Veröffentlicht: 16.07.2016
14.07.2016
Nun sind wir schon ein halbes Monat unterwegs, auch wenn es sich anfühlt wie eine halbe Ewigkeit. Unzählbare Eindrücke haben wir gewinnen dürfen, unendlich viele Erinnerungen und auf ewig gespeicherte Bilder im Kopf.
Trotzdem habe ich das Gefühl, sehr ausgelaugt und müde zu sein. Irgendwie sind wir in den Letzen 15 Tagen kaum zur Ruhe gekommen. In Indien hatten wir sowieso ein wahnsinnig intensives Programm, das dem Terminkalender eines Top – Managers glich und auch in Nepal ließen wir uns nicht lumpen. Zwar war das Bergsteigen keine Belastung im stressigen Sinne, doch körperlich war es doch durchaus herausfordernd. Die Zeit in Chitwan brachte uns an unsere Grenzen, da neben einigen Programmpunkten vor allem die Furcht, unabsichtlich gar zu werden (die Hitze war wirklich sehr intensiv) allgegenwärtig war. Nicht zu vergessen, führten auch die Tage dazwischen, die wir als Reisetage einplanten nicht unbedingt zu einer Steigerung der Akkuladung.
Nun, an diesem 15. Reisetag haben wir vor, mit dem Bus von Chitwan nach Kathmandu zu reisen. Wir fahren sehr früh los und sind der Meinung, dass diese Etappe etwas kürzer werden sollte als die letzten Fahrten. Im Nachhinein betrachtet kann ich nur wieder einmal sagen – falsch gedacht. Schlussendlich sind wir von 07:30 bis 17:00 durchgehend unterwegs. Das Gute daran – der Bus ist klimatisiert, die Sitze ausreichend bequem und die Straße könnte selbst in Österreich nicht besser sein – ACHTUNG FALSCHMELDUNG!!! – Tatsächlich ist diese letzte Busreise, die wir in Nepal auf uns nehmen die mit Abstand schlimmste. Heiß ist es wie immer, nur denken wir, besonders klug zu sein, da wir die letzte (5er) Reihe belegen. Problematisch dabei ist leider, dass die Sitze sich dort aus der Verankerung lösen. Anfangs wäre es noch möglich gewesen, die Plätze zu tauschen, doch da anfangs kaum ein Ruckeln zu spüren ist, sind wir sehr optimistisch gestimmt.
Etwas später stellt sich heraus, dass die Fahrt ein Krampf werden wird. Voller Bus, die Straße (ein Hauptverkehrsweg zwischen Hauptstadt und Großstadt) verläuft stundenlang an einem Pass, der in einen Felsen hineingehauen ist und die Schlaglöcher dieser „Straße“ nehmen Flächenmäßig mit Sicherheit mehr Platz weg als der noch intakte Sand. Ja richtig – Sand, oder Kies. Daher auch die Schlaglöcher. Da die Nepalesen es offenbar eilig haben hindert sie der kurvenreiche Emmentaler von Straße nicht, unter lautem Hupen in jeder Kurve Überholmanöver zu starten. Es kommt wie es nicht anders kommen könnte. Unfälle - Stau. Und zwar zwei Stunden ohne eine einzige Bewegung. Die gute Nachricht: Ich bekomme nicht so viel davon mit, da ich am offenen Fenster eingeschlafen bin. Die schlechte Nachricht: Viele Autos, die wenig benzinsparendes Stauverhalten aufweisen und auch sonst eher Marke Mittelalter sind ergeben eine graue Schicht über meinem gesamten Gesicht. Als ich aufwache habe ich das Gefühl, mindestens ein Leben lang Kettenraucher gewesen zu sein.
Naja, die Lunge soll sich ja regenerieren. Und außerdem, es geht weiter. Ich schaffe es tatsächlich, ein Buch zu lesen, was manchmal schwer ist, da Kurven + Schlaglöcher + sehr spontanes Verhalten des Sitzes ein Bewegungsspektrum in alle Himmelsrichtungen mit sich bringen. Sehr Magenaufreibend, aber ich komme ohne gröbere Übelkeit über die Runden.
Ein Kind sieht das nicht so und übergibt sich auf den Fußboden – was natürlich nicht unbedingt zu einer angenehmeren Atmosphäre beiträgt.
Endlich angekommen steht auf einmal Little Harry vor uns, der schon zwei Stunden auf uns gewartet hat. Was für eine Überraschung, und Hilfe, da wir keinen Plan haben, wo wir sind.
Am Abend führt uns der Manager des Touristenbüros zum Essen aus. Ich muss sagen: wir haben wirklich total Spaß. Der Manager und Harry bringen mir effizientes Essen mit der Hand bei und ich vollbringe es tatsächlich, den Großteil meines Reises in mich zu schaufeln. Auch sonst ist es sehr unterhaltsam, vor allem da der Manager sich offensichtlich ein klein wenig in die hellhäutige Hetti verschaut hat. Wir schmieden Pläne für unser nächstes Abenteuer und gehen vollgefuttert und ganz leicht angetrunken (nach einem Bier – irgendwie scheint die Luft hier dünner zu sein) ins Bett.