Reisefischer Kanada
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#48 Zurück zum Anfang

Veröffentlicht: 24.07.2023

Heyho,

dieses Mal gibt es leider keine Audioversion, da ich einfach keine Zeit alleine hatte und immer jemand vorbei kam usw. Sorry für die ein, zwei Personen, die da reinhören. 😅

Und ich habe gerade gesehen, dass es einfach drei Wochen her ist, seit meinem letzten Beitrag. Sorry dafür.

Nachdem ich Kamloops verlassen hatte, ging das Thermometer stetig weiter nach unten auf meinem Weg nach 

Kelowna

Diese Stadt sollte mein nächstes Etappenziel darstellen. Zuvor hielt ich noch schnell in Vernon an, die erste Stadt am Okanagan Lake. Denn dort beginnt das sogenannte Okanagan Valley, welches für seine vielen Weinbaugebiete bekannt ist.

In Kelowna angekommen, hieß es erst mal WLAN suchen, denn ich habe gesehen, dass mein Campingplatz einfach 50 Kilometer von Kelowna entfernt war. Nachdem meine endlose Suche erfolgreich war, musste ich feststellen, dass dies wirklich der nächste kostenfreie Campingplatz war. Nachdem ich mich dann schon etwas genervt durch den Stadtverkehr gequält und dabei fast wieder eine vollkommen zugedröhnte Frau überfahren hatte, ging es kurz zur goldenen Möwe, um schnell etwas zu essen. Dort hatte ich eine Situation, die mir echt etwas den Tag gerettet hat. Denn die junge Bedienung hatte ein unfassbar schönes Lächeln und das hat sie nie verloren, obwohl die Kunden*innen, die ich beobachte hatte, echt Horror war. Dieses Lächeln hat mir echt den Tag gerettet und ich musste ihr es auch einfach sagen. Man macht sowieso viel zu selten Komplimente und vlt. hat es ihr ja auch etwas geholfen, in all diesen Stress dort.

Anschließend ging es mal wieder ewig in den Wald, um dann irgendwann an meinem Platz anzukommen. Es war schon spät, sodass ich nichts gemacht hatte, außer den Blog „aufzunehmen“.

Am nächsten Morgen habe ich beschlossen, nichts zu machen und einfach mal meine Klamotten zu waschen und mein Auto etwas zu reinigen. Dies ging so lange gut, bis es dann mittags angefangen hat zu regnen. Das Problem war, dass es auch einfach nicht warm war und so bummelte ich mal wieder meine Stunden im mittlerweile kalten Auto ab. Denn zwischen Kamloops und Kelowna ist die Temperatur um fast 30 Grad abgefallen. In Kamloops hatte ich ja auch abends gegen zehn Uhr noch über 30 Grad Celsius, wohingegen in Kelowna die Maximaltemperatur 13 Grad Celsiuc betrug. Man kann ja erahnen, dass ich an diesem Tag somit nicht wirklich was gemacht hatte. Meine Wäsche wurde natürlich auch nicht so trocken. Ein weiteres Problem war der Wind, der schon fast stürmisch war. Dies stellte vor allem für die Nacht ein Problem dar, denn ich hatte mein Tarp um mein Auto gespannt, damit ich trotz des Regens meine Fenster öffnen konnte. Der Wind war jedoch so stark, dass sogar mein Auto die ganze Zeit gewackelt hat und dementsprechend das Tarp unfassbar laut war, sodass ich zwei Uhr nachts dann doch die Fenster schließen musste.

Mit einem geringen Schlafmangel, der sich leicht auf meine Laune auswirkt, ging es wieder nach Kelowna. Ich wollte mir dort etwas die Stadt angucken und meine weiteren Wege planen. Doch in dieser Stadt habe ich einfach kein kostenfreies und nutzbares WLAN gefunden, noch dazu hat mir Kelowna einfach nicht gefallen. Es ist eine viel zu große Stadt, die einfach die zwei Extremen zwischen „Komplett Drogenabhängig“ und „Ich habe mein eigenes Boot direkt vor der Haustür stehen“ verbunden hat, was diese Stadt (wie alle große Städte hier) sehr unattraktiv machte. Meine schlechte Laune wurde dadurch einfach nicht besser und ich wusste nicht wirklich, was ich in der Stadt machen sollte. Durch das fehlende WLAN konnte ich auch nicht wirklich weiter planen und so rief ich in meiner „Verzweiflung“ einfach bei meiner ersten Farm an. Eigentlich hat mir die Farmerin vor einigen Wochen „abgesagt“, da sie genug Helfer*innen hätte, aber ich wollte mein Glück dennoch versuchen und tatsächlich, da am Wochenende einige Leute die Farm verließen und andere kurzfristig abgesagt hatten, hatten sie genug Kapazitäten für mich.

