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Adios Vale, hello Jeani

Veröffentlicht: 30.03.2023


Heute verabschiede ich mich von meiner chilenischen Trauzeugin Vale, um zu meiner anderen Trauzeugin zu fliegen, die in Seattle lebt.

Es war interessant den Alltag einer normalen chilenischen Familie zu beobachten.

In Chile können die Eltern wählen, ob die Kinder in den ersten drei Schuljahren vormittags oder nachmittags in die Schule gehen sollen.

Da in Chile Ferien waren, als wir ankamen, verliefen die Tage sehr entspannt. Sobald die Kinder unserer Freunde wach wurden, bekamen sie einen leckeren heißen Kaba. Nachdem sie ungefähr 2 Stunden mit ihrer Mutter, der Vater war bereits zur Arbeit gegangen, ferngesehen hatten, kamen sie zu uns ins Wohnzimmer, um dort weiter fern zu schauen. Mit der Zeit haben wir verstanden, dass die heiße Schokolade auch gleichzeitig das Frühstück ist. Nach dem fernsehreichen Morgen gab es dann gegen 12:00 Uhr Mittagessen. Und danach hatte man es plötzlich sehr eilig, zu den Aktivitäten zu kommen, da man wieso oft zu spät dran war. Ich hätte gerne meine Freundin unterstützt, in dem ich koche, aber ihre Kinder aßen nur das, was von Mama auf den Tisch kommt. Ich habe dennoch gekocht, aber meine Freundin ebenfalls für ihre Kinder. Mit der Zeit haben sie aber auch mein Essen gekostet. Dann haben wir sie erst wieder gegen 19:00 Uhr gesehen. In der Zwischenzeit habe ich aufgeräumt und geputzt, die Kinder haben mit anderen Kindern gespielt und Schule gemacht und Christian hat mit den Kids gelernt und das gemacht, was er halt so macht.

Als Vale dann mit ihren Kindern heimkam, hatte sich schon der zentrale Platz in ihrem Quartier gefüllt mit Kindern. Daher spielten die Kinder mit den anderen Kindern. Wenn sie keine Lust mehr hatten, kamen sie ins Haus und machten den Fernseher an. Ins Bett ging es dann gegen Mitternacht.

Wir waren sehr überrascht, als wir feststellten, dass der Tagesablauf sich kaum änderte, als die Schule wieder anfing.

Wir finden, dass die chilenischen Kinder die saubersten der Welt sein müssen. Sie werden jeden Abend und morgen gebadet oder geduscht.

Abschließend kann man sagen, dass die Chilenen zu Touristen überaus freundlich sind. Leider lassen sie an ihren Mitmenschen kein gutes Haar und sind ihnen gegenüber äußerst argwöhnisch. Außerhalb der Familie wird niemandem vertraut. Die Familie ist in Chile von großer Bedeutung. Alle Feste werden gemeinsam gefeiert und man geht auch zusammen in Urlaub. Freunde hab ich nie gesehen. Auch die Kinder dürfen nicht bei Nachbarskindern zu Hause spielen., wenn man die Eltern nicht so gut kennt. Man verleiht auch nichts. Weder 1 l Milch noch eine Taschenlampe bei Stromausfall. Immer muss alles gekauft werden. Man geht also mit Geld zum Nachbarn und kauft ihm eine Tüte Milch ab. Oder bei Stromausfall geht man zum Nachbarn und kauft ihm eine Taschenlampe ab. In den Nachrichten werden immer nur Raubüberfälle in Dauerschleife gezeigt. Es wird intensiv darüber berichtet, wie unsicher die Gegend gerade sei und wie sehr sich die Anwohner bedroht fühlen. Wir vermuten, dass die Nachrichten vorwiegend dazu beitragen, dass die Chilenen sich sehr unsicher in ihrem Land fühlen und sich nicht gegenseitig vertrauen. Das wird auch daran deutlich, dass wirklich jedes Haus von mindestens einem Zaun, wenn nicht sogar mit Stacheldraht geschützt wird. Auch hat man das Gefühl, vor allem in Santiago, in einer großen Müllhalde herum zu laufen. Lediglich zwei Nobelviertel zeigen hiervon eine Ausnahme. Die Ansammlung von Müll ist für uns völlig unverständlich, da die Müllabfuhr jeglichen Müll, also auch Möbel, kostenlos jeden Tag abholt. Aber die Chilenen machen sich lieber die Mühe, ihre Sachen an den Straßenrand zu schmeißen.

