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Französisches Sanatorium

Veröffentlicht: 09.01.2019

Nachdem mich mein Bein wiedermal fast eine ganze Nacht um den Schlaf gebracht hat, habe ich mich entschieden, doch mal wieder das örtliche Gesundheitssystem auszutesten. Die letzte Erfahrung, damals mit Norberts dicker Backe in der Zahnklinik in Buenos Aires, ist ja schon 6 Jahre her.

Also, gleich nach dem Aufstehen das "Sanitorio Francés" aufgesucht. Das ist eine Art öffentliche, aber nicht staatliche (die gibt es auch) Poliklinik, fußläufig bzw. -hinkend in 20 Minuten erreichbar. In der gut gefüllten Warte"halle" ( gefühlt Wohnzimmergröße) erstmal den Nummerziehautomaten angesteuert, wurde aber von der netten Dame an der Rezeption sofort herangewunken. Glück gehabt! Mein Anliegen geschildert, Wartezeit für die ärztliche Konsultation wurde mir mit 2 Stunden avisiert. Aber zunächst der Weg zur Kasse: Versicherungskarte oder Ars 300. Also bar bezahlt und mit Quittung wieder an die Rezeption. Oh Wunder, nach 10 Minuten wurde ich schon aufgerufen. Die  Aussprache unseres Namens hier ist allerdings arg gewöhnungsbedürftig, hört sich so ähnlich wie "Määja" an, mit Betonung auf der zweiten Silbe.

Kurze ärztliche Begutachtung des "Schadens" in einer Art Durchgangszimmer. Trotz des offensichtlichen Stresses unter dem das Personal hier arbeitet sehr nett und kommunikativ,  kurzes Abtasten ohne Befund, wurde mit entsprechenden Verordnungen in der Hand zum Röntgen und Echo ins Tiefgeschoss geschickt.

3 Minuten später stand ich dort vor dem Tresen, an dem mir eröffnet wurde, dass ich mich bitte (immer sehr freundlich!) in den ersten Stock begeben möge, um mir einen Termin zu holen. Also, ich nach oben, über die Treppe, da die Aufzüge nicht zu reagieren schienen. Dort wurde ich zu einem Telefon in einer Ecke geschickt: "Bitte die 30 wählen, und Termin für "radiografía y echo doppler" geben lassen. Nachdem ich der Dame am Telefon (Verbindungsqualität hat mich an die Raumstation denken lassen) brav mein Anliegen vorgetragen hatte, gab sie mir einen Termin in 2 Wochen. Auf die schüchterne Frage, ob's nicht bisschen schneller ginge, kam ein klares NEIN. Irgendwie bin ich dann, den Tränen nahe, mutig geworden, habe ihr was von Verdacht auf Thrombose erklärt und gesagt, dass doch ein Termin so weit in der Zukunft keinen Sinn ergäbe. Na, dann soll ich mich doch morgen früh um 10:45 im Tiefgeschoss melden. GEHT DOCH!!!

Am nächsten Morgen nach kurzem Warten: "Määja!". Sehr netter, junger Radiologe, Dr. Wilde, macht ausführlichen Ultraschall. Ergebnis: keine Anzeichen von Thrombose aber Bursitis im (am? über dem?) Knöchel, naja jedenfalls im rechten Bein. Nachmittags die Ergebnisse in schriftlicher Form abgeholt, danach nochmal warten auf die Doktora. Rezept für Diclofenac + Kortison + B 12 mitbekommen, gleich in der nächsten Apotheke abgeholt und die erste Pille geschluckt. Abends dann schon munter mit Norbert, Angeles + Valentina zur Pizzeria 5 Ecken weiter getrabt. Voller Erfolg!

Rechnung? Arztbesuch selbst besagte Ars 300, Röntgen + Ultraschall zusammen Ars 1600, Apotheke Ars 450, macht zusammen Ars 2350, umgerechnet € 55. 

Fazit: Habe nach meinem Sturz (Wegeunfall, Weihnachtswochenende, 3 Tage vor Abflug), nach 4 Stunden in der Notaufnahme vom Lynar und Röntgen meines Knies bei der Entlassung den lapidaren Hinweis bekommen: "... da is nix, treten se ganz normal auf, wenn's weh tut nehmen se halt Ibuprofen". Die folgenden 3 Wochen habe ich trotz (oder wegen?) "normal" Auftreten UND Ibuprofen mit den Gebrüdern Schulz zugebracht. HIER habe ich binnen 1,5 Tagen eine vernünftige Diagnose und Behandlung erfahren. Ja, unter Bedingungen, die bei uns natürlich völlig undenkbar wären: Untersuchung in einem Durchgangsraum, sozusagen in aller Öffentlichkeit; neu ankommende Notfälle werden auf alten "verschrammelten" Transportliegen quer durch den Warteraum geschoben (einen extra Eingang oder eine Zufahrt für die Ambulancia scheint es nicht zu geben); für die Ultraschalluntersuchung gibt es nur das blanke Plastikpolster (ich gehe davon aus, dass es nach jedem Patienten hygienisch abgewischt wird); im Innenhof tummeln sich die Tauben auf der Ventillation der Klimaanlage .... 

... aber letztlich zählt doch nur das Ergebnis!



Antworten (1)

Brigitte
Mensch liebe Christine 😗Alles alles Gute 👌für dein Fuß😗LG >>>>Gity