Ich bin dann in Kelowna noch ganz kurz wandern gewesen, ehe es Richtung erste Farm ging.

Amazia Farm

Auf dem Weg dahin bin ich den gleichen Weg wie vor fast exakt einem Jahr gefahren. Es war ziemlich witzig, da ich mich noch genau an bestimmte Phrasen aus dem Gespräch mit der Farmerin erinnern konnte, als sie mich damals aus Kelowna abgeholt hatte. Und dann hieß es ankommen.....

Es ist faszinierend, die Farm nach einem Jahr zusehen und wie sie doch gewachsen ist. Genauso wie es Unterschiede in der Farm gibt, gab es natürlich auch Unterschiede zu der letzten Gruppe. Dieses Jahr ist die Gruppe deutlich (also wirklich deutlich!) ruhiger als letztes Jahr. Woran man das merkt?

1. Dieses Jahr sind es ungefähr nur halb so viele Freiwillige, aber die Produktion ist doppelt so hoch (Habe wir letztes Jahr etwas viel gefeiert? :D)

2. Der Farmer kauft für das Wochenende Bier und da ist sogar noch was am Montag übrig. Leztes Jahr waren wir froh, wenn es für wenigstens eine Party am Wochenende gereicht hat. :D

3. Partys finden maximal nur ein Mal pro Woche statt.

Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es kaum etwas zu berichten. Da mir die Farmerin angeboten hat, länger zu bleiben, wurde aus der geplanten Nacht eine ganze Woche. So half ich hier auf der Farm und das vor allem in der Waschstation. Es hieß also wieder Salat und Rucola waschen, kontrollieren, trocknen und zum Verkauf verpacken.

Am Montag war ich beim Einpflanzen eingeordnet und so wurden neue Salatköpfe (alle zwei Wochen) eingepflanzt. Es ist einfach immer wieder schön, die eigene Arbeit zu sehen und zu wissen, was alles dahintersteckt. Letztes Jahr habe ich auch Melonen geerntet, ich hoffe, dass können die Leute hier auch bald, denn wenn nicht, habe ich sie am Montag falsch eingeplatzt. 😂 Am Nachmittag ging es zum Fluss und das war der Wahnsinn. Diese Strömung des Flusses sah überhaupt nicht schlimm aus, aber man kam nicht dagegen an. Das war eine krasse Erfahrung, die mir auch einfach noch mal bewusst gemacht hat, bei Flüssen nicht einfach so reinzugehen, da man diese Strömungen wirklich sowas von unterschätzt. Nach dieser Erfahrung war ich auch echt froh, dass ich damals bei Whistler nicht in den Fluss gestiegen bin. Aufgrund der grün-türkisen Färbung konnte ich damals nichts erkennen und die Strömung war um ein Vielfaches stärker. Dieser Fluss hätte mich damals wahrscheinlich direkt mitgerissen.

Der Dienstag war ein etwas „besonderer“ Tag, denn dort stand die Knoblauchernte an. Glücklicherweise konnte ich das Tarp über meinem Tisch aufspannen, sodass ich nicht die ganze Zeit in der Sonne arbeiten musste, denn hier ist es wie im letzten Jahr, einfach unfassbar heiß. Wir fangen meistens auch gegen 6 Uhr an zu arbeiten, da es sonst zu heiß wird. Selbst im Haus sind es oft über 30°C – 35 °C, sodass es auch kaum Orte gibt, an denen man seinen Körper etwas Kühle bieten kann. Bei der Knoblauchernte war meine Gruppe dann lediglich für das Binden und aufhängen der Zehen zuständig, damit sie jetzt einige Wochen trocknen können, bevor sie in vier Gruppen (sehr gut – Zehen für nächste Aussaat, gut/ weniger Gut – für den Verkauf, schlecht) eingeteilt werden.

