meses-de-miel
meses-de-miel
vakantio.de/meses-de-miel

Mit dem Daumen bis ans Ende - No imposible, pero difícil!

Veröffentlicht: 09.01.2019

In Cochrane werden wir fast schwach, als wir zusammen mit Steve am Busbahnhof (warum auch immer es einen ganzen neuen Terminal gibt, für einen Bus am Tag, aber gut…) sind und für ihn ein Ticket kaufen. Für ihn geht es ebenfalls weiter nach Caleta Tortel, was 20km abseits der Carretera Austral liegt. Doch wir bleiben stark und versuchen am nächsten Morgen unser Glück erneut mit dem Daumen. Steve und der Bus überholen uns schon, als wir gerade noch die richtige Stelle am Straßenrand suchen, um es uns gemütlich zu machen. Noch schnell einmal ins Gebüsch, damit wir auch bereit sind für die 125 km lange Fahrt. Doch schon als Lisa gerade noch im Gras hockt, hält das erste Auto! Ein Satellitenschüssel-Installateur in seinem Dienstwagen auf dem Weg zum Kunden. Er fährt tatsächlich bis nach Tortel, muss davor aber noch bei einem Kunden anhalten und eine Schüssel anschließen. Es dauert nicht lange und da düsen wir im flotten Pick-Up auch schon an Steve im Bus vorbei. Es fühlt sich fast ein bisschen wie ein Wettrennen an, Trampen vs. Bus :)

40km vor Tortel, mitten im Wald in einer Farm, steigen wir dann aus, denn unser Fahrer muss arbeiten. Wir laufen die Straße entlang und vespern, versuchen unser Glück. Doch das einzige Gefährt was uns passiert ist der Bus inklusive Steve. Den wollen wir natürlich nicht anhalten, das ginge ja gegen unsere Würde. Nach einer Dreiviertel Stunde gabelt uns dann auch der nette Installateur wieder auf und nimmt uns mit bis direkt ins Zentrum von Caleta Tortel. Nun gut, sagen wir, bis die Straße eben aufhört. Denn - was uns ehrlich gesagt nicht ganz bewusst war - in Tortel gibt es keine Straßen, sondern nur Holzstege und Treppen, welche die Häuser miteinander verbinden. Das ist ja abgefahren! Der Bus steht auch schon da, alles klar, Steve hat gewonnen. Schnell bei der Touri-Info noch über mögliche Unterkünfte erkundigt und los geht die Unterkunft-Suche. Nach drei Anfragen kommen wir günstig, einfach und, naja, einigermaßen sauber, unter. Wir nutzen den Nachmittag um das ganze Dorf abzulaufen, ein nett:ie Arme und verabreden uns zum Abendessen. Nach leckerem Fisch, Bier und Pisco Sour verabschieden wir uns dann von unserem Freund, denn er nimmt von hier die 40-Stunden Fähre nach Puerto Natales.

Tortel ist zwar ein wirklich beeindruckender Ort, doch da wir eigentlich auch alles gesehen haben wollen wir - anders als geplant - am nächsten Tag schon weiter. Einziges eventuelles Problem: Es gibt erst übermorgen wieder einen Bus, das heißt wir müssten auch dieses Mal trampen, und zwar in den letzten Ort der Carretera Austral: Villa O'Higgins. Grundsätzlich ja genau unser Ding, allerdings wird dieses Stück "nicht unmöglich, aber schwierig" - wie uns die Dame an der Touri-Info mitteilt. Der Grund: Von O'Higgins geht es nur noch mit dem Rad oder zu Fuß per Boot weiter. Wer also sollte mit dem Auto die letzten 150 km fahren? Zudem kommt, dass wir erst die 22km von Tortel bis zur Carretera kommen müssen, um dort evtl. auf mehr Autos zu treffen. Und außerdem muss ein Teil der Strecke per Fähre überwunden werden, die nur 4mal am Tag fährt. Doch was solls, wir versuchen unser Glück. Mit Steve's Worten "You will make it, I have faith!" im Kopf stellen wir uns um 8.15Uhr an die Straße, für den Fall es nimmt jemand direkt die erste 10Uhr Fähre. Angeblich braucht man ca. 1 Stunde bis zum Hafen. Wir warten ziemlich genau eine Stunde und sehen: Nichts. Kein Auto, nada. Ok, die erste Fähre wird dann wohl ohne uns gehen. Als wir uns gerade schon damit abfinden, brettert ein Auto heran. Schnell die Kekse (unser Lockmittel) in die Hand und den Daumen raus. Und wir machen große Augen: Das Auto hält tatsächlich! Zwei junge Männer unseren Alters kommen heraus, räumen kurz einmal das Auto um, damit wir und unser Gepäck reinpassen und dann geht's auch schon los. Und das allerbeste: Sie fahren tatsächlich bis nach Villa O'Higgins! Unglaublich, wir haben wirklich mehr Glück als Verstand! Und ja, sie wollen natürlich die 10Uhr Fähre bekommen. Die beiden wirken etwas gestresst, die Zeit rennt und die Straßenverhältnisse sind miserabel mit ständigem, kurvigem Auf und Ab. Doch sie werden etwas gelassener, als sie sich während der Fahrt brüderlich eine etwas seltsam riechende "Zigarette" drehen und teilen ;-) (das gehört wohl zur chilenischen Gelassenheit..)

Tatsächlich schaffen wir es gerade noch so auf die Fähre und überholen bei der Weiterfahrt sogar noch unsere Silvester-Freunde mit ihren Rädern. So kommen wir also schon am Mittag in Villa O'Higgins an und genießen die Wärme und Sonne. Die Temperaturen ändern sich jedoch am nächsten Tag schlagartig und es regnet (im Dorf) bzw. schneit (auf den nicht so hohen Bergen nebenan) heftig. Wir machen zwei Wanderungen und finden in einem kleinen Häuschen bei einer alten Dame das beste Vollkornbrot seit San Pedro de Atacama! Ein Genuss!

Wir buchen die Weiterfahrt per Boot plus Fahrt zum Gletscher für den 7. Januar und hoffen auf gutes Wetter, denn bei starkem Wind kann das Boot nicht fahren. Am letzten Abend kommen dann noch 4 brasilianische Käfer an, eine Gruppe von 8 Personen die in 20 Tagen von ihrer Heimat in Brasilien bis zum Ende der Carretera Austral gefahren sind, um dann wieder zurück zu fahren. Ein bisschen verrückt, aber warum nicht ;-)

Hier noch unsere eigene kleine "Daumen-Statistik" der Carretera Austral:

- 1.240 Kilometer

- 16 Autos

- 30 km zu Fuß

- 70 km auf dem Fahrrad

- 4 Fähren

- 17 Tage (inkl. Aufenthalt)

Antworten

Chile
Reiseberichte Chile