Veröffentlicht: 08.02.2018
Geografisch haben wir die Grenze zu Patagonien schon vor einigen Tagen überschritten, aber erst mit der Änderung der Landschaft haben wir das Gefühlt bekommen, die endlose Pampa hinter uns zu lassen und in der Wildnis Patagoniens angekommen zu sein. Wir hatten zwei Tage auf einem netten Platz am Meer bei Camarones verbracht und die arme Sibylle hat bei heißen 38 Grad mit "Montezumas Rache" zu kämpfen. Aber danach ging es aufwärts.
Unsere nächste Station ist Jamarillo, ein winziges Kaff ohne alles mitten in der Pampa. Trinkwasser gibt es aus dem Dorfbrunnen, der Camping Municipales ist sauber, gepflegt und nur für uns da. Sonja erzählt uns alles über die Umgebung und rät dringend, nach Puerto Deseado zu fahren. Wir folgen dem Rat und finden eine völlig trostlose, abgewrackte Hafenstadt, die stolz auf einen stillgelegten Bahnhof ist. Für den nächsten Morgen ist eine Exkursion zu einer Insel mit Felsenpinguinen geplant - das wäre doch ein schöner Geburttagsausflug für Barbara. Wir verbringen also den Tag und die Nacht in der Stadt, nur um am nächsten Tag feststellen zu müssen, dass wohl nicht genug Teilnehmer zusammengekommen sind - es lässt sich nämlich niemand sehen. Also fahren wir weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Monumento Natural Bosques Petrificados. Und ab hier verändert sich die Landschaft, es wird bergiger, der Himmel lebhafter, der Wind rauer. Wir machen eine kurze Wanderung durch den faszinierenden versteinerten Wald und geniessen das kühlere Wetter. Vor 150 Mio Jahren wurden die hier stehenden Wälder bei Vulkanausbrüchen unter 20 Meter Asche begraben und mineralisierten im Laufe der Millionen Jahre. Heute liegen hier tatsächlich Bäume aus Stein.
In Puerto San Julian genießen wir eine kleine Führung auf einem "Museumsschiff". Auf einem Nachbau von Magellans Schiff, der Victoria, erzählt uns Gadys, unsere Fremdenführerin alles über das Leben auf dem Schiff.
In Puerto Santa Cruz bekommen wir den Tipp, nicht in den angrenzenden Nationalpark zu fahren, sondern einfach eine Wanderung am Strand entlang zu einer riesigen Kolonie von Magelanpinguinen zu machen. Wir folgen dem Rat und verbringen Stunden in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit bei den Pinguinen. Ein tolles Erlebnis! Auch der Rückweg ist nicht ohne. Wir wollen etwas abkürzen und die von der Ebbe freigelegt kleine Bucht durchqueren, statt am Kieselstrand entlang zu laufen. Schon bald versinken wir im Schlick, müssen unsere Sandalen ausziehen, um sie nicht zu verlieren. Erst stapften wir auf Socken weiter, später, als wir diese verloren hatten, barfuß und bis über die Waden versinkend durch das Watt. Voll das Outdoorabenteuer😁
Jetzt verbringen wir zwei Tage in Rio Gallegos, um Wäsche zu waschen, endlich mal wieder Internet zu haben, die frischen Vorräte aufzubrauchen und uns auf Chile vorzubereiten. Um nach Feuerland zu gelangen, muss man nämlich ein kurzes Stück durch Chile und darf keine frischen Lebensmittel mit über die Grenze nehmen.
Das Essen in Argentinien ist ein Kapitel für sich und macht uns nicht wirklich Spaß. Das Brot ist pappig und geschmacklos - ein typisch deutsches Problem. Es gibt zwar so etwas wie Vollkornbrot, aber das ist in etwa so wie unser Vollkorntoast - nur trockener. Es gibt kaum frisches Obst und Gemüse und was es gibt, ist von schlechter Qualität. Alle Käsesorten schmecken ungefähr gleich und sind relativ geschmacklos. Es gibt rohen und gekochten Schinken, Salamie und LEBERWURST. Naturjoghurt und Quark haben wir bis jetzt vergeblich gesucht. Selbst die Milka Schokolade schmeckt nicht, die argentinische ist ungeniessbar. Dafür ist das Eis richtig gut - allerdings auch richtig teuer. Die Kekse finde ich lecker, sie sind so süß, dass Sibylle sie nicht mag. Beim Kaffeekauf muss man darauf achten, die eine Sorte zu finden, der kein Zucker zugesetzt ist. Geht man essen, gibt es riesige Fleischportionen, fast immer mit Schinken belegt, mit Käse überbacken und manchmal sogar mit einen Spiegelei gekrönt. Die Pommes sind gut und immer sehr viel. Angst vor Cholesterin schein hier niemand zu haben. Salat gibt es kaum und wenn dann immer maximal mit etwas Öl, Essig und Salz serviert. Pasta und Gnocchi kann man im Restaurant gut essen - das ist aber auch das, was wir im Dubs immer selbst kochen. Sowohl der Wein als auch das lokale Bier sind so richtig gut. Wir werden also nicht immer satt, sind dafür aber stets gut drauf.