Sonst war ich tatsächlich nur in der Waschstation und da es auch so unfassbar heiß war, lag man den ganzen Tag eigentlich nur vegetierend an irgendeinen schattigen Platz. Bei diesen Temperaturen kann man auch nicht so viel machen, sodass ich nur ein Mal an einem See war. „Leider“ war dies ein wirklich heiliger See für die indigene Bevölkerung und so konnte ich an diesem See nicht entlang wandern, sodass es ein sehr kurzer Ausflug war. Allerdings war das auch gut genug, denn ich konnte dieses Jahr tatsächlich nicht lange in der Gruppe sitzen

Ich liebe es, manchmal einfach still in der Gruppe zu sitzen und die Menschen und deren Verhaltensweise zu beobachten und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Dieses Jahr sind sehr viele extrovertierte Menschen hier, die alle auch noch die Oberhand beim erzählen haben wollen. Dieses permanente laute und aufdringliche Reden war absolut gar nichts für mich. Es ist halt auch so, dass es vor allem sehr junge Menschen waren, die gerade ihre Schule beendet hatten und dann immer so erzählt haben, als wären sie schon mit 40 Jahren an Lebenserfahrung auf die Welt gekommen. Ein weiterer Punkt, den ich sehr anstrengend fand. Wie gesagt, ich möchte hier nicht so ins lästerliche schreiben ausarten, aber es war wirklich anstrengend und am liebsten hätte ich ihnen öfters gerne gesagt, dass sie sich bitte nicht als Sonne sehen sollten, schließlich dreht sich die Welt nicht um diese Person.

In der Nacht zwischen Mittwoch und Donnerstag hatte ich mal wieder einen tierischen Besucher. Aktuell läuft hier ein Reh ab und an über die Farm. In der Nacht wurde ich wach, es war irgendwie 2:32 oder 3:22 Uhr (irgendwas mit dreien und zweien 😅) und als ich mich gerade umdrehte, sah ich einen Kopf an meinem geöffneten Fenster. Ich war anscheinend so müde, dass ich einfach superruhig blieb. Kurz dachte, dass es die Katze wäre und dann habe ich einfach mit der Hand gewedelt und gesagt, dass es verschwinden soll. Da es jedoch definitiv nicht die Katze sein konnte, denke ich einfach, dass das Reh an meinem Auto gehalten und einen kleinen Blick durch mein Fenster riskieren wollte, wodurch ich dann wach wurde. Es wird nie langweilig mit den Tieren. 😂🦌

Sonst hieß es am Freitagnachmittag noch mal rein in die Waschstation, Sachen waschen und dann etwas ganz Besonderes genießen – Stille. Fast alle von der Farm sind nach Oliver gefahren und so konnte ich zwei Stunden etwas Ruhe genießen, mit den drei anderen, die ebenfalls auf der Farm geblieben sind. Nach der Rückkehr der anderen wurde dann noch eine Party geschmissen und dann war es auch schon Samstags.

Warum auch immer, habe ich im Verlaufe des Tages Magenschmerzen bekommen, sodass ich leider nichts machen konnte, außer zu schlafen. Das war schon etwas ärgerlich, da ich gerne mit an den See gefahren wäre, aber ich musste einfach schlafen. Ich war so unfassbar müde und bei über 30 °C war mein Körper sowieso schon etwas geschwächt und dann noch mit dem Magen. Es war also eher ein ruhiger Tag, so bin ich auch nicht mit ins Kino gefahren. Dies wiederum hatte den Vorteil, dass ich wieder Stille genießen konnte. 😂

.....

Zum Glück habe ich gerade den Blog nicht schon veröffentlicht. 😅 In den letzten fünf Minuten wurde noch mal kurz mit den Farmern gequatscht und jetzt ist es so, dass ich diese Woche noch eine bezahlte Stelle hier bekomme. Sodass ich vormittags meine kostenlosen Stunden arbeite und nachmittags dann meine bezahlten.

Ich wollte eigentlich nicht so lange hierbleiben, da ich ja auf einem Roadtrip bin, aber ich war jetzt schon ein Monat unterwegs und diese kleine finanzielle Spritze tut mir ganz gut, um ehrlich zu sein. Von daher bleibe ich nun noch eine weitere Woche hier, aber dann geht es wirklich weiter, denn mein nächstes großes Ziel wird wahrscheinlich einfach nur der Wahnsinn, aber da musst du dich jetzt doch noch länger gedulden. :b

Schwitzige Grüße

Samuel 🙌

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