Ich habe in den vielen Wochen, die wir in Chile verbrachten, niemals jemanden gesehen, der eine Wasserflasche mit sich trug. Auch bei IKEA, wo wir essen waren, bekommt man zuckerhaltige Getränke kostenlos zum Essen dazu, Wasser muss man aber bezahlen. In den Supermärkten war das Wasser ziemlich versteckt und die Wasserflaschen waren teurer als Cola oder Fanta. Die Werbung dieser Zuckergetränke ist in Chile allgegenwärtig. Übergewicht ist ein großes Problem in Chile. Daher befinden sich seit kurzem auf Lebensmitteln mit hohem Zucker oder Kaloriengehalt entsprechende Warnhinweise. Leider gab es bei unseren Freunden, deren Kinder vier und sechs Jahre alt sind, auch nur Saft. Daher denken wir, dass es kein intellektuelles Problem ist, sondern ein kulturelles. Ebenso ist uns nicht klar, warum in Chile alles so teuer ist. Uns bedrückt auch das Schicksal unseres Maschinengewehr-Onkels. Im Moment verdient er mit seiner Arbeit etwa 1000 € im Monat. Damit kann er nach seinen Angaben seine Familie versorgen. In fünf Jahren geht er in Rente. Dann wird er nur noch etwa 300 € im Monat bekommen. Das lässt ihn angstvoll in die Zukunft blicken. Er überlegt sich schon jetzt, wo er nach seiner Verrentung arbeiten wird. Und das ist nur eine von vielen Geschichten, die wir hier erzählt bekommen haben.

Unsere Freunde sind wirklich sehr unglücklich in Chile. Nach dem Vergleich mit Argentinien können wir das sehr gut verstehen.

Wir werden traurig sein, wenn wir Chile verlassen, denn es ist uns dennoch ans Herz gewachsen. Auch wissen wir nicht, wann wir unsere Freunde wieder sehen können, denn Chile ist leider nicht um die Ecke. Sie gehören für uns zur Familie und es war toll mit ihnen zusammen zu sein.

Der Tag der Abfahrt war sehr gut geplant, damit auch nichts schief gehen kann. Unser Plan war, an diesem Tag genau nichts zu machen. Unser Flug ging zwar erst um 21:45 Uhr, aber wir wollten kein Risiko eingehen. Daher planen wir die Abfahrt zum Flughafen gegen 18:00 Uhr.

Wir, das stimmt nicht ganz.. Denn Heike hatte die spontane Idee am Tag unserer Abfahrt noch einen Frisörtermin für Mattis und einen Mani-Pedi-Termin für sich auszumachen. Der Friseurtermin sollte um 13:00 Uhr sein, ihr Termin um 15:00 Uhr. Um 17:00 Uhr sollte Heike dann wieder zurück sein. Als Heike pünktlich um 13:00 Uhr mit Mattis beim Friseur eintraf, wurden sie erst mal wieder weggeschickt, da der Termin auf 15:00 Uhr verlegt wurde. Als Heike und Mattis dann zurückkamen und klar war, dass Mattis nicht die Haare geschnitten bekommen hatte, schwante Christian schon nichts Gutes…

Um 15:00 Uhr, als also der Termin war, ging Heike und Mattis dann zu Hause los, um gemütlich zum Friseur zu laufen. Dort angekommen, aßen die Friseurinnen erst einmal zu Mittag. Das taten sie gaaaaaanz gemütlich. Als sie endlich fertig gegessen hatten, kam dann Mattis auch schon dran. Diesmal überließ Heike den Schnitt der Friseurin. Das war nicht so risikoreich, wie es sich vielleicht anhört. Denn die drei Kinder, die vor Mattis die Haare geschnitten bekommen hatten, hatten alle die gleiche Frisur erhalten. Die Friseurin schnitt Mattis auch eine typische Fußballer Frisur. Hinten hoch rasiert und vorne gegelt. Irgendwann kam dann auch die Frau, die Heikes Nägel machen sollte.

Es ist immer wieder interessant in anderen Ländern zum Friseur zu gehen. Hier war es so, dass man von allen Seiten beschallt wurde. Von rechts das Geplapper der Friseurin, von links das laute Kreischen spielender Kinder und hinter Heike war eine Musikbox, aus der Salsa dröhnte. Anscheinend machte Heike den Eindruck, dass das noch nicht ausreichte. Daher kam eine Mitarbeiterin und machte Heike den Fernseher an und legte einen Horrorfilm ein. Nachdem Heike und die Dame, die Heike die Nägel machte, etwa eine halbe Stunde geschaut hatten, hatte Heike keine Lust mehr. Als Heike beim Versuch die Lautstärke runter zu regeln den ganzen Fernseher ausschaltete, hatte die Mitarbeiterin ein Einsehen und legte einen romantischen Liebesfilm ein.

Und so verging die Zeit. Gegen 17:00 Uhr wunderte sich Vale, wo denn Heike bliebe. Gegen 17:15 Uhr sagte sie, dass ihr Vater, der extra früher seine Arbeit beendete, in etwa einer halben Stunde da sein würde, um uns zum Flughafen zu fahren. Jetzt hat es Christian nicht mehr ausgehalten und machte sich auf den Weg zum Friseursalon. Dort sagte er Heike ganz lieb und zurückhaltend (und zudem auch noch überhaupt nicht gestresst), dass alle bereits fertig waren und nur noch auf sie warten würden. Diese Nachricht löste bei Heike auch überhaupt kein Stress aus. Daher motzte sie Christian auch im Nachhinein nicht an.

