auf. Also hielten wir gebannt die Luft an und hofften, weit weg eine Wasserfontäne zu erhaschen. Bis zuletzt glaubten wir nicht wirklich daran, dass es klappen könnte, diese majestätischen Tiere zu sehen. Aber wir hatten Glück. Zuerst konnten wir eine Mutter mit ihrem Kalb beobachten, nochmals zwei zusammen und zum Schluss einen Einzelnen. Auf jedem Schiff fährt ein*e Meeresbiolog*in mit, erklärt und schaut, dass die Schiffe genügend Abstand halten und immer nur ein Schiff mit einem Wal mitfährt. Wir waren überglücklich, Teil von diesem Naturschauspiel gewesen zu sein, beschlossen aber für uns, nicht noch einmal auf eine Whalewatching-Tour mitzugehen. Trotz allem denken wir, dass die Wale sich durch uns Menschen gestört fühlen. Ach ja, wenn die Wale genug haben, tauchen sie wieder unter und heben zum Gruss die Schwanzflosse.

Weiter ging unser Ausflug mit dem Minibus auf die Halbinsel Peninsula Valdes. Antoine de Saint-Exupéry sah in der Form dieser Halbinsel eine Schlange, die einen Elefanten verschluckt hatte und schrieb daraufhin «Der kleine Prinz». Wir besuchten verschiedene Strände, Klippen und Flussmündungen. Sahen Vögel, Seeelefanten und sogar Pinguine, waren aber immer noch so fasziniert von den Walen, dass wir die Natur auf diesem Abschnitt des Ausfluges nicht mehr so wirklich aufnehmen konnten.

Am «Ruhetag» besuchten wir in Trelew ein Dinosauriermuseum, in dem Skelette und Versteinerungen von verschiedenen Dinosauriern, Fossilien etc. ausgestellt waren. Leider war fast nichts auf Englisch angeschrieben, so viel wir verstanden hatten, lebten aber einst die grössten Pflanzenfresser der Welt in dieser Region.

Als Geburtstagsausflug beschlossen wir zu den Pinguinen zu gehen. Leider begann der Tag dann unerwartet mit etwas Unruhe, denn abgemacht war, dass wir ab halb acht abgeholt werden. Als dann um viertel nach acht immer noch niemand kam und auch kein Telefon im Tourenbüro abgenommen wurde, kratzte es doch ganz schön an unseren Nerven. Es war schliesslich Carlas Geburtstagsausflug und am nächsten Tag mussten wir weiterreisen. Um halb neun wurden wir dann abgeholt. Der arme Tourguide bekam erstmals eine Ladung Frust ab und musste halt unseren Unmut anhören. Es stellte sich heraus, dass unsere Tour zu wenig Kunden hatte und uns an eine andere Organisation vermittelte, die halt ihre Gäste erst eine Stunde später abholte. Wir erklärten ihm dann unsere Situation und stiegen erleichtert in den Minibus. Jetzt aber los. Da wir auf eine weitere Bootstour verzichtet hatten, fuhren wir direkt in das Naturreservat Punta Tombo. Punta Tomba ist die weltweit grösste Brutstätte von Magellan-Pinguinen in Südamerika. Im späten September, wenn auf der Südhalbkugel der Frühling erwacht, kommen die Magellan-Pinguinen von Südbrasilien nach Patagonien. Wir waren gerade zur rechten Zeit dort und konnten die ersten, kleinen, flauschigen, grauen Pinguinküken, neugierig unter den Flügeln der Eltern hervorschauen sehen. Da die Pinguine Jahr für Jahr immer an den gleichen Ort, die gleiche Bruthöhle, zurückkommen, sind einige uns Menschen gewöhnt und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. So konnten wir auf dem Pfad durch die Pinguine wandern und die lustigen Geschöpfe beobachten. Kreuz und quer schwanken die Pinguine frei herum und zaubern uns ein Lächeln aufs Gesicht. Irgendwie wie im Zoo aber halt auch sehr stark in der Natur. Wie zuvor bei den Walen können wir unser Glück kaum fassen. Diese Vögel in dieser Natur zu erleben ist für uns einzigartig und wunderschön. Wir können uns kaum daran sattsehen. Immer wieder watschelt einem ein Pinguin fröhlich, schaukelnd über den Weg, oder kuscheln zusammen in einer Höhle, kämpfen um Anerkennung, beschützen ihre Jungen oder geniessen mit geschlossenen Augen die Sonne. Vielleicht sollten auch wir mehr wie Pinguine durchs Leben gehen. Ganz ruhig: einen Schritt nach dem anderen.

Zum Schluss fuhren wir an einen Strand, an dem sich die gigantischen Seeelefanten und die kleineren Seelöwen in der Sonne sonnten. Wie wir erfuhren, schwimmen die Seeelefanten weit ins Meer hinaus, tauchen auf über tausend Meter in die Tiefe, fressen so viel Fisch wie nur irgendwie möglich, kommen an den Strand zurück und versuchen über drei Monate sich so wenig wie nur möglich zu bewegen, dass sie ja kein Fett verlieren. Wer möchte auch ein Seeelefant sein? Leider stinkt es hier aber auch fürchterlich, ihr wisst schon - ja nicht bewegen. Im sicheren Abstand gingen wir um die gewaltigen Säugetiere umher, obwohl sie sich nicht bewegen, möchten wir sie nicht provozieren, denn die grössten wiegen locker über 20 Tonnen. Am selben Strand sonnen sich auch die aktiveren Seelöwen. Diese haben es sich nicht zum Ziel gemacht, möglichst wenig Fett zu verlieren und so läuft bei denen deutlich mehr. Irgendwie wirken sie sehr verspielt und neugierig. Wir sind sicher, hätten wir ihnen einen Ball hingeworfen, er wäre sicher zurückgekommen.

Uns haben diese Ausflüge sehr gefallen. Es war so wunderschön, die Tiere in ihrer Natur beobachten zu können. Wir waren sehr dankbar, dies erlebt zu haben und Teil davon gewesen zu sein.

Antworten (1)

Ute
Wieder einrollen Bericht und dir liebe Carla, nachträglich alles Gute zum Geburtstag💌

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