Veröffentlicht: 12.04.2019
Von dem kleinen Dorf Vilcabamba, in welchem viele ältere wohlhabende Amerikaner leben und den Preisspiegel nach oben drücken, geht es schnell weiter im Nachtbus von Loja nach Ambato. Müde kommen wir bei Sonnenaufgang in Ambato an, wo wir in einen anderen Bus nach Banos umsteigen müssen. Als der Bus kommt drängen viele Menschen hinein, wir warten mit unseren großen Rucksäcken ab, aber als ein paar Männer vor uns nicht den Anschein machen einsteigen zu wollen und nur blöd im Weg stehen, überholen wir sie und steigen ebenfalls ein. Wir sitzen gerade mal keine Minute, da steigen zwei Männer mit Kapuzenpulli schon wieder aus. Ein paar Sekunden später sucht Jakob vergeblich in seiner Jackentasche nach seinem Handy. Wir springen sofort aus dem Bus und versuchen die zwei Männer mit Kapuzenpulli wiederzufinden. Leider ohne Erfolg und wir können es fast nicht glauben, wie in den paar Sekunden das Handy aus der Jackentasche mit Reißverschluss geklaut werden konnte. Deprimiert kommen wir in der kleinen Stadt Banos an, wo die Polizei leider das Handy nicht orten kann, da nur die peruanische Sim aktiv ist.
Wir beschließen mal wieder zu campen, ein lieber schwarzer Hund begleitet uns auf dem Weg zum Campingplatz und möchte auch dort nicht mehr von unserer Seite weichen, wir nennen ihn Oskar. Der Campingplatz liegt sehr schön gelegen auf einem Hügel mit vielen Bäumen, Büschen und ein Dutzend anderer Katzen und Hunden. Oskar fühlt sich sofort wohl, wir dagegen ein wenig fehl am Platz: Lauter Teenies und Junggebliebene aus ganz Südamerika feiern hier die Pflanzen mit "heilsamen" Kräften, wie sie sagen und was ihnen Mutter Erde eben so schenkt. Es sind schon alle morgens zugedröhnt von Marihuana und anderen Azteken Kräutern. In der Dusche liegt ein Schlafender in Decken eingehüllt und auf der Outdoorcouch ein Anderer, der die Decke weit über den Kopf zieht, um sich vor der Sonne zu schützen. Beide sind am Abend noch in der selben Position vorzufinden. Niemand wundert sich. Auch sind die Leute nicht sehr kommunikativ, außer der Gitarrenspieler, der sich mit uns nach einigen Liedern unterhält. Das Positive sind also schöne Gitarrenmusik, die Natur, die Tiere und kostenloses übriggebliebenes Gemüse von dem Markt, wo manche Personen tagsüber arbeiten.
Uns ist das Treiben in der "Hippiekommune" allerdings zu merkwürdig. Am nächsten Tag wechseln wir den Campingplatz. Aber auch hier machen die Leute nichts anderes, als auf dem Campingplatz herumzugammeln und zu kiffen. In Ecuador wird viel gegrilltes Meerschweinchen am Straßenrand verkauft und Bauchspeck scheint eines der Lieblingsgerichte der Einheimischen zu sein, was sich auch an deren Bäuchen niederschlägt. Nach einer mühsamen Fahrradtour mit klapprigen Drahteseln, die wir letztendlich mehr schieben als treten, fahren wir weiter nach Latacunga.
Hier starten wir unsere dreitägige Wanderung auf den Vulkan Quilotoa. Im Gegensatz zu allen anderen Wanderern die wir treffen, campen wir im Zelt und finden auch bei Wind und Regen einen trockenen Unterschlupf. Die Wanderung führt uns drei Tage durch saftig grüne Wiesen und Canyons, welche wir zuerst hinunterlaufen und dann auf der anderen Seite natürlich wieder hochlaufen müssen. Die anderen Wanderer bemitleiden uns wegen unserem großen Rucksack und freuen sich am Abend auf ein Mehrgang-Menü, Sauna und Kachelofen. Uns macht das aber nicht viel aus, wir finden in beiden Nächten ein verlassenes Gebäude der Stadt unter dessen Dach wir unser Zelt aufschlagen, genießen unser selbstgemachtes Essen und unsere Freiheit. Die zweite Nacht campen wir unter dem Vordach einer Schule vor einem Basketballfeld.
Am Abend spielen die Einheimischen Tennis-Fußball während wir erschöpft zuschauen. Nachts stören sich manche Hunde an dem ungewohnten Zelt und früh am Morgen werden wir von den Schulkindern neugierig beäugt. Vor der Schule haben Frauen Massen an Süßigkeiten aufgebaut, welche das Frühstück für einige Kinder zu sein scheint. Wir sind überrascht, denn die meisten Kinder fragen uns nach Süßigkeiten und sind auch nicht mit einer Handvoll Bonbons zufrieden. Der Auftieg auf den Kraterrand am letzten Tag ist härter als gedacht, das Bonbonpapier der Kinder liegt überall auf dem Weg verteilt. In 13km überwinden wir über 1.000 Höhenmeter, was eigentlich machbar ist. Aber der große Rucksack und die dünne Luft machen uns zu schaffen. Oben angekommen belohnt uns das in unterschiedlichen Farben glänzende Wasser in der Tiefe des Kraters. Der höchste Punkt des Vulkans liegt auf 3.914 Metern und der letzte Ausbruch fand vermutlich um 1280 statt. Durch die Mineralien in dem 250 Meter tiefen Kratersee entsteht die grünliche Färbung des Wassers.
Wir genießen den Anblick, unterhalten uns mit anderen Wanderern und verspeisen Reis, den wir vorgekocht haben, mit Pesto, Tomate und Avocado. Mit tollen Ausblicken auf den See geht es am Kraterrand entlang in die nächste Stadt. Nach einer Nacht im Hostel in Latacunga fahren wir nun an Ecuadors Küste.