Der Vater von Vale kam dann wie verabredet um 17:45 Uhr. Alle luden das Gepäck ein und wollten abfahren. Wir warteten nur noch auf Heike. Gegen 18:15 Uhr kam Heike dann auch schon angelaufen. Alle sachten, es würde nun endlich losgehen, aber Heike musste sich erst noch umziehen.

Wir fuhren dann zu Vales Mutter, die uns auch noch verabschieden wollte. Kurz nach sieben waren wir dann am Flughafen. Dort erwartete uns dann auch noch Vales Mann Pablo.

Die ganze Familie samt Kindern verabschiedete uns. Die Szene war wirklich sehr rührend. Nachdem wir so lange und so viel Zeit mit Vale und ihrer Familie verbracht hatten, fiel uns der Abschied nicht leicht.

Der Check in und der Flug verliefen problemlos. Nur leider waren die Sitzabstände so gering, dass man auf keinen Fall schlafen konnte. Nur die Kinder, die sich auf uns ausbreiteten, schnarchten zufrieden.

Drei Filme später und total übernächtigt kamen wir morgens um 4:00 Uhr in Houston an. Da wir nur Handgepäck hatten, konnten wir direkt zur Grenzkontrolle gehen. Das war auch wirklich von Vorteil, denn kurze Zeit später bildete sich eine ewige Schlange hinter uns.

Als wir dann im Flughafen Gebäude zu unserem nächsten Gate liefen, waren wir glücklich,so früh dort angekommen zu sein. Leider stellte sich heraus, dass das Gate während unseres Fluges getauscht wurde und wir so leider eine halbe Stunde für umsonst gelaufen waren. Also liefen wir wieder genau dorthin zurück, wo wir zuvor ausgestiegen waren, um auf dem benachbarten Gate einzuchecken. Der Anschlussflug war leider noch schlimmer. Diesmal saßen wir in der letzten Reihe. In der letzten Reihe kann man die Sitze nicht zurückklappen, die Leute vor uns aber natürlich schon. Also war es noch enger als zuvor. Außerdem war Christians Tablett mit Klebeband zugeklebt und der Sitz vor ihm mit Klebeband ausgebessert., d.h. das Essen musste Christian auf dem Platz neben ihn, der zum Glück frei war, platzieren. Wenn man in der letzten Reihe sitzt, kommt man außerdem mit, wer alles so im Flugzeug noch ist. Man erkennt auch immer sofort am Geruch, wenn die Klotür nicht geschlossen wird. Das Sitzerlebnis in der letzten Reihe wird also nur noch vom Geruchserlebnis getoppt.

Trotz aller Widrigkeiten waren Christian und Heike so müde, dass sie trotzdem einschliefen.

Als wir dann in LA ankamen, schauten wir zuerst auf die Monitore, um unser neues Gate zu finden. Wir flogen mit einer uns nicht bekannten Airline weiter, daher, von unserem bisherigen Flugerlebnissen geprägt, erwarteten wir nichts Außergewöhnliches. Doch tatsächlich war der Weiterflug um Klassen besser.

Der Sitzabstand war riesig, die Sitze komfortabel und man konnte auf seinem Handy oder Tablet die Filme anschauen, die zur Verfügung standen. Dazu waren die Flugbegleiter so entspannt und lustig, dass die Stimmung in der Kabine sehr ausgelassen war. Alaska Airline kann man weiterempfehlen.

Wir kamen gut gelaunt in Seattle an. Dort holte uns unsere Freundin Jeani ab und wir fuhren mit ihr nach Hause. Jeani wohnt auf einer Insel namens Vashon. Deswegen mussten wir eine Fähre nehmen. Die 20 minütige Überfahrt war sehr schön. Wir sahen die schneebedeckten Rocky Mountains.

Als wir kurz vor Ende der Überfahrt wieder zu unseren Autos gehen sollten, mussten Heike und Flora erst mal aufs Klo. Für Christian nichts Neues, für Jeani aber doch etwas aufregend. Denn ihr Auto stand als erstes in der Reihe und musste nach dem Anlegen sofort losfahren. Daher warteten wir also auf die beiden. Nur leider kamen sie nicht. Es wurden schon die ersten Ansagen gemacht, die Motoren anzulassen, um das Auto fahrbereit zu machen. Heike und Flora waren aber immer noch nicht zurück. Dann entschlossen sich Jeani, Christian und Mattis zum Auto zu gehen und auf Heike und Flora außerhalb der Fähre zu warten. Auf dem Weg zum Auto begrüßten uns Heike und Flora dann schon ganz freudig. Sie waren schon mal vorgelaufen, um am Auto zu warten. Doch leider sagten sie uns nichts davon. Als wir dann glücklich alle im Auto saßen, konnte es auch schon losgehen. Die Insel ist etwa 20 km lang und etwa auch genauso breit. Es ist hier alles sehr grün und bewaldet und es gibt nur Einfamilienhäuser, die auf riesigen Grundstücken stehen. Ein wirklich schöner Ort, um sich zu erholen.

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