Königliche Wonne und andere Marotten

Da erzählt der alternde Professor seinem Schützling die Geschichte seiner verstorbenen Frau, die im Schlaf immer gefurzt hat. Er wundert sich, dass er solche Dinge an ihr am meisten vermisst. Die Unvollkommenheiten seiner Frau, von denen nur er wusste, machten sie erst zu seiner Frau. Die Szene ist aus dem Film Good Will Hunting, in der Sean der Psychologe den hochbegabten, aber etwas gewaltbereiten Will unter seine Fittiche nimmt. Es ist einer meiner Lieblingsfilmszenen, weil er für mich den Kern der Liebe und des Zusammenseins trifft.

Wenn ich meine Liebste dabei beobachte, wie sie einen drittklassigen Schnulzenfilm schaut, dann sehe ich ihre wahre Schönheit. Dabei geht es nicht um diesen behelfsmässigen Film, dessen Handlung und Ende man schon bei der ersten Szene errät. Da ist der Prinz aus reichem Hause und die Klatschjournalistin, die sich als Kindermädchen getarnt in den Palast eingeschlichen hat. Weiter gehört zu dieser viel zu süssen Romanze die böse Nebenbuhlerin, die den Prinzen für sich haben möchte und die aufkeimende Liebe zwischen Kindermädchen und Prinz sabotiert. Einige gefühlskalte, blaublütige Nebendarsteller gehören mit von der Partie und zum Glück fehlt der warmherzige Butler nicht, der die verzweifeltete und zukünftige Prinzessin zu trösten weiss.

Freunde und Feinde sind bestimmt, die Bedrohung ist bekannt und am Schluss oh Überraschung kommen Prinz und Kindermädchen zusammen, die nicht nur hübsch, sondern auch noch ein grosses Herz für Tiere und Kinder hat. Die Bösen sind bestraft und die soziale Ordnung wiederhergestellt.

Die Hauptrolle bei diesem Treiben hat aber meine Prinzessin und die Magie entsteht erst, wenn ich sie dabei beobachte, wie sie mit diesem kleinen Lächeln auf den Lippen dem royalen Treiben glückselig zuschaut. Wenn ich ihr dann noch meine Brust als Kissen opfere, scheint ihr Glück perfekt zu sein und ich ertrage sogar die nicht sehr hochstehenden royalen Dialoge, wie der tapferste Ritter mit einem Pfeil in seinem Oberschenkel. Dabei frage ich mich, wie es die Schauspieler schaffen bei diesem Text nicht in lautes Gelächter auszubrechen. 

Natürlich weiss auch sie seit der ersten Szene, dass der Film mit einem Happy End enden wird.

Diese einfach gestrickte Geschichte gibt ihren Träumen und Hoffnungen eine Form. Die Herausforderungen unseres Alltags sind so verzwackt, dass da eben nicht immer eine eindeutige böse Stiefmutter erkennbar ist und es hart ist ein Happy End zu sehen. 

Und so öffnen auch mir diese Schnulzenfilme das Herz für meinen Lieblingsmenschen, wenn ich sehe wie entspannt ihr Kopf auf meiner Brust ruht und ihr Gesicht mit einem friedvollen Lächeln durchzogen ist. Dabei gebe ich mir alle Mühe keinen Kommentar über die Qualität des Filmes abzugeben und unterdrücke den einen oder anderen Furz seit Stunden.

Ich weiss, dass wir beide nicht perfekt sind, aber füreinander sind wird perfekt. Ich kenne ihre Marotten und sie weiss um meine Schwächen. Die Unvollkommenheiten machen das Leben erst aus. Und Gott bewahre, dass ich noch eine weitere ihrer Eigenheiten und Geheimnisse in meinem Bloq preisgeben würde.